15.01.2010, 16:32
Banken-Berichtssaison: JP Morgan enttäuscht Konjunkturoptimisten
Das starke Kapitalmarktgeschäft beschert der US-Bank im vierten Quartal 2009 einen Überschuss von 3,3 Mrd. $. Die rezessionsgeplagten Segmente schwächeln jedoch weiter - Investoren sind überhaupt nicht begeistert.
von Christine Mai
Die US-Bank
JP Morgan Chase hat im Abschlussquartal 2009 erneut einen Milliardengewinn eingefahren: 3,3 Mrd. $ oder 74 Cent je Aktie verdiente das Geldhaus unter dem Strich. Vor Jahresfrist waren es nur 702 Mio. $ gewesen - im vierten Quartal 2008 erreichte die Finanzkrise allerdings auch ihren Höhepunkt. Für das Gesamtjahr meldete das Institut einen Gewinn von 11,7 Mrd. $ oder 2,26 $ je Aktie und Rekorderträge von rund 109 Mrd. $.
Für Verstimmung sorgte, dass die Rezession in den USA immer noch tiefe Spuren in den Zahlen hinterlässt. Die Segmente Kreditkarten und Privatkunden wiesen Verluste aus, im Geschäft mit Firmenkunden schrumpfte der Gewinn. Bankchef Jamie Dimon zeigte sich entsprechend zurückhaltend. "Während wir eine gewisse Stabilisierung der Zahlungsrückstände sehen, bleiben die Kosten für Konsumentenkredite hoch, und der Arbeitsmarkt und die Häuserpreise bleiben schwach. Deshalb bleiben wir vorsichtig", sagte er.
"Das zeigt, dass die US-Wirtschaft noch lange nicht über den Berg ist", kommentierte David Buik von BGC Partners. Die JP-Morgan-Aktie verlor im frühen Handel fast zwei Prozent und zog die Papiere von Konkurrenten mit nach unten. Der Dax baute seine Verluste aus. Dabei hatte die Bank die Gewinnerwartungen deutlich übertroffen. Haupttreiber war zum wiederholten Male das Kapitalmarktgeschäft. Hier profitiert JP Morgan von der anhaltenden Rally an den Märkten.
Kursinformationen und Charts
Vom Datendienstleister Bloomberg befragte Analysten hatten für JP Morgan im vierten Quartal im Durchschnitt ein Ergebnis von 2,6 Mrd. $ oder 60 Cent je Aktie erwartet. Im dritten Quartal hatte die Bank noch einen Nettogewinn von 3,6 Mrd. $ oder 82 Cent je Aktie erwirtschaftet.
Die derzeit viel beachteten Rückstellungen für Gehälter und Boni gingen im letzten Vierteljahr im Vergleich zu den Vorquartalen zurück: Sie beliefen sich auf 5,1 Mrd. $. In den Quartalen zuvor hatte die Bank jeweils um die 7 Mrd. $ zurückgelegt. Analysten hatten erwartet, dass die Banken aufgrund der wachsenden öffentlichen Verärgerung ihre Bonuspools etwas reduzieren würden. Aber auch im Schlussquartal 2008 hatte der Wert bei 5 Mrd. $ gelegen.
Die umstrittenen Prämien für Banken stehen weltweit derzeit besonders im Fokus. In den USA wächst die öffentliche Empörung darüber, dass viele Geldhäuser wieder hohe Gewinne einfahren und Milliarden an Boni ausschütten - während Millionen amerikanischer Bürger von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Vor diesem Hintergrund hatte Präsident
Barack Obama am Donnerstag eine neue Abgabe für große Finanzinstitute angekündigt, mit der die Branche zumindest einen Teil des erhaltenen Steuergelds zurückzahlen soll.
Teil 2: Kreditkartengeschäft macht weiter Sorgen
-
FTD.de, 15.01.2010
© 2010 Financial Times Deutschland