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TUI-Österreich-Chef Pümpel über Urlaubspläne, Buchungsrückgänge, Reisekatalogangaben und Umweltschutz

"Es gibt nicht nur schlechte Nachrichten für das Reisegeschäft"

"Die Urlaubsreise zählt zu den wesentlichen Dingen in der Jahresplanung": Klaus Pümpel (li.), Stefan Janny. Foto: Strasser

"Die Urlaubsreise zählt zu den wesentlichen Dingen in der Jahresplanung": Klaus Pümpel (li.), Stefan Janny. Foto: Strasser

Von Stefan Janny

Aufzählung Buchungen liegen branchenweit acht bis zwölf Prozent unter dem Vorjahr.
Aufzählung Türkei und Italien zeigen Zuwächse, Griechenland und Spanien Rückgänge.

"Wiener Zeitung": Wo werden Sie dieses Jahr Ihren Sommerurlaub verbringen?

Klaus Pümpel: Ich hätte eigentlich eine kürzere Reise präferiert, aber wir werden heuer über Los Angeles nach Hawaii fliegen.

Wir waren zwar schon einmal dort, aber unsere Urlaubspläne orientieren sich stark an den Wünschen unseres 14-jährigen Sohnes – solange er noch gerne mit uns auf Urlaub fährt. Er hat, als wir das letzte Mal in Hawaii waren, mit dem Wellenreiten begonnen und möchte seine Kenntnisse ein wenig vertiefen.

Solche kostspieligen Fernreisen liegen derzeit aber nicht unbedingt im Trend.

Das muss man ein wenig differenzierter sehen. Diejenigen Menschen, die nicht unmittelbar von der Wirtschaftskrise betroffen sind – das sind finanziell gut situierte Personen, zum Teil aber auch Menschen, die sich bereits im Ruhestand befinden –, sind sehr wohl bereit, Geld für Kreuzfahrten oder auch Flugfernreisen auszugeben.

Was aber nichts daran ändert, dass die Zahl der gebuchten Fernreisen im laufenden Jahr merklich geringer sein wird.

Es ist völlig klar, dass die momentane Gesamtsituation dazu führt, dass der einzelne Euro zweimal umgedreht wird und viele Menschen versuchen, etwas preisgünstiger auf Urlaub zu fahren. Aber Fernreisen sind im Sommer traditionell ohnedies nicht das große Thema.

Nach Auskunft Ihrer Mitbewerber gibt es auch heftige Rückgänge bei den Buchungen für traditionelle Sommerdestinationen wie Griechenland, Spanien und Italien.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Buchungen branchenweit je nach Land zwischen acht und zwölf Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Wir behaupten uns als TUI in diesem Umfeld verhältnismäßig gut, müssen uns aber ebenfalls mit der Tatsache abfinden, dass 2009 kein Jahr des Umsatzzuwachses sein wird.

Manche Prognosen gehen davon aus, dass die Reiseveranstalter diesen Sommer Rückgänge von bis zu 15 Prozent verzeichnen werden, weil viele traditionelle Spätbucher ausbleiben werden.

Damit rechne ich definitiv nicht. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Rückgänge nach Abschluss der Sommersaison eher im einstelligen als im zweistelligen Prozentbereich liegen werden.

Sie hoffen also noch auf Spätbucher?

Ich gehe davon aus, dass es eine Spätbucherphase geben wird. Die Menschen werden auf Urlaub fahren. Sie werden vielleicht ihre Zielgebiete etwas anders wählen, werden vielleicht auch ein anderes Transportmittel wählen. Einer, der immer geflogen ist, wird vielleicht mit dem Auto fahren. Einer, der zwei Wochen gefahren ist, wird vielleicht nur zehn Tage oder eine Woche fahren. Aber es wird gereist werden.

Aber Reisen sind eben ein Luxus, auf den man, wenn man stärker aufs Geld schauen muss, besonders leicht verzichten kann.

Das ist eine sehr subjektive Behauptung. Die Urlaubsreise zählt zu den wesentlichen Dingen in der Jahresplanung der Österreicher. Dass man umständehalber diese zentrale und elementare Reise des Jahres etwas anders gestaltet, das liegt auf der Hand.

Wenn mehr Menschen mit dem eigenen Auto nach Kärnten oder Kroatien fahren und dort in einer Frühstückspension nächtigen, verdienen allerdings die Reiseveranstalter nichts daran.

Das ist nicht unbedingt richtig. Wir sind beispielsweise mit unserer Marke Terra Reisen der mit Abstand größte Kroatien-Veranstalter für Autoreisen. Ähnliches gilt für Italien.

Und wir spüren, dass es jetzt einen starken Zustrom zu dieser Art des Reisens gibt, und zwar sehr wohl über unsere Veranstalter.

Natürlich gibt es viele Österreicher, die in Österreich urlauben und nicht über einen Reiseveranstalter buchen. Aber dieser Teil des Geschäfts ist auch in der Vergangenheit an uns vorbeigegangen.

Welche Destinationen leiden derzeit besonders unter der Buchungszurückhaltung?

Es ist sicher so, dass Griechenland heuer einen größeren Rückstand zum Vorjahr aufweist, während andererseits die Türkei sogar wieder zulegt. Es gibt nicht nur schlechte Nachrichten für das Reisegeschäft. Auch Italien legt zu.

Warum profitiert die Türkei, während Griechenland verliert – zwei Länder mit ähnlichem Klima und Angebot?

Vermutlich wird jetzt besonders genau geschaut, wo der eigene Euro mehr wert ist. Und wenn mein Urlaubs euro in der Türkei derzeit deutlich mehr wert ist als in Griechenland, dann ist das eine Erklärung. Außerdem dominieren in der Türkei All-inclusive-Angebote, was die Konsumenten wegen der damit gegebenen Budgetsicherheit derzeit ebenfalls besonders schätzen.

Ist das, was vor fünf oder zehn Jahren ein Vier-Sterne-Hotel war, heute auch noch ein Vier-Sterne-Hotel?

Die Definition hat sich nicht wesentlich verändert. Vier Sterne sind vier Sterne geblieben, aber die Frage, wie diese vier Sterne beurteilt werden, hat sich geändert. Die Reisenden sind heute wesentlich informierter als früher. Dazu haben sicher die unterschiedlichen Hotelbewertungsplattformen im Internet beigetragen, die zu einer höheren Vergleichbarkeit der Produkte und ihrer Qualität führen.Dementsprechend gehen die Konsumenten mit höherem Anspruch an das Produkt heran – vor allem in Bezug auf Styling und Design.

Jemand, der zuhause sehr schön wohnt, möchte im Urlaub zumindest diesen Anspruch geboten bekommen.

Setzt sich die Reisebranche ausreichend mit den Themen Umweltschutz und Klimaerwärmung auseinander?

TUI hat sich schon lange bevor diese Themen zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen geworden sind, stets für Nachhaltigkeit und für umweltschonenden Tourismus engagiert. So haben TUI Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz soeben den Nachhaltigkeitsverein "Futouris" gegründet, um dem Thema noch mehr Nachdruck zu verleihen.

Man achtet beispielsweise schon aus Kostengründen darauf, dass die Flugzeuge möglichst wenig Treibstoff verbrauchen, was auch die Umweltbelastungen reduziert. Wir bieten Hotels mit Zertifizierungen betreffend Schonung der Umwelt und Abfallentsorgung.

Was aber nichts daran ändert, dass eine Flugreise erhebliche CO2-Emissionen verursacht, die nicht unbedingt notwendig wären.

Die Reisebranche ist kein Hauptverursacher von Umweltproblemen, das sind viel eher der Individualverkehr und der Hausbrand.

Worum es geht, ist ein vernünftiger Ausgleich. Touristen bringen nicht bloß Umweltbeeinträchtigungen, sie bringen auch Wohlstand bis ins hinterste Eck der Welt. Als Anbieter ist es für uns eine Verpflichtung, mit der Umwelt so ressourcenschonend wie möglich umzugehen, weil wir davon leben.

Was hat ein Kunde zu erwarten, wenn die Lage eines Hotels in einem Ihrer Reisekataloge als "in Strandnähe" beschrieben ist?

"Strandnähe" heißt, dass man nicht unmittelbar am Strand ist. Es kann sein, dass sich das Hotel in der zweiten Reihe befindet. Man kann zwar zu Fuß ohne weiteres zum Strand gehen, aber man hat vielleicht nicht den uneingeschränkten Strandblick.

Wäre es nicht fairer, wenn im Katalog zu lesen wäre: "nicht unmittelbar am Strand gelegen"?

Wenn jemand "Strandnähe" liest und sich nicht ganz im Klaren darüber ist, wie das zu verstehen ist, dann sollte man fragen. Dazu gibt es Reisebüros mit vielen sehr gut geschulten Mitarbeitern, die diese Informationen dann gerne erläutern.

Wird es in zehn Jahren noch eine nennenswerte Anzahl von Reisebüros geben?

Ja, es wird sicher noch eine Menge Reisebüros geben. Allerdings werden die Anforderungen an die Kompetenz der Reisebüros und ihrer Mitarbeiter weiter steigen. Viele Reisende waren schon häufiger unterwegs, außerdem beschaffen sich die Kunden heute oft bereits eine Menge Informationen, bevor sie ein Reisebüro betreten.

Dort erwarten sie, jene Informationen zu bekommen, die eine Entscheidung erleichtern. Das heißt, Kompetenz ist enorm wichtig. Reisebüros werden davon profitieren, dass der Wunsch nach mehr Individualität letztlich dazu führt, dass man mehr Beratungsleistung benötigt.

Aber wird vieles davon nicht noch stärker als bisher durch Online-Buchungssysteme und unabhängige Bewertungsplattformen abgedeckt?

Urlaub hat viel mit Gefühl, mit Wünschen, mit Erwartungshaltungen zu tun. Im Internet werden in solchen Plattformen vor allem Hardfacts verglichen. Soft-facts versucht man in Form von durchschnittlichen Meinungen abzubilden.

Das ist aber zu wenig, um auf die qualifizierte Beratung durch einen erfahrenen Reisebüromitarbeiter verzichten zu können. Das sind Dinge, die nicht durch Computer und Suchalgorithmen ersetzt werden können.

Zur Person

Klaus Pümpel wurde am 5. August 1958 in Bregenz geboren und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck. Nach der Promotion absolvierte er Gerichtsjahr und Präsenzdienst in Innsbruck und trat 1982 in den Dienst der Hypo Tirol, wo er die Kredit- und Darlehensgruppe leitete. Von 1986 bis 1992 war Pümpel Leiter der Personal- und Rechtsabteilung der Tiroler Metallwerke AG und kehrte danach als Marketingdirektor zur Hypo Tirol zurück. 1997 wechselte Pümpel als Vorsitzender der Geschäftsführung zur TUI Reisecenter GmbH, 2001 wurde er Vorstandsmitglied der TUI Austria Holding und übernahm 2006 schließlich den Vorstandsvorsitz der TUI Austria Holding GmbH.

Printausgabe vom Mittwoch, 10. Juni 2009
Online seit: Dienstag, 09. Juni 2009 17:11:17

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