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Artikel aus dem EXTRA LexikonPrint this

In Nestroys "Talisman" und sonst wo im Wiener Volkstheater

Gegenstand als Gegenspieler

Von Volker Klotz

Gegenstand als Gegenspieler? Theatergänger wissen: auf der Bühne geht es fast immer hoch her und heftig zu. Sie wissen auch, dass nicht allein menschliche Lebewesen das szenische Geschehen bestreiten. Nicht allein die Amazonenkönigin Penthesilea zerfleischt liebesrasend den Achill. Nicht allein der Feldherr und Gatte Othello erwürgt Desdemona. Nicht allein die intriganten Höflinge, Präsident Walter und sein Handlanger Wurm, zerstören das Leben von Luise und Ferdinand. Mit im Spiel sind vielmehr leblose Dinge, ebenso bedeutsam wie wirksam. Pfeile und Bogen, Insignien der Amazonenkönigin, haben Achill schon von Weitem tödlich getroffen, bevor Penthesilea ihn mit den Körper-Waffen ihrer Finger und Zähne zerfetzt. Desdemonas Taschentuch, scheinbares Beweisstück ihres Treuebruchs, ist schon durch mehrere Hände gegangen, bis es schließlich Othello zum Mord bewegt. Der verlogene Brief, den Wurm erpresserisch jener wehrlosen Luise diktiert, die um ihren verhafteten Vater bangt, führt die endgültige Katastrophe herbei. Aber auch unblutig, in Komödien, spielen gegenständliche Widersacher den dramatischen Personen mit, indem sie den allgemeinen Wirrwarr steigern oder gar auslösen. So der zerbrochne Krug dem Dorfrichter Adam. So die vielerlei verräterischen Dinge - Häubchenschleife, Blumentopf, Busennadel -, die Figaro und seine Bundesgenossen mobil machen, um den übergriffigen Grafen Almaviva in die Ecke zu drängen.

Die genannten Beispiele gehören durchweg zur literarisch anspruchsvollen Dramatik. Es sind Stücke, die für ebenso anspruchsvolle, hoch angesehene Theater verfasst und ebenda aufgeführt wurden. Für "Gegenstand als Gegenspieler" ist indes eine andere Art von Theater mindestens so aufschlussreich, das populäre Lachtheater. Im deutschsprachigen Bereich sind es vor allem die Bühnen der Wiener Vorstädte seit dem späten 18. Jahrhundert. Vorab auf sinnlich sensationelle Ereignisse sind sie erpicht. Deshalb, so zeigt sich, ist das Wiener Vorstadttheater auch besonders prädestiniert für jene Gegenstände, die den handelnden Personen in die Quere kommen. Nicht erst bei Nestroy, sondern schon bei seinen Vorläufern. Bei Meisl, Gleich und Bäuerle, erst recht bei Raimund.

Schon die Titel einiger Werke lassen ahnen, was die Lektüre dieser Stücke dann bestätigt: dass scheinbar harmlose, letztlich oft verstörerische Gegenstände das szenische Geschehen bestimmen; dass sie den handelnden Personen unverhältnismäßig zu schaffen machen. So in Joseph Alois Gleichs "Die weißen Hüte" und "Die alte und die neue Schlagbrücke". So in Karl Meisls "Die Geschichte eines echten Schals in Wien". So in Adolf Bäuerles "Brüsseler Spitzen", "Tischlein, deck dich!" und "Fausts Mantel". So in Julius von Voß' "Damenschuhe im Theater". So in Ferdinand Raimunds "Der Diamant des Geisterkönigs" und "Die unheilbringende Zauberkrone". Gemessen an den immer noch nachwirkenden Standesregeln einer klassisch normativen Poetik, kann die Herkunft dieser Stücke als minderwertig gelten. Sowohl theatralisch wie Poetisch.

Theatralisch kommen sie her von den schlichten Hanswurstiaden des 18. Jahrhunderts, die allseits schlagkräftig mit toten Gegenständen um sich hauen. Seien es Pritschen oder Stuhlbeine oder Bierhumpen. Und poetisch kommen sie her von den ebenso schlichten Volksmärchen. Von jenen außerliterarischen Wundererzählungen, die ihre Hauptfiguren vorzugsweise mit zauberkräftigen Dingen ausstatten, ohne die das glückliche Ende niemals zu erreichen wäre. Beide Herkünfte also, die theatralische wie die poetische, haben bereits von Haus aus die Gegenstände mit Energien aufgeladen, die nun den Personen im Stück zu beträchtlichem Vorteil oder Schaden gereichen können. Ob nun beglückend oder bedrückend, in keinem Fall sind diese Dinge beliebig oder gar nebensächlich. Unverzichtbar wirken sie mit, um das erzählte oder szenisch vorgeführte Geschehen in Gang zu halten. Dabei fällt die jeweilige spezielle Sparte des volkstümlichen Theaters, die davon Gebrauch macht, nicht sonderlich ins Gewicht. Was zählt, ist das gemeinsame Prinzip drastischer Schlagkraft.

Märchen-Parodie: Nagerl und Handschuh

Diese durchlässigen Gattungsgrenzen hat Nestroy gleich in seinem einschlägigen Erstlingsstück betont. Diese "Dreißig Jahre aus dem Leben eines Lumpen" sind leichtfertig bezeichnet als "Lokales Zauberspiel". Drei Jahre später brachte er eine Aschenputtel-Parodie heraus, "Nagerl und Handschuh". Der Titel beruft die beiden Gegenstände, die dem Bühnengeschehen die Richtung weisen. Einerseits das wundertätige Nagerl (eine Nelke), das einschneidend den Charakter des Aschenputtels namens Rosa verändert. Andererseits den Handschuh, den diese Rosa, vom Fest des reichen Bewerbers Ramsamperl fliehend, zurücklässt: als Erkennungszeichen, so wie im ursprünglichen Märchen den Schuh. Märchenwidrig jedoch werden diese Gegenstände zeitweilig zum Gegenspieler der Heldin, aber auch des verliebten Freiers, bis am Ende Rosa und Ramsamperl dennoch zusammenkommen.

Wie geht es nun weiter, bei Nestroy, mit den unberechenbaren Dingen? Alsbald kann er darauf verzichten, die Märchenmaschinerie seiner Vorgänger komisch zu demontieren. Denn die Vorgänger geben all dem Zauberkram schon ihrerseits den Rest. Sie selber drosseln den szenischen Aufwand wie auch die Wundertätigkeit der Dinge. "Der Verschwender", Raimunds letztes "Original-Zaubermärchen", deutet das Ende an. Da spielen zwar noch glückbringende Perlen mit, die im Namen der liebenden Fee Cheristane ihr dienender Geist treulich aufbewahrt. Doch sie sind nichts anderes als eine allegorisierte Altersversicherung für den Titelhelden.

Trotzdem hat sich, was uns hier interessiert, fürs Wiener Volksstadttheater keineswegs erledigt. Im Gegenteil. Es schwindet nicht, es schwillt das Phänomen, auch die dramatische Schwungkraft von toten Gegenständen, die da scheinbar auferstehen und um sich greifen. Mal zu Gunsten, mal zu Ungunsten der handelnden Personen, denen sie befremdlich auf den Leib rücken. Also auch dort, wo die Posse, rundum hiesig auf wunderlos lokalem Pflaster, sich gänzlich entzaubert, wirkt die magische Mitgift ihrer leblosen Gegenstände irritierend nach.

Perücke und hinterlassener Anzug: Der Talisman

In Nestroy berühmter Posse vom verpönten Abseiter Titus Feuerkopf wirkt am Ende unversehens das Geld gleich einem Talisman. Dort, wo schließlich als plumper deus ex machina der stinkreiche Vetter Spund erscheint, um den schrillsten sozialen Makel des Helden zu lindern, indem er dessen minder schrillen Makel beseitigt, die Armut. Die feuerschreienden Haare, die Titus zum Outcast machen, werden der Umwelt dann doch noch erträglich, sobald er zu Geld kommt. Bis dahin freilich, bis zum komisch herbeigezwungenen Glücksfinale, ist die Perücke sein eigentlicher Talisman. Mächtiger, weil szenisch einprägsamer, kommt sie zum Zug als jede doch nur abstrakte Finanzierungshilfe.

Die Perücke tarnt die abstoßende Farbe, die nach Meinung der Leute den klugen Kopf des Titus verunziert und einen miserablen Charakter zum Vorschein bringt. Diesem Talisman verdankt er, vorerst, seinen schwindelerregend schnellen und steilen Aufstieg: die Stufenleiter empor, witwenweise von der Gärtnerin über die Kammerfrau bis zur schöngeistelnden Herrin des Schlosses. Die Perücke beflügelt den arbeitslosen Barbiergesellen Titus, der gesellschaftlich tiefer gestanden und tiefer verwundet war als irgendwer von denen, die er jetzt mit ihrer Hilfe täuschend übervorteilt. Die Perücke erst ermöglicht dem verachteten Unterbürger, sich überhaupt am bürgerlichen Konkurrenzkampf zu beteiligen. Am rücksichtslosen Wettlauf, wo das Ziel nur erreicht, wer die andern überholt.

Gewitzter ist Titus als die andern, weil klüger aus schlimmerem Schaden. So hat er die besten Voraussetzungen, sich über alle menschlichen Hindernisse hinwegzuschwingen. Nicht nur über die Frauen, die verzückt auf sein Haupthaar starren, das ihm schönstens steht, aber eben nicht gewachsen ist. Auch über den Frisör, der ihm dieses Kunsthaar vermacht hat. Doch kurz vorm Ziel bringt den Beinah-Gewinner das gleiche Prinzip zur Strecke, nach dem er gestartet ist: das Marktprinzip des freien Wettbewerbs, das auf Dauer keine persönlichen Sieger kennt. Denn es siegt nur, solang es siegt, an und für sich. Wo das Marktprinzip herrscht, konkurrieren nicht nur die Unternehmer. Hier konkurrieren auch die Dinge, die es hervorbringt und in Umlauf setzt. Waren heißen sie. Und was sie jeweils taugen, ermisst sich nicht daran, ob jemand sie dringend benötigt und wozu. Es ermisst sich daran, was die Waren einbringen. Verloren haben sie somit die Unschuld, sich selbstverständlich handhaben zu lassen.

Solche Konkurrenz auch der Dinge kriegt Titus erschreckend zu spüren, wenn die Perücke sich plötzlich vervielfältigt. Hilflos erlebt er, wie eine, zwei, drei Perücken einander den Rang streitig machen, als einzig wahre ihm einen naturwüchsigen Haarschopf zu erschwindeln. Ohne dass er zunächst merkt und begreift, wie es dazu kommt, verdrängt eine blonde Perücke die schwarze und eine graue die blonde. Denn die lästigen überschüssigen Perücken entstammen den Taschen der feinen Anzüge, mit denen jede der Frauen - aus sorgsam bewahrten Beständen des gewesenen Gatten - den Titus zu sich heranzukleiden wünscht als künftigen Gatten. Durchaus nicht wunderbar, sondern sehr wohl erklärlich also ist, wieso die Haarfarbe des Helden so jäh und häufig wechselt. Trotzdem muss, was diese Perücken ausrichten, nachgerade unheimlich wirken. Nicht nur auf Titus selbst, auch auf die anderen, die hier so prompt seinem herbeifrisierten Charme erliegen. Aber auch aufs Publikum, das die atemberaubende Geschwindigkeit von Titus' kumulativen Eroberungen verfolgen darf.

Demnach ist die Energie jener Wunderdinge aus den früheren Märchendramen längst noch nicht erloschen. Doch sie hat sich radikal verändert. Umgeschlagen ist sie vom Übernatürlichen ins Widernatürliche. Die neuen Verhältnisse offenbaren es, die szenischen wie die Verhältnisse der Sozietät und Seele. Sie machen, dass dem Titus die Perücken, eine nach der andern, sozusagen über den Kopf wachsen. Sie machen, dass er, der Mensch, sich zeitweilig so vorkommt, als sei nicht die Perücke sein Attribut, sondern er ein Attribut der Perücke. Das leblose Ding fällt ihn an gleich einem Tier, das sich so ohne weiteres nicht abschütteln lässt. Wie Nestroy hier die Perücke als Talisman walten lässt, mit höchster dramatischer Vollmacht und szenischer Wirksamkeit, entwirft er ein lachhaft mechanisches Psycho-Sozial-Getriebe. Damit nimmt er praktisch vorweg, was ein halbes Jahrhundert später Henri Bergson theoretisch zu bedenken gibt.

Energische Dinge,

mechanische Menschen

Lachen müssen wir allemal dort, wo uns menschliche Lebewesen mechanisch vorkommen. Dort, wo sie sich körperlich und geistig gebaren, als wären sie nicht von eigenen spontanen Regungen bewegt, sondern von Zahnrädern und Gestängen wie eine Maschine. Das Gelächter bestraft demnach jene, die sich solchermaßen an unser aller élan vital vergehen. So weit Bergson und so plausibel. Nur, dieser spätere Theoretiker vernachlässigt ganz offensichtlich, was der frühere Praktiker Nestroy längst schon erfasst und szenisch ausgespielt hat. Er vernachlässigt das Gegenstück zum mechanischen Verhalten. Auf Nestroys Bühne aber geht es fast gespenstisch um: Das auferlebte rote Ding, das den handelnden Menschen das alleinige Recht auf Initiative streitig macht. Beide Größen wirken komplementär zusammen, und sie wirken aufeinander ein. Denn das Ding, hier die Perücke, ergänzt nicht nur die quasi mechanischen Regungen der Personen, denen es begegnet. Es ruft sie sogar aktiv hervor.

Der Talisman in Nestroys Posse, so zeigt sich, offenbart seine Macht nicht nur in dem, was er dem rothaarigen Helden bedeutet, beschert und zufügt. Erst recht erweist der Talisman seine Macht in dem, was er, der Fremdkörper auf Titus' Kopf, bei dessen Umgebung auslöst. Namentlich bei den drei verwitweten Schönen. Zuerst wird ihr Blick angefacht: durch den künstlichen, bald schwarzen, bald blonden Schopf, der den feuerroten Naturschopf verbirgt. Und gleich darauf entbrennt ihr Gehör, wenn Titus seine ebenso künstliche Suada auf sie loslässt. Eine lachhafte erotische Feuerwerkerei. Unüberbietbar komisch aber wirkt sie erst dadurch, dass alle drei Entflammten unterschiedslos reagieren.

Die eine wie die andre wie die dritte schaut begeistert erst aufs falsche Haar, hört dann begeistert auf die falsche Rede und kommt dann begeistert zu dem Schluss, es fehle der anziehenden Erscheinung des Titus nur noch eins. Nämlich: der angemessene Anzug.

Daraufhin verfahren sie wie Automaten, alle drei Frauen gleich, aber auch alle drei gleichermaßen ruckartig mechanisch. Der ganze Hergang ähnelt der Bewegung einer Spieluhr, die eine Figur nach der andern erst in den Vordergrund, dann wieder in den Hintergrund dreht. Ruck eins: Die Gärtnerin stellt und kleidet Titus ein als Gartenaufseher und designierten Gemahl - bis die Kammerfrau auftaucht. Ruck zwei: Die Kammerfrau stellt und kleidet Titus ein als Jäger und designierten Gemahl - bis die Schlossherrin auftaucht. Ruck Drei: Die Schlossherrin stellt und kleidet Titus ein als Privatsekretär und designierten Gemahl. Die einförmige Wirkung der Perücke samt Anhang auf die drei Frauen löst also noch mehr aus als nur diese automatischen Leidenschaften. Ebenso automatisch ruft sie einen weiteren toten Gegenstand ins Leben. Sogar einen Gegenstand von Toten, eben den Anzug des jeweils teuren Verblichenen.

Kostümierung in Form von Verkleidung ist seit jeher ein fast unverzichtbarer Vorgang im komischen Theater. Hier freilich hat sie einen besonderen Haken. Denn im Talisman verkleidet sich keiner von sich aus, um andere an der Nase herumzuführen. Hier sind es die andern, die ihn einkleiden. Dabei gewinnt das leblose Ding, das Gewand, Macht und Vorrang gegenüber dem, der es zu tragen hat.

Vom Mittel verwandelt es sich um Zweck. Und diesem Zweck - amtierender Nachfolger für Tisch und Bett - wird der Eingekleidete nolens volens zugeführt. Auch er hat sich, fürs erste, verwandeln müssen: vom Subjekt, das selber handelt, zum Objekt, das gehandelt wird. In allen drei Fällen, von der Gärtnerin bis zur Schlossfrau, harrt der tote Gegenstand seit langem seiner ersehnten Auferstehung. Der Anzug lauert im Schrank, bis wie aufs Stichwort der beste Erste kommt, den er umschließen wird gleich einer Zwangsjacke. Nestroys makabre Komik reicht noch weiter.

Dem Titus nämlich sitzt in jedemFall - des Gärtners, des Jägers, des Schlossherrn - das hinterbliebene Gewand wie angegossen. Augenscheinlich. So unpersönlich ist der menschliche Umgang geworden. Im Schloss und außerhalb. Es triumphiert der tote Gegenstand in seiner feierlichen Würde übers lebende Dutzend-Individuum. Perfektion der Konfektion: Nicht der Anzug, denn der ist maßgeschneidert, sondern sein Träger erscheint wie ein Fertigprodukt von der Stange.

Na und ?

Das Publikum im Theater, heut wie zu Nestroys Zeit, lacht über derart perverse Beziehungen zwischen grundsätzlich leblosen Dingen und grundsätzlich menschlichen Lebewesen. Aber: Lacht es auch draußen, außerhalb des Theaters? Auf Schritt und Tritt, am Gehsteig und in der Trambahn? Etwa dann, wenn menschliche Lebewesen, zwanghaft freiwillig, sich gängeln lassen von leblosen Dingen? Etwa von jenen, die da Handy heißen? Treffend heißen sie so. Denn sie legen Hand an ihre willfährigen Besitzer. Unerbittlich.

Prompt nämlich nehmen diese besessenen Besitzer besondere Haltung ein, sobald das Ding gebieterisch piepst. Vor allem dynamisch wohlfrisierte Jungmänner sind es, mit immer gleichem strahlenden Lächeln und siegessicherem Wiegeschritt. Lauter genormte, vorfabrizierte Gestalten: So wie die drei Frauen, die auf gleiche Weise den Perückenträger Titus umschwärmen, drohend mit den gleichförmigen Feiertagsanzügen ihrer gleichartig teuren Verblichenen. Nestroy steht auch ihnen bei, dass sie die Durststrecke durchstehen bis zum nächsten vitalisierenden Kommando des Piepsdings.

Entnommen ist dieser Text, außer der Schlussbemerkung, einem neuen Buch von Volker Klotz, das demnächst im Wiener Verlag Sonderzahl erscheint. Unübliche Einblicke bietet es in die Eigenarten von Bühnenkunst. Unter dem Titel: "Gegenstand als Gegenspieler. Widersacher auf der Bühne: Dinge, Briefe, aber auch Barbiere." (200 Seiten).

Freitag, 23. Juni 2000 00:00:00
Update: Dienstag, 01. März 2005 15:56:00

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