09.06.2009
Kobe Bryant macht im Finale den Unterschied
Kobe Bryant kann seinen vierten NBA-Titel gewinnen
Wenn Kobe Bryant mit den Los Angeles Lakers seinen vierten Titel holen sollte, wird er erstmals als Meistermacher tituliert werden. Die "Black Mamba" (schwarze Schlange) drückt der Finalserie gegen die Orlando Magic in unnachahmlicher Art und Weise seinen Stempel auf.
Wegen des Offensiv-Spektakels ihrer Nummer 24 führen die Lakers in den Finalspielen der NBA gegen die Orlando Magic mit 2:0. Bryant ist so giftig wie in keiner seiner fünf vorherigen Endspielserien. 23 Punkte pro Partie hatte er da durchschnittlich erzielt - 34,5 Zähler sind es jetzt. "Ich übernehme in kritischen Situationen Verantwortung, dafür bin ich schließlich da", sagt der 30-Jährige, dem noch zwei Siege zu seiner vierten Meisterschaft fehlen.
Es wäre ein besonderer Titel - auch wenn er es nach außen hin anders verkauft. "Mit oder ohne Shaq ist doch egal - Hauptsache Meister", ist von ihm immer wieder in Anspielung auf die drei Championships zwischen 2000 und 2002 zu hören, die er an der Seite von Superstar Shaquille O'Neal gewonnen hatte. Bryant habe diese Titel nur geholt, weil er O'Neal hatte, halten ihm Kritiker bis heute vor. Er sei nur ein Teil der Meistermannschaft gewesen, aber nicht der Meistermacher.
"Jesus Christus hätte seine Probleme gehabt"
Derzeit lässt der laut Juni-Ausgabe des Wirtschafts-Magazins Forbes an zehnter Stelle der weltweit berühmtesten Persönlichkeiten gelegene jedoch keine Zweifel daran aufkommen, wer der Leader der Lakers ist und die 15. Meisterschaft der Vereinsgeschichte in die Stadt der Engel holen wird.
Als Orlando im zweiten Spiel zwischenzeitlich vorne lag, und Bryant vor der Pause nur auf sechs Punkte kam, verwiesen die Fernseh-Reporter beinahe schon warnend auf seine finalen Fähigkeiten. Denn der 1,98 Meter-Mann ist der beste Clutch-Shooter seit Michael Jordan. Keiner trifft in der entscheidenden Phase so oft und so genau wie Bryant. Egal, wie viele Bälle er in der ersten Halbzeit neben den Korb setzt, die große Kobe-Show gibt's zum Ende fast jeder Partie. "Er hatte am Ende fünf großartige Minuten. Keiner hätte ihn da stoppen können. Ich denke, selbst Jesus Christus hätte seine Probleme gehabt", meinte Denvers Trainer George Karl nach dem Halbfinal-Aus gegen Los Angeles.
Zum Teamplayer entwickelt
Trotz diverser One-Man-Shows gehört Bryants narzisstische Spielweise immer mehr der Vergangenheit an. Aus dem Egozentriker ist ein erfolgsdenkender Team-Player geworden. Früher waren ihm seine eigenen Statistiken wichtiger, als der Sieg. Am 22. Januar 2006 gelangen Bryant sensationelle 81 Punkte gegen Toronto. Im März 2007 erzielte er in vier aufeinanderfolgenden Spielen jeweils mehr als 50 Zähler - trotzdem scheiterten die Lakers jeweils in der ersten Playoff-Runde an Phoenix. Auch privat hatte er Probleme. Eine Hotel-Angestellte bezichtigte ihn 2003 der Vergewaltigung. Obwohl sie später vor Gericht ihre Aussage zurückzog, war Bryants Image beschädigt.
Trainer Phil Jackson bezeichnete ihn 2004 als "untrainierbar" und im Sommer 2007 forderte Bryant lautstark seinen Verkauf, sah mit der mittelmäßigen Lakers-Truppe keine Chance auf einen Titelgewinn. Nur zwei Jahre später steht Los Angeles zum weiten Mal nacheinander im Finale - und Bryant vor dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere. Nach der Auszeichnung zum "wertvollsten Spieler" (MVP) und Olympiagold im Vorjahr winkt der Titel. "Unser Job ist noch nicht beendet", betonte er. Doch dank Kobe Bryant stehen die Lakers kurz vor der Erfüllung ihrer Mission Meisterschaft.