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26.01.2010

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Patriarch Irinej erneuert serbischen Anspruch auf Kosovo
Neuer Patriarch in Belgrad feierlich eingeführt

Irinej erneuert serbischen Anspruch auf Kosovo

Bei seiner Amtseinführung in Belgrad hat der neue Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche den Anspruch seines Landes auf das Kosovo bekräftigt. "Das Kosovo ist unser heiliges Land, unser Jerusalem", sagte Irinej Gavrilovic. Dabei gilt er nicht einmal als serbischer Nationalist.

Von Andreas Meyer-Feist, ARD-Hörfunkstudio Wien

Die Amtseinführung im Belgrader Dom war der Abschluss einer spannenden Wahl. Wenige Stunden vorher war das neue Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche per Losziehung unter drei gewählten Kandidaten bestimmt worden.

Dann trat der Bischof der serbischen Stadt Nis, Irinej, vor den Altar. Der Metropolit von Montenegro, Amfilohije, übergab ihm die traditionelle weiße Kopfbedeckung, das Zepter und eine Kette mit den Abbildungen der serbischen Heiligen.  

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Der Neue ist 80 Jahre alt

 "Würdig, er ist würdig". Mit diesen Worten bestätigten die Bischöfe die Wahl in einer feierlichen Zeremonie. Fast 80 Jahre alt ist der neue Patriarch, ein Mann der Mitte, der die tiefe Kluft zwischen dem nationalistischen und liberalen Flügel der serbisch-orthodoxen Kirche überwinden soll.

In einer politisch besonders heiklen Frage bleibt das neue Kirchenoberhaupt aber unversöhnlich. Wenn es um Kosovo geht, um die ehemalige serbische Süd-Provinz, die Serbien nach wie vor beansprucht. "Wir haben viele Aufgaben. Wir müssen Kosovo vor jenen verteidigen, die es an sich reißen wollen. Auch die Kirche muss dabei helfen. Und auch dafür leiden, wenn es nötig ist." 

Kein glühender Nationalist

Der neue Patriarch ist Gleicher unter Gleichen, anders als der Papst bei den Katholiken. Er muss Rücksicht nehmen auf nationalistische Strömungen, zumal der historische Sitz der serbischen Kirche in Pec im Kososvo ist, wo im Frühjahr eine weitere Feier zur Amtseinführung des neuen Patriarchen stattfinden soll.

Für den neuen Patriarchen spricht, dass er nie durch nationalistischen Extremismus aufgefallen ist, was ihn von vielen kirchlichen Würdenträgern in Serbien deutlich unterscheidet.Ihr Einfluss dürfte in der serbisch-orthodoxen Kirche jetzt geschmälert werden.

"Kirche als Raum des Lebens"

Die serbisch-orthodoxe Kirche will sich neuen Herausforderungen stellen. "In der Zukunft wird das sehr wichtig sein", erklärt Bischof Irinej von Backa, "wir müssen Antworten auf die moralischen und die sozialen Probleme finden. Viele Menschen behaupten, die Kirche soll sich aus allem heraushalten. Die Kirche ist aber ein Raum des Lebens und kein Friedhof."

In der unmittelbaren Zukunft werde die Kirche "Solidarität und soziales Engagement zeigen müssen. Und sie wird sich mit ethischen und ökologischen Problemen befassen müssen."

Große Feiern in Serbien geplant

Der neue Patriarch von Belgrad  Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Der neue Patriarch von Belgrad ]
Er wird die Ökumene, die Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen, stärken, glaubt die Belgrader Religionssoziologin Danijela Gavrilovic: "Ich hoffe, dass er die europäische Integration fördern wird. Das ist sehr wichtig, weil im serbischen Nis die zentrale Feier zum Jubiläum des Mailänder Edikts stattfinden wird."

2013 nämlich wird der 1700. Jahrestag des Toleranzedikts gefeiert, mit dem die Christenverfolgungen im Römischen Reich beendet wurden. Der römische Kaiser Konstantin I. stammte aus Nis.

Öffnen auch nach Brüssel

Die Feierlichkeiten in Serbien wären ein möglicher Zeitpunkt für den lange erwarteten Papstbesuch. Der neue Patriarch Irinej wird Serbien weiter nach Westen öffnen - gegen  EU-feindliche Äußerungen vieler serbisch-orthodoxer Bischöfe und ihren Warnungen vor einer Verwestlichung der serbischen Gesellschaft, hofft der serbische Religionswissenschaftler Zivica Tucic: "Wir haben einen guten Patriarchen bekommen. Ausgeglichen, kommunikativ, offen. Er hat gute Beziehungen zu den anderen Religionsgemeinschaften in der ganzen Welt. Und trotz seines hohen Alters hat er eine gute körperliche Kondition". 

Stand: 24.01.2010 00:28 Uhr
 

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