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  12.01.2010, 19:33    

Rallye Dakar: Schlecht gelaunt durch Südamerika

Die Piloten der Rallye Dakar haben keine Lust mehr auf den Kontinent. Doch die Hersteller sehen in Afrika keinen Markt für die Autos, die sie bei dem Spektakel präsentieren. von Marcus Pfeil, La Serena
Stéphane Peterhansel hat die Rallye Dakar neunmal gewonnen. Sechsmal auf dem Motorrad, dreimal im Auto - so oft wie kein anderer Pilot. Jedes Mal hat er Pokal und Siegerscheck in Afrika entgegengenommen. Und wenn er die Veranstaltung noch mal gewänne, dann "am liebsten wieder dort", sagt der 44-jährige Franzose.
Nur führt die legendäre Rallye nun schon im zweiten Jahr in Folge durch Argentinien und Chile - und Peterhansel liegt abgeschlagen auf Platz vier. Ob die Rallye zurück zu ihren Wurzeln findet und nicht nur ihr Name an die über 30-jährige Geschichte in Westafrika erinnert, ist nach dem Terroranschlag auf die Fußballnationalmannschaft Togos beim Afrika-Cup unsicherer denn je. Ein Mord an vier französischen Touristen durch das Terrornetzwerk al-Kaida in Mauretanien war vor zwei Jahren schließlich der Grund für die Veranstalter, ins südamerikanische Exil zu flüchten. Eine Ausweichroute war unvermeidlich, immer öfter war die Dakar in Afrika in den Jahren zuvor zu einem Spielfeld des internationalen Terrorismus verkommen.
In den Sand gesetzt: Dieser VW-Fahrer weiß jetzt, dass es nicht ...   In den Sand gesetzt: Dieser VW-Fahrer weiß jetzt, dass es nicht nur in Afrika Wüsten gibt
Angekommen ist die Rallye in Argentinien und Chile allerdings bis heute nicht so recht. Die meisten Fahrer machen keinen Hehl daraus, lieber auf dem schwarzen Kontinent fahren zu wollen. Nicht nur Peterhansel vermisst die Weite und Einsamkeit der Sahelzone, trotz der Begeisterung der Südamerikaner für ihren Sport. "Wir müssen ja nicht zwangsläufig durch Mauretanien", sagt Dirk von Zitzewitz, der vergangenes Jahr die Rallye als Beifahrer im VW  gewonnen hat. "Wir könnten auch durch Libyen und Tunesien fahren." Zumal sowohl das Africa Race als auch die Budapest-Bamako, beides so etwas wie Konkurrenzveranstaltungen ehemaliger Dakar-Anhänger, über die Exklusivrechte für eine Rallye in Mauretanien verfügten.
Doch befinden nicht die Fahrer und schon gar nicht die Beifahrer über den Austragungsort. Das entscheidet einzig die ASO, die Amaury Sport Organisation. Wer Renndirektor Étienne Lavigne nach dem künftigen Schauplatz fragt, bekommt eine ausweichende Antwort. "Wir warten erst einmal ab", sagt er, "dann schauen wir, ob wir in Südamerika bleiben oder vielleicht wieder nach Afrika gehen." In Argentinien und Chile sei man sehr warm empfangen worden, das sei in Afrika nicht immer so gewesen. Vergessen dürfe man Afrika aber nicht. "Wir haben viele Ideen, zum Beispiel für Südafrika oder Ostafrika", sagt Lavigne.
Bloß nicht festlegen. Schließlich hängt Lavignes Entscheidung vorerst noch von Volkswagen ab. Nach dem Ausstieg von Mitsubishi  und dem österreichischen Motorradhersteller KTM ist VW das letzte verbliebene Werksteam bei der Dakar. Die Verhandlungsposition der Deutschen hat sich dadurch sicher nicht verschlechtert. Und bei einem - nach Konzernangaben - Jahresbudget von 20 bis 30 Mio. Euro (andere Teamchefs behaupten, es sei deutlich mehr), geht es VW nicht allein darum, die Rallye erneut zu gewinnen, sondern um Neukunden. Nicht zufällig hat der Konzern die Wagenkolonne der ASO mit dem neuen Pick-up Amarock ausgerüstet, der eigens für den südamerikanischen Markt produziert wird.
Weder Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg noch Motorsportchef Kris Nissen machen ein Geheimnis daraus, dass VW mit einem Ausstieg drohen würde, zöge die ASO eine Rückkehr nach Afrika auch nur in Erwägung. "Afrika steht weit unten auf unserer Wunschliste. Südamerika ist ein wichtiger Markt für uns", sagt Nissen. Möglich sei auch, durch China, Russland oder Indien zu fahren. Dabei weiß Nissen selbst noch nicht, ob er mit seinem 80-köpfigen Team überhaupt weitermachen darf. Ein zweistelliges Millionenbudget stellt den Weltkonzern zwar nicht vor größere Probleme - das PS-Spektakel in Deutschland ökologisch zu rechtfertigen schon eher. Bis Mitte März, so hofft er, werde der Konzernvorstand entscheiden, "ob es 2011 und vielleicht auch 2012 weitergeht".
Falls nicht, wäre die Rallye Dakar wieder eine Ansammlung von Verrückten und Vermögenden, die versuchen, Grenzen zu verschieben. In Südamerika. In Afrika. Vielleicht aber auch, so wünscht es sich zumindest der Hamburger Softwareunternehmer Thomas Schünemann, als Beifahrer in einem Buggy 20. der Gesamtwertung, in Turkmenistan, vor den Toren Dubais oder in der Wüste Gobi.
  • Aus der FTD vom 13.01.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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