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Sitzt, passt und hat überhaupt keine Luft

Saugnapf ist nicht gleich Saugnapf – aber die Produkte von Vakuplastic halten, was sie versprechen

Ein Saugnapf, das ist eigentlich ein paradoxes Ding: Die Funktion eines Napfes liegt ja darin, dass er etwas enthält. Während die Funktion eines Saugnapfes eben darin liegt, dass er nichts enthält, rein gar nichts. Das Vakuum macht ihn stark – und ein gewöhnlicher Haushaltssaugnapf aus der Produktion der Firma Vakuplastic in 12529 Waßmannsdorf bei Berlin trägt so locker ein Gewicht von ganzen elf Kilogramm.

An die handtellergroßen Saugplatten, die er ebenfalls herstellt, konnte sich der Firmenchef Oliver Schwarz (Bild) zu Demonstrations- zwecken vor wenigen Jahren sogar noch höchstpersönlich hängen. „80 Kilo halten die aus. Leider habe ich kaum noch Zeit für Sport und seitdem etwas zugenommen...“, sagt Schwarz, als müsse er sich entschuldigen, einem diese Vorführung versagen zu müssen. „Aber Billigware aus Fernost schafft das nicht“, fährt Schwarz bestimmt fort, und wer sich länger mit dem 38-Jährigen unterhält, erfährt, dass auch in der Herstellung von scheinbar so simplen Gegenständen wie Saugnäpfen eine Menge Fehlerquellen stecken. So müssen die Spritzguss-Formen, in die das Weich-PVC gepresst wird, hochpoliert sein, damit die Saugfläche vollkommen glatt wird und sich später kein Atom Luft zwischen sie und den Untergrund schleichen kann. Das Material muss stimmen, und die Arbeiter müssen die Maschinen für jede Aufgabe richtig einstellen. „Hier, sehen Sie!“ Schwarz wirft zwei gerippte Näpfe aus asiatischer Produktion auf den Tisch in seinem Büro. „Wenn man die andrückt, wellt sich der Rand auf. Die halten nichts aus, kosten aber um ein Vielfaches weniger als unsere.“

Ein Interview mit Vakuplastic-Geschäftsführer Oliver Schwarz hören Sie hier:

Saugnäpfe, Saugplatten, Hemmfüßchen, Kunststoffkugeln: Bis zu 150 000 einzelne Stücke stoßen die neun Maschinen bei Vakuplastic pro Tag aus, 14 Leute arbeiten in drei Schichten, der Umsatz erreicht bis zu 2,4 Millionen Euro im Jahr. Vielmehr – so war es vor der Wirtschaftskrise. Gegenwärtig ist das Unternehmen in Kurzarbeit. Denn nur fünf Prozent seiner Saugnäpfe gelangen in den Einzelhandel. Den ganzen Rest verkauft Schwarz als Zulieferer etwa an Hersteller von Navigationsgerätehaltern. Doch deren Nachfrage zum Beispiel ist jetzt auf nicht mal ein Zehntel der früheren gefallen.

Gleichwohl ist Schwarz um seine Existenz nicht bange. Es hilft die Kurzarbeiter-Regelung, und es hilft die Berliner Sparkasse. „Wir verhandeln gerade über eine Umschuldung. Bei den derzeit niedrigen Zinsen laufen unsere Kredite dann zu deutlich besseren Konditionen weiter“, sagt Schwarz. Die Berliner Sparkasse ist seit vielen Jahren Partner des Unternehmens, das 1966 in Bonn gegründet wurde, 1969 nach Berlin zog, 1976 von Oliver Schwarz‘ Vater und 2002 schließlich von ihm selbst übernommen wurde. Im selben Jahr verlegte Vakuplastic seinen Sitz nach Waßmannsdorf, was ohne die gute Unterstützung durch die Berliner Sparkasse kaum möglich gewesen wäre, so Schwarz.
Oliver Schwarz, das kann man so sagen, ist stolz auf sein Produkt. Dennoch möchte er vor einem noch warnen: „Setzen Sie sich keine Saugnäpfe auf die Haut!“ Ein Kollege habe das aus Scherz mal auf einer Messe gemacht, lief nur eine Stunde mit einem Saugnapf auf der Stirn umher – und behielt prompt einen großen kreisrunden Bluterguss zurück.

Mehr Informationen: www.vakuplastic.de. Die Angebote und Berater der Berliner Sparkasse erreichen Sie unter: www.berliner-sparkasse.de/mittelstand.