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Österreichs höchster Bau gesprengt: Der 265 Meter hohe Sendemast auf dem Bisamberg

"Ein Knall und aus war’s"

Vorher, dazwischen, nachher: Das Wahrzeichen des Bisambergs ist gefallen. Foto: pes

Vorher, dazwischen, nachher: Das Wahrzeichen des Bisambergs ist gefallen. Foto: pes

Von Petra Tempfer

Aufzählung Anrainer verzögerte erste Sprengung.
Aufzählung Sendegebäude bleibt erhalten.

Wien/Langenzersdorf. "Es drückt schon, es ist so leer", meint ein Anrainer gerührt – ragte doch soeben noch das höchste Bauwerk Österreichs neben ihm gen Himmel: Der 265 Meter hohe Sendemast auf dem Wiener Bisamberg, der am Mittwoch um 15 Uhr gesprengt worden ist. Rund zweieinviertel Stunden zuvor war sein kleineres Pendant gefallen. Der 120 Meter hohe Mast sackte um 12.45 Uhr in den Boden.

"Diese Sprengung war eigentlich um 12 Uhr vorgesehen", berichtet Norbert Grill, technischer Geschäftsführer der ORF-Sendetechniktochter ORS, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Allerdings hatte ein renitenter Mastenfreund dessen Sprengung verzögert. "Er soll sich an den Heizkörper angekettet haben", wird unter den Anrainern gemunkelt. Dieses Gerücht konnte von der Exekutive nicht bestätigt werden. Fest steht, dass der junge Mann bereits vor Wochen eine Sammelaktion gestartet hat, um Geld zum Kauf und Erhalt des Bauwerkes zu organisieren.

Allerdings vergebens. "Ein Kracher und aus war’s", bringt es ein Anrainer aus Großjedlersdorf auf den Punkt. Schon um 10 Uhr vormittags hatte er eine der drei Aussichtsplattformen in einem viertelstündigen Fußmarsch erklommen, um bei der Sprengung beider Masten dabei zu sein. Am Vortag waren die Zufahrtsstraßen blockiert und das Gebiet im Umkreis von etwa 300 Metern rund um die zwei Giganten abgesperrt worden. Außerdem mussten mehrere Einfamilienhäuser evakuiert werden. "Die Bewohner wussten seit Monaten darüber Bescheid", sagt Katarina Stefanovic von der ORS. Die Gefahr von Rissen in den Gebäuden bestehe nicht. "Die Vibration beim Knall ist nicht stärker, als wenn ein Lkw vorbeifährt."

"Mit dem Knall fällt ein Wahrzeichen, ein Stück Rundfunkgeschichte", meint der Anrainer sentimental. Während die zahlreichen Schaulustigen, die zu Hunderten zu dem Spektakel erschienen sind, in Erinnerungen an die Sendemasten schwelgen, erklärt Grill sachlich: "Zehn Sprengstoffladungen befanden sich im kleinen, 20 im großen Masten, wobei jeweils zwölf an den Drahtseilen angebracht waren."

In drei Teilen gesprengt

Durch die gezielte Sprengung der Seile konnte die Fallrichtung dirigiert werden: Während der kleinere Mast gen Wien kippte, sackte sein großer Bruder wie eine Ziehharmonika in sich zusammen. "Dieser wurde in drei Teilen gesprengt", stellt Grill klar – die Zündungen erfolgten im Millisekundenabstand.

Insgesamt 24 Kilogramm Sprengstoff setzten den Riesen ein Ende, die 1959 mit vier Sendern zu je 120 Kilowatt errichtet worden waren. Der Mittelwellensender Bisamberg war aufgrund digitaler Konkurrenz und Internet bereits 1995 für immer abgedreht worden. Sein Vorgänger war 1933 errichtet und 1945 von den abziehenden SS-Truppen zerstört worden.

Die Reste der am Mittwoch gesprengten Masten werden laut Grill in den nächsten Wochen abtransportiert, um als Altmetall eingeschmolzen zu werden. "Allein der große Sendemast bestand aus 80 Tonnen Stahl, was einem Altmetallpreis von rund 20.000 Euro entspricht", rechnet Grill vor. Bis sämtliche Reste – etwa die unterirdischen Kupferkabel – entfernt sind, werde bis in den Sommer hinein dauern.

Ein Stückchen Rundfunkgeschichte wird dennoch für die Nachwelt auf dem Bisamberg erhalten bleiben: Die zu den Masten gehörigen Sendegebäude sind denkmalgeschützt, diese werden als Museum weiterbestehen. Was der Verein "Initiative Denkmalschutz" kritisierte, weil mit der Sprengung der Masten das Sendegebäude ihrer technischen Funktion beraubt worden und somit nicht mehr nachnutzbar sei.

Für viele Anrainer hingegen stellt die Erhaltung des Gebäudes zumindest einen kleinen Trost dar. "Seit Jahrzehnten spaziere ich durch die Weinberge um die zwei Masten herum", schildert der Anrainer, "am Abend bin ich immer gern in den Heurigengärten der Umgebung gesessen, wo man einen guten Blick auf die Zwei hatte." Diese wird er zwar künftig nicht mehr sehen, auf den Bisamberg wird er dennoch weiterhin wandern, "um dabei zumindest den Sendegebäuden einen Besuch abzustatten."

Printausgabe vom Donnerstag, 25. Februar 2010
Online seit: Mittwoch, 24. Februar 2010 18:35:12


Kommentare zum Artikel:

24.02.2010 19:15:26 türm
pfui brauche keiner wille keiner
ööpü
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