Börsengehandelte Indexfonds wachsen massiv gegen den Krisentrend. Zudem sind ETFs bequem und schnell zu handeln.
Wenn die Finanzbranche derzeit so etwas wie Krisengewinner kennt, dann sind es die Anbieter börsengehandelter Indexfonds. Nach Angaben des Marktforschers Lipper flossen allein den europäischen Emittenten der Exchange Traded Funds (ETF) von Januar bis November 2008 rund 53 Mrd. Euro an frischem Geld zu. Herkömmliche, meist aktiv gemanagte Investmentfonds haben dagegen im vergangenen Jahr in Europa rund 400 Mrd. Euro verloren.
Die Branche setzt große Hoffnungen in die Börsenfonds: "Es dürfte in den nächsten fünf Jahren kein Finanzprodukt geben, dass eine ähnliche Nachfrage erfährt", prophezeit Thorsten Michalik, Chef von DB X-Trackers, dem ETF-Anbieter der Deutschen Bank. Und Barclays Global Investors erwartet, dass das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen sich von 2009 bis 2010 auf 2 Mrd. $ verdoppeln könnte.
Der europäische Markt ist unter drei großen Anbietern aufgeteilt: Auf Platz eins liegt laut Lipper-Analysen Barclays mit seiner ETF-Marke I-Shares und einem Marktanteil von 36 Prozent, gefolgt von Lyxor mit 23 Prozent. Auf Platz drei: DB X-Trackers, die ihre ETFs erst seit Anfang 2007 anbieten. Die Deutsche-Bank-Tochter hat sich bereits einen Marktanteil von mehr als 14 Prozent erkämpft. Namhafte ETF-Anbieter sind darüber hinaus State Street und die Axa-Tochter Easy-ETF. Neu auf dem Markt sind seit vergangenem Jahr ETF-Lab, der Börsenfonds-Emittent der sparkasseneigenen Deka, außerdem Comstage, die ETF-Marke der Commerzbank.
ETFs bilden den Verlauf eines Börsenbarometers nach - wie Dax oder Dow-Jones. Das heißt, sie versuchen gar nicht erst, besser abzuschneiden als der Markt, was diversen Studien zufolge ja auch aktiven Managern langfristig meist nicht gelingt. Anders als Indexzertifikate sind ETFs aber Fonds und damit bei einer Insolvenz des Emittenten als Sondervermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt - Experten halten diese beiden Vorteile für die Hauptgründe, warum Anleger in der Krise verstärkt auf ETFs setzen.
Zudem sind ETFs bequem und schnell zu handeln, denn spezielle "Market-Maker" kaufen und verkaufen sekündlich Anteile an der Börse. Es fällt kein Ausgabeaufschlag an, und die Verwaltungsgebühren sind niedrig: Bei ETFs auf Standardindizes wie den Dax liegen sie zwischen 0,1 und 0,15 Prozent. Selbst Nischenmärkte kosten selten mehr als 0,5 oder 0,6 Prozent.
Inzwischen gibt es kaum noch eine Anlageklasse oder -strategie, die nicht schon ein Anbieter in eine ETF-Hülle verpackt hätte: Die meisten der in Europa zugelassenen Börsenfonds folgen Aktien- oder Rentenindizes. Aber auch Rohstoff- und Geldmärkte lassen sich per Index darstellen und dann als ETF verkaufen.
Selbst komplexe Investmentstile sind längst als ETF zu haben: So bietet DB X-Trackers einen ETF auf den "ShortDax" an, der steigt, wenn der Dax fällt. Und Lyxor, der ETF-Anbieter der französischen Bank Société Générale, gibt ETFs heraus, die die Kursbewegungen der zugrunde liegenden Indizes per "Leverage"-Kredit verdoppeln.
Alle Anbieter arbeiten fleißig daran, sich in weiteren Nischen zu profilieren. "Marktteilnehmer können sich jetzt schon auf unsere Innovationen 2009 freuen", sagt etwa X-Trackers-Chef Michalik. Sein neuster Streich ist ein ETF auf die Wertentwicklung von Hedge-Fonds. Vor den handelbaren Fondshüllen ist scheinbar nichts mehr sicher.
FTD.de, 12.04.2009
© 2009 Financial Times Deutschland
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