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  17.10.2009, 09:00    

Wäis Kiani in bester Gesellschaft: Grüezi Gummihälse

Jeder weiß mittlerweile, wie es mir in der Schweiz und mit den Schweizern geht: nicht gut. Und damit das auch nicht aufhört, passiert jede Woche etwas, das mich daran erinnert, wo ich lebe. von Wäis Kiani 
Ich hatte mal ein hübsches, blaues Fahrrad (hier Velo) von der deutschen Automarke BMW. Da ich auf einem Hügel lebe, den ich auch mit der besten Gangschaltung per Rad nicht bezwingen kann, muss ich es unten in der Stadt stehen lassen und mit der Tram nach Hause fah­ren. Das Rad jedes Mal in die Tram zu hieven übersteigt meine Kräfte, Schweizer Männer schauen einem dabei nur blöd zu, keiner hilft.
So ließ ich es letzten August im Tal an einem Fahrradparkplatz angeschlossen stehen, weil es einige Wochen regnete. Als im Oktober die Sonne wieder schien, war mein Rad weg. Normal, dachte ich, so ein schönes Rad wurde eben geklaut. Es war mir auch ein bisschen egal, denn der Winter stand vor der Tür, und ich bin kein Wind-und-Wetter-Typ.
Im Frühjahr lernte ich dann den hübschen Oliver kennen, und an einem sonnigen Tag klagte ich ihm mein Leid über die Einsamkeit in seinem Land und erzählte ihm auch die Geschichte meines blauen Rades. "Ich besorg dir ein Velo", sagte der hübsche Oliver in tadellosem Hochdeutsch. Und er hielt Wort: Am nächsten Tag brachte er mir ein schönes, weißes Damenrad und murmelte irgendetwas von einer Freundin, die es nicht mehr brauche.
"Du musst dir noch eine Vignette besorgen", meinte er, "ohne Vignette wird dein Rad eingesammelt und von der Stadt konfisziert." So etwas hatte ich noch nie gehört. Eine Vignette für das Fahrrad! Mein blaues Rad hatte keine Vignette! Vielleicht war es konfisziert worden?
Die verwanzte Stadt
Ich fuhr einige Wochen mit dem weißen Rad, und es machte mich sehr glücklich. Denn einer der vielen Gründe, warum ich mit der Schweiz hadere, ist, dass alles, was mir Spaß macht, hier entweder nicht funktioniert oder nicht existiert. Ich liebe alles, was Räder hat. Autos, Vespas und Fahrräder. Auto ­fahren geht in Zürich nicht. Es gibt keine richtigen Straßen, alles ist zu eng, jeder Meter, selbst an Waldwegen stehen Parkverbotsschilder, und man muss zahlen, aber nur für eine Stunde, und wer Geld nachwirft, bekommt einen Strafzettel über 100 Franken (65 Euro) und muss, wenn er so weitermacht, ­irgendwann ins Gefängnis.
Die ganze kleine Stadt ist mit einem Radarsystem verwanzt, das einen bei 57 Stunden­kilometern mit 250 Franken bestraft. (36 in der Zone 30 kosten noch mehr.) Auf der Autobahn darf man offiziell 120 fahren, praktisch gehen meist nur 80. So macht Auto fahren wahrlich keine Freude. Aber um Freude geht es hier auch nicht: Als ich zu einem Termin mit einem Schweizer Autor musste und mein neues, weißes Rad, mit einer neuen Vignette versehen, aus dem ­Versteck holen und fröhlich hinfahren wollte, war es weg.
Ich fuhr mit der Tram, kam sieben Minuten zu spät und wurde von dem natürlich schon wartenden Autor auf Schweizerdeutsch begrüßt. "'tschuldigung, ich versteh kein Schweizerdeutsch, können wir bitte Hochdeutsch sprechen", grinste ich freundlich. "Schon drei Jahre hier und kein Schwiizertüütsch? Wie geht das? Keine Sprachbegabung?" "Doch", konterte ich, "für Sprachen schon." Die Stimmung war im Keller. Der Autor hatte 2008 ein Buch darüber geschrieben, wie blöd die Deutschen sind, und wie übel sie sich in der Schweiz aufführen.
Das Buch ist eine Aneinander­reihung von Vorurteilen und ein Bestseller in der Schweiz. Sein Titel: "Grüezi Gummihälse!" Die Deutschen werden hier so genannt, weil sie angeblich immer nicken. (Sie ­nicken natürlich nur, weil sie kaum ­etwas verstehen und sich nicht trauen, die Schweizer mit ihrem grässlichen Hochdeutsch zu belästigen - das ­Nicken ist eine Übersprungshandlung.)

Teil 2: Gespräch ohne fruchtbaren Boden

  • FTD.de, 17.10.2009
    © 2009 Financial Times Deutschland
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