FTD-Bankentag

Die Sehnsucht nach Verbriefungen

von Tim Bartz, Nina Luttmer und Christina Rathmann (Frankfurt)

Die Geschäftsbanken lechzen geradezu danach, die Verbriefung von Krediten und damit eine wichtige Refinanzierungsquelle wiederzubeleben.

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"Ich fürchte fast, dass wir ein Problem hätten, die Kreditversorgung sicherzustellen, wenn heute der große Aufschwung käme", sagte Jürgen Fitschen, Firmenkundenvorstand der Deutschen Bank, auf dem 4. Bankentag der Financial Times Deutschland in Frankfurt.

Die Emission von Pfandbriefen und die Beschaffung von Kapital über die Notenbanken reichten bei Weitem nicht aus, um die Kraft der Institute zur Refinanzierung wiederherzustellen, die sie vor der Krise hatten. "Wir diskutieren nicht intensiv genug, wie wir den Verbriefungsmarkt in Gang bringen."

Ähnlich äußerten sich Lutz Diederichs, Firmenkundenvorstand der HypoVereinsbank (HVB), und Ingrid Hengster, Deutschlandchefin der verstaatlichten Royal Bank of Scotland. "Verbriefungen würden uns sehr helfen", sagte Hengster.

Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Jürgen Fitschen
 Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Jürgen Fitschen

Dass die Banker die Rückkehr der Verbriefungsmärkte herbeisehnen, ist pikant: Zwar haben sie jahrelang davon profitiert, Kredite zu Wertpapieren zu bündeln, sie an Investoren zu verkaufen, so das Ausfallrisiko loszuwerden und zugleich neue Kredite vergeben zu können, weil sie kein Eigenkapital für die Darlehen vorhalten mussten. Allerdings hat die breite Streuung der Kreditrisiken durch komplexe Derivatekonstrukte dazu geführt, dass Banken leichtfertig Darlehen auch an bonitätsschwache Kunden vergaben oder verbriefte Kredite ohne Prüfung der Ausfallgefahr kauften.

Das Spiel ging lange auf - bis in den USA die Immobilienblase platzte, Darlehen ausfielen und die Finanzkrise ihren Lauf nahm. Seither haben Banken weltweit mehr als 1000 Mrd. $ abschreiben und vielfach mit Staatshilfe gerettet werden müssen. Heute werden Kredite zu weit härteren Bedingungen vergeben als vor der Krise - wenn überhaupt. Die Folge ist die größte Rezession seit 1929.

Ein Hoffnungszeichen für den Verbriefungsmarkt in Deutschland sendet indes die staatliche KfW Bankengruppe. Deren Chef Ulrich Schröder kündigte an, schon bald mit der Verbriefung von Exportkrediten zu beginnen - "die Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium sind in der Endphase". Zum Start sei ein Volumen von 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. Euro geplant. Allerdings hat die Krise die Käufer verbriefter Kredite extrem skeptisch gemacht, wie Dominik Asam, Chef von Siemens Financial Services, sagte: "Ich kaufe nur noch eine Verbriefung, wenn ich jeden einzelnen Kredit und dessen Ausfallgefahr kenne."

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Aus der FTD vom 12.06.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD/Tim Wegner

 

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