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  10.09.2009, 22:03    

Opel-Verkauf: Treuhand-Entscheid für Magna war hauchdünn

Der Autobauer geht an den Zulieferer Magna. Doch bei den Treuhändern gab es eine "irrsinnige Situation". Am Ende rettete das Geschäft nur die Enthaltung des Ländervertreters Pfeil. GM verspricht: Alle heimischen Standorte bleiben erhalten. Doch die IG Metall zeigt sich skeptisch.

Der US-Konzern General Motors (GM) verkauft Opel an ein Konsortium um den österreichischen Autozulieferer Magna. Das teilten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der größte US-Autobauer am Donnerstag mit. "Ich freue mich außerordentlich über diese Entscheidung", sagte die Kanzlerin. Magna steigt zusammen mit der russischen Sberbank und dem Autohersteller Gaz bei Opel ein. Auch die Opel-Treuhand stimmte dem Geschäft zu. Damit hat sich der Wunschkandidat der deutschen Seite durchgesetzt. Alle vier deutschen Standorte in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach sollen erhalten bleiben.
GM verkauft nach eigenen Angaben 55 Prozent seiner Opel-Anteile. Die Arbeitnehmer sollen weitere zehn Prozent überschrieben bekommen. GM werde selbst 35 Prozent der Anteile halten. Die Finanzierung werde mit zusätzlichen Staatsgarantien unterstützt. Allerdings seien einige Schlüsselfragen noch offen.
"Wir sind heute im Beirat zu einer Entscheidung gekommen, von der wir fest glauben, dass sie im besten wirtschaftlichen Interesse von Opel/Vauxhall sowie deren Mitarbeiter ist", sagte der Vorsitzende des Treuhand-Beirats, Fred Irwin. Das Gremium setzt sich aus Vertretern von Bund, Ländern und GM zusammen und verwaltet 65 Prozent der Opel-Anteile.
Irwin machte zugleich deutlich, dass die deutschen Steuergelder zur Sanierung von Opel weder in die USA noch nach Russland abfließen sollen. Sie würden ausschließlich für NewOpel verwendet. Die Bundesregierung solle dies überwachen. Nach den Worten des GM-Verhandlungsführers John Smith müssen noch weitere Gespräche geführt werden - auch mit der Bundesregierung.
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Smith sprach von vier kleineren Vereinbarungen, die noch auszuhandeln seien. Dabei gehe es unter anderem um die Zusammenarbeit beim Einkauf und die Nutzung der Technologie. GM wolle Opel nicht wieder zurückkaufen. Der US-Autobauer habe diese Option ursprünglich von Magna gefordert. Es sei aber nicht von großer Bedeutung, dieses nicht zu erreichen. "Wir sind damit zufrieden, an Opel eine Minderheit zu halten", sagte der GM-Vize-Präsident.
Der Vertreter der Bundesregierung bei der Opel-Treuhand, Manfred Wennemer, sieht in dem Verkauf keine tragfähige Lösung. Er habe als einziger in dem Gremium dagegen gestimmt, sagte der frühere Continental-Chef. Nach seiner Einschätzung produziere Opel zu teuer. Der Vertreter der vier Bundesländer mit Opel-Standorten im Treuhand-Beirat, Dirk Pfeil, enthielt sich. Für den Verkauf an Magna stimmten demnach nur die beiden GM-Vertreter. "Das war schon eine irrsinnige Situation", sagte nach FTD-Informationen einer, der dabei war.
Merkel sagte, das Ergebnis liege "auf der Linie dessen, was sich die Bundesregierung auch gewünscht hat" und was sich die Arbeitnehmer von Opel gewünscht hätten. "Es hat sich gezeigt, dass sich Geduld und Zielstrebigkeit der Bundesregierung ausgezahlt haben." Es sei aber kein einfacher Weg gewesen. Die Finanzierungsbedingungen Berlins würden von General Motors akzeptiert, sagte Merkel. Jetzt werde es noch Beratungen in der Opel-Treuhand geben, die den Autobauer verwaltet.
Aus Berliner Koalitionskreisen hieß es: "Wir haben jetzt eine Lösung, die den Wahlkampf der Kanzlerin nicht belastet. Ob Magna die Auflagen von GM erfüllen kann, wird vor dem Wahltag wohl nicht zu klären sein. Danach sieht man weiter."
Haben das Geschäft möglich gemacht: Treuhänder Fred Irwin (l.) ...   Haben das Geschäft möglich gemacht: Treuhänder Fred Irwin (l.) und GM-Unterhändler John Smith
Auch nach dem Verkauf soll Opel nach dem Willen der bisherigen Mutter Teil des globalen Konzernverbunds bleiben. Der Rüsselsheimer Autobauer müsse in der Produktentwicklungs- und Einkaufsgemeinschaft von GM eingebunden sein. "Dies ermöglicht es allen Seiten, vom Austausch von Technologie- und Entwicklungskapazitäten zu profitieren", sagte GM-Präsident Fritz Henderson laut Mitteilung. Beispielsweise könnten Fahrzeuge wie das Elektroauto Ampera, die mit teuren Antriebstechnologien ausgerüstet seien, nur mit vereinten Kräften auf den Markt gebracht werden.
Der Bochum Opel-Betriebsrat zeigte sich erleichtert: "Wichtig für uns ist, dass die absurden Schließungspläne von General Motors vom Tisch sind", sagte der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel. Die IG Metall warnte vor übergroßer Euphorie. Zwar sei die Entscheidung zu begrüßen, doch jetzt beginne erst die eigentliche Arbeit, sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard. "Wir machen uns keine Illusionen. Auch mit Magna wird das kein Spaziergang, aber wenigstens steht jetzt die Richtung fest."
Deutschland wollte das Konsortium nach früheren Angaben mit 4,5 Mrd. Euro unterstützen. Auch wollte GM bei einem Verkauf an Opel beteiligt bleiben. Zweiter Bieter neben Magna  war der Finanzinvestor RHJI .

Teil 2: Wo die Knackpunkte liegen

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