Zur Haupt-Navigation der ARD.
Zum Inhalt.

12.01.2010

ARD-Logo

Suche in tagesschau.de

Hauptnavigation
Multimedia
  • VideoLivestream.tagesschau 14:00 Uhr
  • Videotagesschau24.
  • VideoLetzte Sendung.tagesschau 04:55 Uhr
Inhalt
Ausland
Schiffskollision schlägt Wellen in Australien und Japan
Streit um Walfang

Schiffskollision schlägt Wellen in Australien und Japan

Die Fronten sind klar gezogen: Australien ist gegen den Walfang, Japan dafür. Entsprechend unterschiedlich sind die Reaktionen nach dem Zusammenstoß des japanischen Walfangschiffes mit einem Schnellboot von Walfanggegnern südlich der australischen Insel Tasmanien. Derweil reichte die Tierschutzorganisation "Sea Shepherd" Klage wegen Piraterie ein.

Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Hörfunkstudio Südostasien, und Peter Kujath, ARD-Hörfunkstudio Tokio 

Mit lautem Getöse hat das Sicherungsschiff der japanischen Walfang-Flotte, die "Shonan Maru 2", das Schnellboot der Tierschützer gerammt. Die "Ady Gil", ein Trimaran aus Fiberglas, der mit neuster Technologie ausgestattet war, brach durch den Zusammenstoß am vergangenen Mittwoch auseinander. Von den Besatzungsmitgliedern der Tierschutzorganisation "Sea Shepherd" kam niemand ernsthaft zu Schaden, doch die "Ady Gil" ist inzwischen gesunken.

Empörung in Australien...

Das Walfangschiff "Shonan Maru 2" beim Zusammenstoß mit der "Ady Gil"  (Foto: AFP) [Bildunterschrift: Das Walfangschiff "Shonan Maru 2" beim Zusammenstoß mit der "Ady Gil" ]

In Australien lösten die Bilder von dem Zusammenstoß, der nach Ansicht der Tierschützer von den Japanern vorsätzlich herbei geführt wurde, Empörung und Proteste aus. Australien lehnt den von den Japanern angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken betriebenen Walfang ab. Auch in der Bevölkerung stehen die meisten auf der Seite der Tierschützer. "Auf dem Video, das ich im Fernsehen gesehen habe, war zu sehen, wie sich die Ady Gil sehr langsam bewegte und es sah aus, als ob das Walfang Schiff direkt auf das Boot zudrehte", sagt ein Mann. Und er fügt hinzu: "Also meiner Meinung nach war das klare Absicht." Ein anderer sagt: "Ich glaube, der Konflikt ist jetzt an einem Punkt angekommen, wo etwas geschehen muss." Wenn die Japaner jetzt schon ein Boot versenkten, um wissenschaftliche Ziele zu erreichen, dann stimme da doch irgendwas nicht.

Die australische Regierung kündigte eine Untersuchung an. Das versenkte Boot der Tierschützer war zwar in Neuseeland registriert, doch der Vorfall passierte in den Gewässern der Antarktis, die von Australien beansprucht und kontrolliert werden. Paul Watson, der Chef der "Sea Shepherd", forderte weitere Maßnahmen der australischen Regierung: "Die sollten endlich ein Patrouillen-Boot herschicken, um hier für Ordnung zu sorgen. Und auch um die Wale zu schützen, die von den Japanern illegal gejagt werden." Die Gewässer der Antarktis seien ein Schutzgebiet für Wale. "Die australische Regierung sollte endlich dafür sorgen, dass die japanischen Wilderer hier vertrieben werden", verlangt er.

...doch die australische Regierung kann wenig tun

Doch der Handlungsspielraum der australischen Regierung ist offenbar begrenzt. Rechtsexperten wie der Jura-Professor David Leary von der Universität von New South Wales befürchten im australischen Rundfunk, dass der Schuss für Australien nach hinten losgehen könnte. "Es ist allgemein bekannt, dass die Behauptung, der Walfang diene wissenschaftlichen Zwecken, nur eine Ausrede ist." Seiner Meinung nach verstoßen die Japaner klar gegen die Beschlüsse der internationalen Walfang-Kommission. Doch dagegen könne die australische Regierung wenig tun. "Wenn wir versuchen, in der Antarktis unsere Gesetze durchzusetzen, dann könnte das am Ende dazu führen, dass ein internationales Gericht feststellt, dass wir gar keinen Anspruch auf diese Gewässer haben", sagt Levy.

Auch Japan protestiert

Die "Ady Gil" kurz nach der Kollision mit der "Shonan Maru 2" (Foto: AP) [Bildunterschrift: Die "Ady Gil" kurz nach der Kollision mit der "Shonan Maru 2" ]

Auch Neuseeland wurde inzwischen aktiv. Neuseeländische und japanische Regierungsvertreter trafen sich in Wellington, um die Schuldfrage für den Zusammenstoß im Südpazifik zu klären. Zuvor jedoch hatte der japanische Botschafter eine offizielle Protestnote an die neuseeländische Regierung überbracht. Nach den Worten von Japans Kanzleramtsminister, Hirofumi Hirano, ist der Zusammenstoß ein äußerst bedauerlicher Vorfall. "Da das Boot in Neuseeland registriert ist, haben wir gegenüber der neuseeländischen Regierung scharf protestiert. Wir fordern nachdrücklich, dass sich so etwas nicht wiederholen darf", unterstreicht Hirano.

"Serie von Sabotage-Akten"

Japans Walfang zu Forschungszwecken finde im Rahmen der internationalen Vereinbarungen statt. Diesen Umstand betont die japanische Regierung immer wieder. Deshalb sieht sie die Schuld im Falle des Zusammenstoßes in der Antarktis auch eindeutig bei den Aktivisten von "Sea Shepherd". Entsprechend äußert sich der stellvertretende Pressesprecher des japanischen Außenministeriums Yasuhisa Kawamura: "Die Serie von diesen Sabotage-Akten durch die Boote der `Sea Shepherd` ist sehr gefährlich, da sie das Leben und die Sicherheit der japanischen Besatzungsmitglieder gefährden." Daher seien diese Handlungen scharf zu verurteilen. "Ich unterstreiche, dass der Zusammenstoß am Ende von sich permanent wiederholenden gefährlichen Manövern stattfand, die das Boot der `Sea Shepherd` absolvierte."

Die "Ady Gil" nach der Kollision mit den Walfängern (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Die "Ady Gil" nach der Kollision mit den Walfängern. Ein großer Teil des Bugs ist abgerissen. ]
Zum Beweis hatte das japanische Walforschungsinstitut, das für die Flotte in der Antarktis verantwortlich ist, sehr schnell nach dem Vorfall ein Video veröffentlicht, das die Attacken in der Antarktis dokumentiert. Darin ist zu erkennen, wie die "Ady Gil" um das japanische Begleitboot herumkurvt und von Wasserwerfern beschossen wird. Dann hält der Trimaran plötzlich an, während das japanische Schiff weiterfährt und die "Ady Gil" rammt.

Gleichzeitig bemühte sich Ministeriumssprecher Kawamura, die Wogen zu glätten. Er betonte die enge Kooperation zwischen Japan, Australien und Neuseeland, machte aber auch deutlich, dass die Partnerländer zustimmen sollten, "dass solche gefährlichen Randale im kommenden Monat vermieden werden müssen." Es gebe schließlich keine Unstimmigkeit darüber, dass die Frage des Walfangs auf der Tagung der Internationalen Walfangkommission diskutiert werden könne.  

Bei älteren Japaner ist Walfleisch beliebt - aus Gewohnheit

Japan ist bereit, auf den Walfang in der Antarktis aus wissenschaftlichen Zwecken zu verzichten, wenn es dafür in der Nähe seiner Küsten wieder begrenzt auf Walfang gehen darf. Japanische Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Zahl der Minkwale mittlerweile derart angestiegen sei, dass ein begrenzter Fang auch zum Schutz der anderen Meeresbewohner notwendig sei. Der Konsum von Walfleisch ging in Japan in den vergangenen Jahrzehnten zurück, obwohl das Fleisch der aus wissenschaftlichen Gründen getöteten Tiere legal verkauft werden darf. Aber es gibt noch genügend ältere Menschen, die gerne ab und zu Walfleisch essen. "Viele haben wie ich während ihrer Kindheit Walfleisch gegessen", erzählt eine 50-jährige Hausfrau. "Das war ganz normal. Deshalb ist wahrscheinlich für viele und auch für mich nicht verständlich, warum das jetzt auf einmal so ein großes Problem geworden ist."

Stand: 09.01.2010 17:51 Uhr
 

© tagesschau.de

tagesschau.de ist für den Inhalt externer Links nicht verantwortlich.

Die Landesrundfunkanstalten der ARD: BR, HR, MDR, NDR, Radio Bremen, RBB, SR, SWR, WDR,
Weitere Einrichtungen und Kooperationen: ARD Digital, ARTE, PHOENIX, 3sat, KI.KA, DLF/ DKultur, DW