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  21.12.2009, 10:00    

Agenda: Wells Fargo - verlorene Unschuld

Dossier Das drittgrößte Kreditinstitut der USA kokettiert gern mit der bodenständigen Herkunft als Kutscherkurier im Wilden Westen. Doch Wells Fargo ist längst nicht mehr die "Bank vom Lande" - und greift auf die gleichen Tricks zurück wie die großen Rivalen an der Wall Street. von Sebastian Bräuer, New York
In einem Zeitungsinterview platzt es wieder einmal aus John Stumpf heraus. "Wir sind nicht Wall Street, wir sind Main Street", tönt der Chef von Wells Fargo  gegenüber Reportern vom "Atlanta Journal". "Wir sind Fleisch und Kartoffeln. Wir setzen beim Kunden an. Mich treibt an, was gut für den Kunden ist."

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Die Bank aus San Francisco liebt dieses Image und nutzt jede Chance, um es zu pflegen. Das Image vom Geldhaus aus der Provinz, das traditionellen Werten verpflichtet ist und sich um die Interessen der kleinen Leute sorgt, von einer Bank für Mittelständler, die nichts mit dem Klüngel an der Wall Street, mit vertrackten Finanzprodukten und Bonusexzessen zu tun hat.
Es ist ein schönes Image - aber es verklärt die Tatsachen. Wells Fargo gehört in die Riege der größten Banken Amerikas: Nummer vier nach Vermögenswerten, Nummer drei nach Marktkapitalisierung, Nummer zwei nach Einlagen. Das Institut ist an der Börse mehr wert als Goldman Sachs  - und dreimal so viel wie die Deutsche Bank . Aus dem Traditionshaus Wells Fargo ist ein Finanzkonglomerat geworden, das sich in sämtlichen Teilen des Landes Marktanteile gesichert hat - in jener Nacht-und-Nebel-Aktion vor einem Jahr, in der das als bieder verschriene Management sämtliche Prinzipien über Bord warf und der Wall Street eine Lektion in Sachen Skrupellosigkeit erteilte.
Gebäude der Bank Wells Fargo in Dallas   Gebäude der Bank Wells Fargo in Dallas
Mit der Übernahme des größeren, aber angeschlagenen Rivalen Wachovia änderte sich fast alles. Nun hat auch Wells Fargo Ärger mit bissigen Analysten und strengen Regulierern und muss sich mit Problemkrediten und Dividendenkürzungen herumplagen - wie die großen Wall-Street-Häuser.
Das war früher anders. Während andere das große Rad drehten, vergab Wells Fargo konservative Kredite und fiel selbst Branchenexperten kaum auf. "Sie waren deutlich vorsichtiger als die Konkurrenz", sagt Analyst Bart Narter, Analyst bei der Finanzberatung Celent. Als Subprime-Kredite boomten und strukturierte Investmentvehikel (SIV) in Mode kamen, verzichtete Wells Fargo auf kurzfristige Profite und hielt sich fern. "Als ich das erste Mal die Abkürzung SIV hörte, dachte ich ernsthaft, es handle sich um einen Wagen mit Allradantrieb", kokettiert Vorstandschef Stumpf, ein Bauernsohn aus Minnesota, mit seiner Bodenständigkeit.
Für Fotoaufnahmen setzen sich Stumpf und Bankpräsident Richard Kovacevich  gern vor eine alte Postkutsche. Damit wollen sie an die Anfänge von Wells Fargo erinnern, die nach der Gründung im Jahr 1852 zunächst auch einen Kurierdienst zwischen den Großstädten im Osten und den Goldgräberstaaten im Westen betrieb. Dass die Geschäftspolitik von heute vom alten Image abweicht, ist der Biografie von Kovacevich geschuldet. Der ehrgeizige Banker, der in den 80er-Jahren für die Citigroup  gearbeitet hat, wurde bei Beförderungen übergangen. Daher wechselte er 1986 zur Regionalbank Norwest nach Minnesota im Mittleren Westen, weit weg von New York und anderen großen Städten. Das Institut vom Land schluckte unter seiner Führung 150 Kleinbanken und fusionierte 1998 mit der kalifornischen Wells Fargo. Kovacevich übernahm den Namen und zog nach San Francisco um. Die Wirtschaftspresse nahm von seinem steilen Aufstieg kaum Notiz. Das empfand er als Demütigung. "Ihr Medienleute nehmt die Banken westlich des Hudson River doch gar nicht zur Kenntnis", beschwerte er sich einmal in einem Interview.

Teil 2: Vor Kurzem noch belächteltes Provinzhaus

  • Aus der FTD vom 21.12.2009
    © 2009 Financial Times Deutschland
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