Selbstmord: Vic Chesnutt stirbt an ÜberdosisDer US-amerikanische Folkmusiker Vic Chesnutt ist tot. Wie seine Plattenfirma Constellation Records bestätigt, starb Chesnutt am Freitag im Alter von 45 Jahren im Kreis seiner Familie und Freunde in seiner Heimatstadt Athens/Georgia.
Vic Chesnutt, 1964 - 2009.
Athens (thk) - Die Independent-Welt hat eine ihrer eindringlichsten Stimmen verloren. Wie der Sprecher der Familie der New York Times erklärte, handelt es sich um Selbstmord: Vic Chesnutt soll einen Abschiedsbrief an Freunde und Verwandte hinterlassen haben.Am ersten Weihnachtsfeiertag nahm Chesnutt eine Überdosis Beruhigungsmittel und fiel daraufhin ins Koma. Wer den an den Rollstuhl gefesselten Sänger fand, ob Wiederbelebungsversuche unternommen wurden und wer den Tod feststellte, ist nicht bekannt.Dass dies nicht sein erster Selbstmordversuch war, bestätigte auch die Musikerin Kristin Hersh, Chesnutts engste Freundin, via Twitter. "Another suicide attempt, looks bad, coma - if he survives, there may be brain damage. this time, it's real scary: this time, he left a note, this time, he asked them to call me."
"Einer unserer großartigsten Songwriter" (Michael Stipe) Chesnutts Musik war autobiografisch gefärbt und gepfeffert mit schwarzem Humor, Zynismus und Ironie. Vic, der seit einem Autounfall 1983 gelähmt war, zeigte sich 2009 musikalisch umtriebig wie noch nie: er veröffentlichte zwei Studioalben mit Gastmusikern von Silver Mt. Zion, Godspeed You! Black Emperor sowie Fugazi und befand sich bis Anfang Dezember auf ausgedehnter Tour. Vic Chesnutt - "Everything I Say" Vic Chesnutt - "Cobbham Blues" Zusammen mit R.E.M.-Sänger Michael Stipe nahm Vic mit 25 Jahren sein erstes Album auf – 15 weitere sollten folgen. "Er hatte die Gabe, selbst die dunkelsten Emotionen mit einer großen Leichtfüßigkeit zu übermitteln und er hatte einen wirklich einzigartigen Humor", gedachte Stipe in einem Radiointerview mit NPR Music seines verstorbenen Freundes. "Ich habe erst kürzlich gesagt, dass ich ihn für einen unserer großartigsten Songwriter und eine unserer größten Stimmen halte." "It's the sound of someone on fire. It makes this planet better" (Kristin Hersh)"Dieser Mann hatte übermenschliche Fähigkeiten. Vic war brillant, wahnsinnig komisch und so wichtig. Er entwickelte einen Gitarrenstil, der es ihm erlaubte, gleichzeitig Bass, Rhythmus und Melodie zu spielen – indem er lediglich zwei Finger bewegte", trauert Kristin Hersh auf einer Spendenseite, die sie zur Unterstützung von Chesnutts Hinterbliebenen eingerichtet hat, um ihren verlorenen Freund. 70.000 Dollar BehandlungskostenZuletzt sah sich Chesnutt mit einer exorbitanten Krankenhaus-Klage konfrontiert. Nach mehreren Operationen schuldete er der Klinik 70.000 Dollar Behandlungskosten, da er sich als selbständiger Musiker mit seiner Krankengeschichte keine adäquate Krankenversicherung leisten konnte.Seine kanadischen Mitmusiker reagierten fassungslos: "Sie verstehen nicht, wie eine Gesellschaft ihrer Bevölkerung so etwas antun kann", erklärte Vic kurz vor seinem Tod. Dementsprechend ließen seine engsten Freunde sehr kritische Worte in ihre Beileidsbekundungen einfließen, mit denen sie das marode Gesundheitssystem der USA scharf angreifen. Die überfällige Gesundheits-Reform, die US-Präsident Barack Obama noch an Heiligabend mit breiter Unterstützung des Senats auf den Weg brachte, kommt für Vic Chesnutt zu spät. MEHR INFO |