Hamburg - Wenn die Personalien der Schaulustigen festgestellt werden könnten, sollten sie sich anschließend "wirklich brutale Bilder von Unfallopfern anschauen müssen, damit sie überhaupt wissen, was da abläuft", sagte der CDU-Politiker am Montag im NDR. "Wir müssen neue Wege gehen und den Gaffern klarmachen, was tatsächlich am Unfallort geschieht."
Der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus unterstützte den Vorschlag seines Kollegen aus Schleswig-Holstein. "Gaffer sind häufig ein lebensgefährliches Risiko. Sie behindern die Rettungskräfte und verursachen oftmals weitere Unfälle", sagte der CDU-Politiker der Tageszeitung "Hamburger Morgenpost". "Wir brauchen diese öffentliche Diskussion, damit den Menschen klar wird: Wir könnten alle Opfer werden", sagte der Innensenator. Wer nur zuschaue, mache sich selber zum Täter.
Ahlhaus erinnerte daran, dass Schaulustige bei unterlassener Hilfeleistung mit bis zu einem Jahr Haft bestraft werden könnten. Auslöser der Überlegungen ist ein tödlicher Unfall Mitte November auf der Autobahn 1 nahe Hamburgs. Dabei war ein alkoholisierter Fahrer frontal in das Auto einer jungen Frau gerast. Der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Lübeck, Marco Lihring, war auf dem Heimweg von einer Feier als erstes am Unfallort. "Wir sahen, dass die Frau eingeklemmt in ihrem Auto saß, in dem bereits die Flammen hochschlugen", berichtete Lihring der Zeitung. Verzweifelt hätten er und ein Freund versucht, die 22-Jährige zu befreien. "Wir riefen um Hilfe, baten andere Auto- und Lkw-Fahrer um ein Taschenmesser und einen Feuerlöscher." Doch keiner half den Helfern: "Die Trucker, die einen Feuerlöscher an Bord haben müssen, standen am Straßenrand und guckten", sagte der Einsatzleiter.
Die junge Frau erlag kurz drauf im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Der 35-jährige Unfallverursacher, der keine Fahrerlaubnis hatte, überlebte schwer verletzt.
rom/AP/ddp
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