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Die österreichische RegierungPrint this

Vizekanzler Josef Pröll

Von WZ Online


Josef Pröll (40) kann kräftig durchatmen. Die von ihm gewünschte rot-schwarze Koalition ist unter Dach und Fach, und das trotz großer Ressentiments in der Volkspartei gegen eine Wiederauflage der Zusammenarbeit mit der SPÖ.

Der nunmehrige Vizekanzler und Finanzminister Pröll war nach der Wahlniederlage der Volkspartei am 28. September so eine Art letzte Personalreserve der ÖVP. Wenn man jemanden den Gang in eine schwärzere Zukunft zutraute, war es der Landwirtschaftsminister. Wirklich leicht gemacht hat es ihm die Partei trotzdem nicht. Statt ihn einfach seinen Weg gehen zu lassen, wurde kräftig gegen seinen Zug in die Regierung opponiert, vor allem von Landesparteien, die sich in der Opposition oder mit Blau-Orange bessere Zukunftsaussichten für sich erhofften.

Doch Pröll hielt Linie. Der designierte VP-Chef benötigte zwar einige taktische Verzögerungen in den Verhandlungen, um den kritischen Teil der Basis bei Laune zu halten, aber er führte dann doch die Volkspartei äußerst zügig in eine neue Große Koalition "neuen Stils". Dass diesmal der Stil wirklich neu wird, ist nicht von vorneherein unmöglich.

Denn Pröll und Kanzler Werner Faymann verstehen sich nicht schlecht. Beide sind mehr Pragmatiker als Ideologen. Wichtig wird für den einen wie für den anderen sein, die jeweils eigenen Reihen geschlossen zu halten, auch wenn einmal eine regionale Wahl nicht so läuft wie erwünscht. Geht alles gut, ist Pröll nicht chancenlos, auch von Platz zwei aus das Kanzleramt zu erobern. Und immerhin gibt es die Option, viele zum BZÖ abgewanderte bürgerliche Stimmen wieder zurückzuholen.

Prölls Karriere in der ÖVP war zuletzt kometenhaft. Als er in das zweite Kabinett Schüssel einzog, war die Überraschung groß. Er war Kabinettchef von seinem Vorgänger Wilhelm Molterer und Neffe des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll. Mehr wusste kaum jemand. Aus dem unbeschriebenen Blatt wurde jedoch vor allem dank einer cleveren Medienpolitik und einem durchaus vorhandenen Hang zur Selbstdarstellung rasch eine Art schwarzer Publikumsliebling.

Doch Prölls Weg nach oben wurde nach dem Anfangsapplaus zunehmend steiniger. Vor allem Wolfgang Schüssel beobachtete den Emporkömmling mit ständig wachsender Skepsis. Als sich Pröll mit einem Perspektivenprogramm nach der Wahlschlappe 2006 positionieren sollte und wollte, war es der Altkanzler, der gemeinsam mit dem konservativen Parteiflügel liberale Gehversuche wie die Homo-Partnerschaft zu Fall brachte. Überhaupt ist von den Perspektiven bis heute kaum etwas umgesetzt.

Mit dem Fall seines einstigen Förderers Wilhelm Molterers war dennoch Prölls Stunde gekommen. Da die Alternativen fehlten, stimmten auch jene für ihn, die eine zu starke Machtposition der Pröll-Sippe befürchteten. Zweifler konnte der Niederösterreicher auch im persönlichen Umgang bekehren. Pröll gilt bei allem Machtinstinkt, der ihn mit Faymann verbindet, als bodenständig, humorvoll und gesellig. Überhaupt kommt er im persönlichen Umgang besser an als bei seinen oft einstudiert wirkenden öffentlichen Ansprachen und Fernseh-Auftritten.

Auch die Medienkontakte des neuen ÖVP-Chefs sind bestens, nicht umsonst weigerte sich der Landwirtschaftsminister, in der schwarzen Anti-"Krone"-Wahlkampagne mitzusingen. Und Pröll scheut auch keine Ausflüge auf's Society-Parkett. Erst vergangenen Spätsommer ließ er seinen 40er groß mit Promi- und Medienaufmarsch in Niederösterreich feiern.

Die politische Karriere Prölls begann im Bauernbund, wo der gebürtige Stockerauer (14.9.1968) nach seinem Studium an der Universität für Bodenkultur als Wirtschaftsreferent anheuerte. Pröll arbeitete als Assistent der EU-Abgeordneten Agnes Schierhuber, war dann Kabinettschef von Molterer und Direktor des Wiener Bauernbunds, ehe man ihn für höhere Weihen auserkor. Neben der hohen Politik wäre ihm auch der Weg in den Raiffeisen-Konzern offen gestanden, Generalanwalt Christian Konrad sieht Pröll als potenziellen Nachfolger.

Vorerst hat sich dieser aber der Familien-Tradition folgend lieber aufs Politisieren verlegt. Das Landwirtschaftsressort leitete er während der letzten fünf Jahre souverän, wie man es von Bauernbündlern in Österreich gewohnt ist. Im Umweltbereich "quälte" er sich deutlich mehr. Vor allem Österreichs schlechte Klimabilanz versorgte ihn mit einigen Negativ-Schlagzeilen. So richtig ernst wird es sachpolitisch aber erst jetzt. Im schwierigen, aber umso bedeutsameren Finanzressort kann der dreifache Familienvater nun erstmals zeigen, was wirklich in ihm steckt. (AUA)

Dienstag, 25. November 2008 16:46:04

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