Die steigende Lebenserwartung belastet die privaten Rentenversicherer
Für die Assekuranz lohnt die unterschiedliche Betrachtung, denn die Prämien fallen umso höher aus, je extremer die Sterblichkeitsschätzungen sind. Und bei beiden Konstellationen rechnet die Branche zu ihren eigenen Gunsten. Stirbt ein Kunde mit einer Rentenpolice früher als kalkuliert, brauchen die Versicherer weniger auszuzahlen. Und wenn die Kunden einer zeitlich begrenzten Risikolebensversicherung länger als erwartet leben, kommen die Unternehmen ebenfalls besser weg, weil sie für weniger Todesfälle aufkommen müssen. Bis zu einem Viertel der Gewinne, die aus solchen Umständen entstehen, landen bei den Anbietern.
Doch wie groß sind die Puffer, und was kosten sie den Kunden im Einzelfall? Der unabhängige Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein hat dies für das Anlegermagazin Börse Online im Fall eines 35-jährigen Mannes, der eine private Rentenpolice abschließen will, nachgerechnet. Ergebnis: Unter realistischen Annahmen, was beispielsweise Einzahlungen, Laufzeit und Kosten betrifft, liegt die garantierte Rentenhöhe um knapp 31 Prozent über jener, die der Kunde derzeit bekommt. Angesichts dieser Zahlen sagt Kleinlein: "Private Rentenversicherungen sind vermutlich teurer, als sie sein müssten."
Johannes Lörper weist die Kritik zurück. Er ist stellvertretender Vorsitzender der DAV und zugleich Vorstandsmitglied bei
Ergo , dem zweitgrößten Anbieter von Versicherungen für Privatkunden in Deutschland. Die Kalkulation bei Privatrenten beruhe auf der Erfahrung, dass man jahrzehntelang den Zuwachs der Alterung systematisch unterschätzt habe, entgegnet der Manager. Bei den Berechnungen Kleinleins sei das Sicherheitsniveau hingegen "nicht ausreichend". Es seien größere Zuschläge nötig - unter anderem, weil die Prognose über die Sterblichkeit der privat Rentenversicherten mit großen Unsicherheiten behaftet sei.