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  18.01.2010, 11:08    

Portfolio: Tricksen beim Alter

Versicherer kalkulieren die Lebenserwartung der Kunden je nach Police unterschiedlich. Dabei rechnen sie stets zu ihren eigenen Gunsten. von Martin Reim 
Der Unterschied ist frappierend. Wenn ein 45-jähriger Mann eine private Rentenversicherung abschließt, dann rechnen die Versicherer so, als ob er gut 91 Jahre alt wird. Wenn dieselbe Person aber eine Risikolebenspolice haben möchte, die im Todesfall zahlt, wird sie nach Schätzung der Versicherer lediglich gut 76 Jahre alt - eine Differenz von 15 Jahren. Bei jüngeren Frauen können die Altersunterschiede noch größer sein.
Grundlage der umstrittenen Praxis sind die sogenannten Sterbetafeln der Branche. Sie zeigen an, wie hoch die durchschnittliche Lebenserwartung eines Versicherten ist. Für die Branche entwickelt hat sie die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV), ein Zusammenschluss der Versicherungsmathematiker.
Dabei sind zwei Tafeln im Einsatz - eine für Risikopolicen, eine für Privatrenten. Begründung für die Zweiteilung: Kundengruppen und Laufzeiten beider Angebote seien stark unterschiedlich. Hinzu kommen Sicherheitspuffer. Die sind prinzipiell wichtig, denn wenn sich die Versicherer zu ihren Ungunsten verrechnen, könnten die Gesellschaften pleitegehen.
Die steigende Lebenserwartung belastet die privaten Rentenversicherer   Die steigende Lebenserwartung belastet die privaten Rentenversicherer
Für die Assekuranz lohnt die unterschiedliche Betrachtung, denn die Prämien fallen umso höher aus, je extremer die Sterblichkeitsschätzungen sind. Und bei beiden Konstellationen rechnet die Branche zu ihren eigenen Gunsten. Stirbt ein Kunde mit einer Rentenpolice früher als kalkuliert, brauchen die Versicherer weniger auszuzahlen. Und wenn die Kunden einer zeitlich begrenzten Risikolebensversicherung länger als erwartet leben, kommen die Unternehmen ebenfalls besser weg, weil sie für weniger Todesfälle aufkommen müssen. Bis zu einem Viertel der Gewinne, die aus solchen Umständen entstehen, landen bei den Anbietern.
Doch wie groß sind die Puffer, und was kosten sie den Kunden im Einzelfall? Der unabhängige Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein hat dies für das Anlegermagazin Börse Online im Fall eines 35-jährigen Mannes, der eine private Rentenpolice abschließen will, nachgerechnet. Ergebnis: Unter realistischen Annahmen, was beispielsweise Einzahlungen, Laufzeit und Kosten betrifft, liegt die garantierte Rentenhöhe um knapp 31 Prozent über jener, die der Kunde derzeit bekommt. Angesichts dieser Zahlen sagt Kleinlein: "Private Rentenversicherungen sind vermutlich teurer, als sie sein müssten."
Johannes Lörper weist die Kritik zurück. Er ist stellvertretender Vorsitzender der DAV und zugleich Vorstandsmitglied bei Ergo , dem zweitgrößten Anbieter von Versicherungen für Privatkunden in Deutschland. Die Kalkulation bei Privatrenten beruhe auf der Erfahrung, dass man jahrzehntelang den Zuwachs der Alterung systematisch unterschätzt habe, entgegnet der Manager. Bei den Berechnungen Kleinleins sei das Sicherheitsniveau hingegen "nicht ausreichend". Es seien größere Zuschläge nötig - unter anderem, weil die Prognose über die Sterblichkeit der privat Rentenversicherten mit großen Unsicherheiten behaftet sei.

Teil 2: Welche Möglichkeiten Kunden haben

  • FTD.de, 18.01.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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