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Donnerstag, 4. März 2010 |

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Wie aus Rauch Zucker entsteht

Raucher haben ein erhöhtes Risiko, an Diabetes II zu erkranken. Bei Zuckerkranken, die rauchen, steigt die Gefahr von Folgeschäden.

Rauchender Mann, Zuckerl Diabetologen wollen das Thema Rauchstopp künftig stärker betonen. DruckenSendenLeserbrief
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Dass sich Raucher einem erhöhtem Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aussetzen, dürfte mittlerweile selbst den eingefleischtesten Fans der Glimmstängel bekannt sein. Nun mehren sich jedoch die Hinweise, dass der blaue Dunst auch ein weiteres weitverbreitetes Leiden verursachen kann: "Wer täglich mehr als 20 Zigaretten raucht, hat ein um 50 bis 70 Prozent erhöhtes Risiko, an Diabetes II (Altersdiabetes, Anm.) zu erkranken", warnt Univ.-Prof. Bernhard Ludvik von der Wiener Uniklinik für Innere Medizin III. "Leider ist dieser fatale Zusammenhang teilweise auch in der Ärzteschaft noch zu wenig bekannt."

Einfluss auf Stoffwechsel

Dabei ist der schädliche Einfluss des Rauchens auf den Stoffwechsel schon in sehr frühen Jahren nachweisbar: Knapp 22 Prozent der Raucher zwischen 18 und 30 Jahren haben laut einer Studie bereits eine Glukose-Intoleranz - eine frühe Vorstufe von Diabetes II. Bei den Nichtrauchern sind es hingegen nur 11,5 Prozent.
Was Ludvik und seine Kollegen besonders alarmiert: Mit einer Glukose-Intoleranz-Rate von 17,2 Prozent kommen auch die Passivraucher alles andere als ungeschoren davon. Bei Zuckerkranken, die trotz ihrer Erkrankung weiterrauchen, kommt es rascher zu Diabetes-Folgeschäden wie Gefäßprobleme, Nieren- oder Augenleiden.

Dies hat jetzt die Österreichische Diabetes Gesellschaft dazu veranlasst, dem Thema Rauchstopp in ihren Behandlungsleitlinien mehr Raum zu geben. "Wenn ein Diabetiker mit einem Gesamtcholesterinwert von 300 mg/dl mit dem Rauchen aufhört, erzielt er damit den gleichen positiven Effekt wie wenn er stattdessen einen Lipidsenker einnehmen würde", sagt Univ.-Prof. Hermann Toplak, Internist an der Grazer Uniklinik.


Raucher-Bauch Warum der Zigarettenrauch den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht kippt, hat vermutlich mehrere Gründe: "Raucher haben zwar weniger Gewicht, doch bei ihnen sammelt sich das Fett eher im Bauchbereich. Das ist ein Risikofaktor für das Metabolische Syndrom, (eine Vorstufe von Diabetes, Anm.)", sagt Helmut Brath, Leiter der Diabetesambulanz im Wiener Gesundheitszentrum Süd. Auch das Stresssystem werde durch das Rauchen aktiviert, was ebenfalls ungünstig für den Stoffwechsel ist.
Die Diabetes-Spezialisten wollen nicht nur rauchenden Zuckerkranken verstärkt helfen, aus ihrer Sucht auszusteigen, sie pochen auch auf einen strengeren Nichtraucherschutz in der Gastronomie. Ludvik: "Ich finde es unzulässig, dass der Gesundheitsminister erst auf neue Studienergebnisse warten will." Schärfer noch sein Kollege Toplak: "Leider lässt man in den österreichischen Restaurants das Rauchen noch immer zu. Das ist eine Frechheit."

Artikel vom 27.01.2010 16:39 | KURIER | Josef Gebhard


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