Wiener Zeitung Neu in der Linkmap:
 
  Wiener Zeitung Homepage Amtsblatt Homepage LinkMap Homepage Wahlen-Portal der Wiener Zeitung Sport-Portal der Wiener Zeitung Spiele-Portal der Wiener Zeitung Dossier-Portal der Wiener Zeitung Abo-Portal der Wiener Zeitung Portal zum sterreichischen EU-Vorsitz 2006 Suche Mail senden AGB, Kontakt und Impressum Das Unternehmen Benutzer-Hilfe
 Politik  Kultur  Wirtschaft  Computer  Wissen  extra  Panorama  Wien  Meinung  English  MyAbo 
 Lexikon  Interview  Glossen  Bücher Musik  Debatten 
BesprechungenPrint this

Ein blasser Mythos

Ein blasser Mythos, William T.: Hobo Blues

Von Andreas Wirthensohn

Amerikanische Lebensphilosophie ist ob ihrer schlichten Prägnanz meist von unüberbietbarer Überzeugungskraft. "Wenn man auf einen Güterzug setzt, ist es genau wie im Leben; man kennt die Zukunft nicht."

Weder weiß man, wohin er unterwegs ist, noch, wo er wie lange stehen bleiben wird. Das heimatlose Leben der Hobos , dieser uramerikanischen Gestalten, die auf Güterzügen im Land umherreisen, ist bestimmt von "wilder Freiheit", die Cinder, Großfürstin der Hobos, ganz profan so beschreibt: "Du kannst schnell weiterfahren, aber du musst nicht. Du kannst mit Leuten kampieren, und wenn du nicht mit ihnen kampieren willst, kannst du einfach gehen."

Doch dieser Lebensstil, der einst den Drang nach Freiheit idealtypisch verkörperte, ist "auf den Hund gekommen". Hobos sind heute vor allem diejenigen, die nichts haben – nicht jedoch diejenigen, "die hier sind, weil sie hier sein wollen".

Der 1959 geborene William T. Vollmann, Verfasser von Romanen, Erzählungen und eigenwilligen Sachbüchern, gehört in den USA zu den großen Autoren, rangiert bei uns aber noch immer unter der Rubrik "Geheimtipp". Daran wird auch dieses Buch vermutlich nichts ändern. Es bleibt sowohl in seiner Thematik, wie in seiner seltsamen Mischung aus Sozialreportage, Erfahrungsbericht und Literatur ziemlich fremd. Am bedauerlichsten dabei ist, dass Vollmann sich für die Hobos, denen er im Zuge seiner mehrjährigen Feldforschung begegnet, nicht wirklich interessiert. Sie bleiben bloße Schattengestalten ohne Biographie, ohne Seele und – wären da nicht ein paar Fotos – ohne Gesicht.

Für die Landschaft hingegen hat Vollmann durchaus ein Gespür, ebenso für die literarischen Hobo-Klassiker von Mark Twain, Jack London oder Thomas Wolfe. Hier blitzen für Momente immer wieder die Stärken dieses Autors auf. Der Rest aber ist in der Tat eher ein Nachtbild.

William T. Vollmann: Hobo Blues. Ein amerikanisches Nachtbild. Aus dem Amerikanischen von Thomas Melle. Suhrkamp, Frankfurt 2009, 275 S., 20,40 Euro.

Printausgabe vom Samstag, 30. Mai 2009

Kommentar senden:
Name:

Mail:

Überschrift:

Text (max. 1500 Zeichen):

Postadresse:*


* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht.

Wiener Zeitung - 1040 Wien · Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Impressum