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"Das ist eine große Katastrophe"

Ein gewaltiges Beben erschüttert die Insel Sumatra. Tausende Menschen sind verschüttet

BLZ

JAKARTA. Gewaltige Kräfte wirken tief im Innern der Erde. Ihre Auswirkungen sind aber auch an der Oberfläche zu spüren. Keine 24 Stunden nach dem schweren Erdbeben vor Samoa in der Südsee hat gestern ein Beben der Stärke 7,6 die indonesische Insel Sumatra im Indischen Ozean erschüttert. Von 75 Toten sprachen die indonesischen Regierungsbehörden offiziell. Aber auch sie wussten, dass es dabei nicht bleiben wird. "Die tatsächliche Zahl der Opfer ist wesentlich höher", sagte Indonesiens Vize-Präsident Jussuf Kalla gestern. Von Tausenden Verschütteten war die Rede. Und auch davon, dass für viele der Eingeschlossenen nur wenig Hoffnung bestehe. "Es ist schwierig was genaueres zu sagen", gestand Kalla. "Es ist Nacht, und es ist dunkel", sagte der Vize-Präsident. Und er fügte seine bitteren Vorahnungen hinzu. "Die Menschen sind eingeschlossen unter den Trümmern, Hotels sind eingestürzt, Schulgebäude sind zusammengebrochen, Häuser zusammengesackt. Aber wir können noch nicht mehr sagen."

Besonders betroffen war die Großstadt Padang im Westen Sumatras. Dort seien zwei Hotels eingestürzt, sagte die indonesische Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari. Auch Hotels sollen zerstört sein. Da die Telefonverbindungen zusammengebrochen seien, sei noch nichts über mögliche Opfer bekannt. Der Fernsehsender Metro TV berichtete, in der 900 000-Einwohner-Stadt seien nach dem Erdstoß Feuer ausgebrochen, hunderte Häuser seien eingestürzt. Zahlreiche Bewohner seien in Panik auf die Straßen gerannt. Das Beben war bis nach Singapur und in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur zu spüren, auch dort strömten panische Büroangestellte aus Hochhäusern ins Freie. Selbst in Singapur und Malaysia bebte der Boden. Und Gesundheitsministerin Supari erklärte: "Das ist eine große Katastrophe. Stärker als das Beben von 2006, bei dem mindestens 3 000 Menschen starben."

Verheerender Feuergürtel

Indonesien liegt wie Samoa entlang des sogenannten pazifischen Feuergürtels. Dennoch schlossen Experten einen Zusammenhang zwischen den beiden Beben, die sich innerhalb eines Tages ereigneten aus. Der von Vulkanen gesäumte Feuergürtel reicht von den Küsten Süd- und Nordamerikas, über die Inselkette der Aleuten und Kurilen, Japan, die Philippinen und Indonesien bis nach Neuseeland. Dort schieben sich tief im Erdinnern verschiedene Erdplatten untereinander. Die großen Energien, die sich dabei aufstauen, können sich in gewaltigen Erdbeben entladen, wenn sich die Platten ruckartig verschieben - wie jetzt beim gewaltigen Beben vor Sumatra.

Das Zentrum lag rund 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Padong vor der Westküste von Sumatra. Dort hatte die Erde bereits vor zwei Jahren kräftig gebebt. Und vor Sumatra ereignete sich auch das Beben zu Weihnachten 2004, das den verheerenden Tsunami auslöste. Während die indonesische Warte keine Tsunami-Warnung ausgab, gab das Warnzentrum für den Pazifik auf Hawaii eine Flutwellen-Warnung für Indonesien, Malaysia, Indien und Thailand aus, die aber wieder aufgehoben wurde. Vulkanologen zeigten sich besorgt, das Beben könne Vulkanausbrüche auslösen. In der Region liegen die drei großen Vulkane Merapi, Talang und Tandikat. (BLZ)