Doch Ghosn hat sich selbst in die patriotische Falle begeben. Er hat 2009 rund 3 Mrd. Euro vom Staat eingestrichen. Er lässt sich seine hochfliegenden Pläne mit dem Elektroauto Zoé zum Großteil vom Steuerzahler finanzieren - und das soll eben an jenem Standort entstehen, um den nun der Streit beim Clio tobt. Schließlich hat er sich schon im vergangenen Jahr dem Druck Sarkozys gebeugt. Anstatt das notorisch unausgelastete Oberklasse-Autowerk in Sandouville zuzumachen, wie es unternehmerisch wahrscheinlich geboten gewesen wäre, ließ er sich überzeugen, einen Teil der Lieferwagenproduktion dorthin zu verlegen - was vermutlich zu Mehrkosten führt.
"Wir stecken nicht so viel Geld in unsere Autobauer, nur damit sie mit allen ihren Fabriken ins Ausland gehen", tönt Sarkozy. Drei Viertel der Renaults werden im Ausland gebaut. Der Konzern verteidigt sich: Auch die Märkte lägen in Zukunft auswärts. Und 55 Prozent der Wertschöpfung blieben im Stammland. Sarkozy verweist auf den Staatsanteil bei Renault. Es sind zwar nur noch 15 Prozent. Doch in der Wahrnehmung ist Renault immer noch der Staatskonzern, der er jahrzehntelang war. Sarkozy schickt ein Kommuniqué: Ein Teil der Clios werde weiter im Land gebaut. Es gebe noch keine Entscheidung, verkündet Renault kurz darauf. "Wir haben Renault zu verstehen gegeben, dass sie den Staat als Aktionär haben", sagte Industrieminister Christian Estrosi. Ghosn: "Wir haben einen weiten Blick auf unsere Strategie geworfen", sagte er. Sarkozy habe "nichts Bestimmtes" von ihm verlangt.