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  17.01.2010, 19:41    

Streit um Renault: Oui, Monsieur le Président

Nicolas Sarkozy führt den Renault-Chef vor. Der Staat hält nur 15 Prozent des Autokonzerns, hat aber Milliardenhilfen spendiert. Zeit für eine Gegenleistung: Die Produktion soll nicht weiter ins Ausland wandern. von Lutz Meier 
Das Wichtige hatten die niederen Chargen schon besprochen. Auch an symbolischen Gesten hatten sie es nicht fehlen lassen: Etwa zuletzt, als Frankreichs Industrieminister Christian Estrosi Renault-Vize Patrick Pélata nach einem Termin ziemlich bedröppelt durch das Spalier der Journalisten schickte, bevor er selbst sich stolz auf ein Podium stellte und - ohne den bedrängten Pélata noch eines Blickes zu würdigen - seine Erklärung begann: "Mir scheint, dass das Management von Renault jetzt begriffen hat."
Vorgeladen: Renault-Chef Carlos Ghosn (l.) mit seinem Vize Patrick ...   Vorgeladen: Renault-Chef Carlos Ghosn (l.) mit seinem Vize Patrick Pélata (M.) am Samstag im Élysée-Palast
Präsident Nicolas Sarkozy  ließ es sich nicht nehmen, die Geste auf höchster Ebene zu wiederholen. Renault -Chef Carlos Ghosn  musste sich am Wochenende durch den strömenden Pariser Regen zu Sarkozy bemühen. Der empfing ihn nicht wie manch andere Gäste auf den Treppen des Élysée-Palasts, sondern ließ ihn, Pélata im Schlepptau, von Dienern hereinführen. Vor den wichtigen Regionalwahlen will sich Sarkozy als Industriepatriot verkaufen. Es geht um die Frage, ob Renault wie geplant einen Großteil der Produktion des Bestsellermodells Clio künftig in der Türkei ansiedelt. Sarkozy will heute klarstellen, dass er die Fertigung in Frankreich gerettet hat. Sarkozy habe Ghosn "einbestellt", meldet das Fernsehen. So haben es die Einflüsterer vom Élysée zuvor verbreitet.
Das kann einem wie Carlos Ghosn nicht schmecken. Jahrelang hat sich der in Südamerika aufgewachsene Libanese als Held des globalen Unternehmertums feiern lassen, hat die Blaupause eines Managementkonzepts geliefert, das über Grenzen hinweg durch freie industrielle Entscheidungen Wert schafft. Nun soll sich der polyglotte kosmopolitische Ghosn von einem Pariser Präsidenten, der keine Fremdsprache richtig spricht, sagen lassen, wo er Autos zu bauen hat?
Doch Ghosn hat sich selbst in die patriotische Falle begeben. Er hat 2009 rund 3 Mrd. Euro vom Staat eingestrichen. Er lässt sich seine hochfliegenden Pläne mit dem Elektroauto Zoé zum Großteil vom Steuerzahler finanzieren - und das soll eben an jenem Standort entstehen, um den nun der Streit beim Clio tobt. Schließlich hat er sich schon im vergangenen Jahr dem Druck Sarkozys gebeugt. Anstatt das notorisch unausgelastete Oberklasse-Autowerk in Sandouville zuzumachen, wie es unternehmerisch wahrscheinlich geboten gewesen wäre, ließ er sich überzeugen, einen Teil der Lieferwagenproduktion dorthin zu verlegen - was vermutlich zu Mehrkosten führt.
"Wir stecken nicht so viel Geld in unsere Autobauer, nur damit sie mit allen ihren Fabriken ins Ausland gehen", tönt Sarkozy. Drei Viertel der Renaults werden im Ausland gebaut. Der Konzern verteidigt sich: Auch die Märkte lägen in Zukunft auswärts. Und 55 Prozent der Wertschöpfung blieben im Stammland. Sarkozy verweist auf den Staatsanteil bei Renault. Es sind zwar nur noch 15 Prozent. Doch in der Wahrnehmung ist Renault immer noch der Staatskonzern, der er jahrzehntelang war. Sarkozy schickt ein Kommuniqué: Ein Teil der Clios werde weiter im Land gebaut. Es gebe noch keine Entscheidung, verkündet Renault kurz darauf. "Wir haben Renault zu verstehen gegeben, dass sie den Staat als Aktionär haben", sagte Industrieminister Christian Estrosi. Ghosn: "Wir haben einen weiten Blick auf unsere Strategie geworfen", sagte er. Sarkozy habe "nichts Bestimmtes" von ihm verlangt.
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  • Aus der FTD vom 18.01.2010
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