Gebäude der Bank Wells Fargo in Dallas
Mit der Übernahme des größeren, aber angeschlagenen Rivalen Wachovia änderte sich fast alles. Nun hat auch Wells Fargo Ärger mit bissigen Analysten und strengen Regulierern und muss sich mit Problemkrediten und Dividendenkürzungen herumplagen - wie die großen Wall-Street-Häuser.
Das war früher anders. Während andere das große Rad drehten, vergab Wells Fargo konservative Kredite und fiel selbst Branchenexperten kaum auf. "Sie waren deutlich vorsichtiger als die Konkurrenz", sagt Analyst Bart Narter, Analyst bei der Finanzberatung Celent. Als Subprime-Kredite boomten und strukturierte Investmentvehikel (SIV) in Mode kamen, verzichtete Wells Fargo auf kurzfristige Profite und hielt sich fern. "Als ich das erste Mal die Abkürzung SIV hörte, dachte ich ernsthaft, es handle sich um einen Wagen mit Allradantrieb", kokettiert Vorstandschef Stumpf, ein Bauernsohn aus Minnesota, mit seiner Bodenständigkeit.
Für Fotoaufnahmen setzen sich Stumpf und Bankpräsident
Richard Kovacevich gern vor eine alte Postkutsche. Damit wollen sie an die Anfänge von Wells Fargo erinnern, die nach der Gründung im Jahr 1852 zunächst auch einen Kurierdienst zwischen den Großstädten im Osten und den Goldgräberstaaten im Westen betrieb. Dass die Geschäftspolitik von heute vom alten Image abweicht, ist der Biografie von Kovacevich geschuldet. Der ehrgeizige Banker, der in den 80er-Jahren für die
Citigroup gearbeitet hat, wurde bei Beförderungen übergangen. Daher wechselte er 1986 zur Regionalbank Norwest nach Minnesota im Mittleren Westen, weit weg von New York und anderen großen Städten. Das Institut vom Land schluckte unter seiner Führung 150 Kleinbanken und fusionierte 1998 mit der kalifornischen Wells Fargo. Kovacevich übernahm den Namen und zog nach San Francisco um. Die Wirtschaftspresse nahm von seinem steilen Aufstieg kaum Notiz. Das empfand er als Demütigung. "Ihr Medienleute nehmt die Banken westlich des Hudson River doch gar nicht zur Kenntnis", beschwerte er sich einmal in einem Interview.