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  19.01.2010, 20:58    

Laufzeitverlängerung: Kartellamt prüft Auflagen für Atombetreiber

Noch ist gar nicht offiziell beschlossen, dass die deutschen Kernkraftwerke länger laufen dürfen. Dennoch fürchten die Wettbewerbshüter bereits, dass eine solchn Entscheidung die Macht auf dem Strommarkt zementieren würde. von Michael Gassmann  und Nikolai Fichtner  Berlin
Die angekündigte Verlängerung der Kernkraftlaufzeiten heizt die Die 17 Kernreaktoren von Eon, RWE, Vattenfall und EnBW entsprächen 23 Prozent der deutschen Kraftwerksleistung, sagte der neue Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, in Berlin.
Das Amt denke darüber nach, wie eine Zementierung der Struktur trotz längerer Laufzeiten zu verhindern sei: "Diese 23 Prozent stellen ein großes Wettbewerbspotenzial dar. Es sollte nicht auf der Strecke bleiben", sagte Mundt. Der neue Chef der Wettbewerbsbehörde, der erst seit drei Wochen im Amt ist, positioniert sich damit erstmals. Die vier großen Stromkonzerne dirigieren einschließlich ihrer Gas-, Kohle- oder Windkraftwerke rund drei Viertel der deutschen Kraftwerksleistung. Markteinsteiger und Wettbewerbspolitiker hatten sich von der Schließung der Meiler Chancen erhofft, die Karten in der Stromerzeugung könnten neu verteilt werden.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes   Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes
Eine Abschöpfung der Zusatzgewinne aus den längeren Laufzeiten reiche dazu nicht aus, stellte der neue Amtschef klar. "Mit monetären Maßnahmen allein ist es nicht getan", sagte er auf einer Branchentagung. Vielmehr könne die Kapazität der zur Verlängerung anstehenden Atomkraftwerke selbst umverteilt werden. So könnten die Betreiber verpflichtet werden, Anteile zu verkaufen oder Bezugsrechte über den erzeugten Strom an Konkurrenten zu vergeben. Gewinnabschöpfung und Kapazitätsabgaben schlössen sich nicht aus.
Die kommunalen Versorger fürchten bereits, wieder weitgehend aus der Stromerzeugung verdrängt zu werden. "Die von vielen Politikern als Brücke in die Zukunft bewertete Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke bedroht massiv Wettbewerb und Innovation auf dem Energiemarkt", erklärte eine Gruppe von acht großen Stadtwerken in Ballungsräumen, darunter Frankfurt, Köln und Mannheim. Die Extra-Gewinne der Meiler müssten weitestgehend abgeschöpft werden, verlangte deren Koordinator Albert Filbert.
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle stellte eine schnelle Einigung mit den Energieversorgern in Aussicht. "Im Herbst wollen wir das alles im Kasten haben", sagte er. Die anfallenden "Windfall Profits" sollten sich Staat und Betreiber hälftig teilen, so Brüderle. "Ich finde es immer fair, wenn es etwas zusätzlich gibt, dass man das teilt", so der Wirtschaftsminister. Der staatliche Teil der Einnahmen soll nach seinen Vorstellungen vor allem in Energieforschung und stärkere Effizienz fließen. Brüderle nannte jedoch auch Infrastrukturinvestitionen wie den Aufbau des Nordsee-Stromnetzes als möglichen Verwendungszweck.
Auch Kraftwerke, deren Betriebsgenehmigung nach dem Ausstiegsbeschluss in den nächsten Monaten ausläuft, müssen die Schließung laut Brüderle nicht fürchten. "Ich halte das für lösbar", sagte er. Nur noch geringe Laufzeiten haben der EnBW -Meiler Neckarwestheim und die RWE -Blöcke in Biblis. Einzelheiten wollte Brüderle aber nicht nennen. Der Wirtschaftsminister muss sich die Kompetenz zur Laufzeitverlängerung mit Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) teilen, der bislang deutlich zurückhaltender aufgetreten ist. In der Branche werden Modelle wie eine Übertragung von Strommengen auf diese Reaktoren diskutiert.
Für Eon -Chef Wulf Bernotat  ist eine Verlängerung so gut wie sicher. "Es gibt klare Signale aus der Bundesregierung, dass man gewillt ist, eine Laufzeitverlängerung hinzubekommen", sagte er. Eine Verantwortung der Branche für eine Sanierung des maroden Atommülllagers Asse lehnte Bernotat ab: "Es gibt für Asse rein rechtlich keinerlei Verpflichtung der derzeitigen Kernkraftbetreiber in Deutschland."
Mundt dämpfte die Erwartungen an ein Entflechtungsgesetz, das Brüderle ins Gespräch gebracht hatte. Aus seiner Sicht stehe die Energiebranche dabei nicht im Vordergrund. Schnelle Ergebnisse seien ohnehin nicht zu erwarten. In den USA dauerten solche Verfahren im Schnitt sieben Jahre.
21:23:38 Kursinformationen und Charts
Name aktuell % absolut  
Energie Baden-Württemberg 40 EUR   -0,67%  -0.27
RWE 67,22 EUR   -1,70%  -1.16
Eon 28,03 EUR   -2,35%  -0.675
  • Aus der FTD vom 20.01.2010
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