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Artikel aus dem EXTRA LexikonPrint this

Zu Heinrich Schnitzlers 100. Geburtstag am 9. August

Schnitzler, Heinrich: Nicht bloß Sohn

Von Peter Michael Braunwarth

Heinis erster Theaterbesuch. Vormittag hatte er nachgedacht, wo das Loch in der Loge ist, durch das man auf die Bühne sieht. - Als die Hexe am Schluss sich verbeugte, war er sehr paff, dass sie trotz Verbranntseins wieder kam. - Bei Harlekin (Ballet) wünschte er den Operngucker um zu sehen, ob die Damen Schuhe und Strümpfe anhaben. - Zu Hause fragte er: "Warum bin ich nicht ein Kind hinter dem Vorhang?"

So schildert Arthur Schnitzler 1907 den ersten Kontakt seines Sohns mit der Bühnenluft im Alter von viereinhalb Jahren. Und ein "Kind hinter dem Vorhang" ist er dann tatsächlich geworden, zunächst als Schauspieler in Wien (etwa bei Rudolf Beer) und im Berlin der legendären Goldenen Zwanziger Jahre (bei Jessner), dann als Regisseur mit über 150 Inszenierungen, so zum Beispiel mit Uraufführungen von Benatzky-Singspielen oder in Kalifornien mit Brecht.

Aus der amerikanischen Emigration nach Wien zurückgekehrt, prägte er von 1959 bis 1970 ganz wesentlich das Gesicht des Theaters in der Josefstadt mit seinen genauen, diskreten und musikalischen Regie-Arbeiten. Exemplarische Aufführungen von Stücken seines Vaters wie "Der einsame Weg" oder "Liebelei" stellen sich dank Fernsehaufzeichnungen auch heute noch der Überprüfung.

1961/62 edierte er auf über 4.000 Seiten das Gesamtwerk Arthur Schnitzlers neu, auf eigenen Wunsch ohne jede Nennung des Herausgebers auf dem Titelblatt. Und ebenso aus dem Hinter-

grund hat er unzähligen Germanisten, Theater- und Filmhistorikern, Übersetzern mit Rat und Auskunft bei ihrer Forschungsarbeit geholfen.

Er war aktiv beteiligt an der Aufarbeitung von Schnitzlers Nachlass, an Editionen der Autobiografie, der Briefe, des Tagebuchs.

Mit Lesungen aus dem Tagebuch ist er quer durch Europa gereist. Seine Interpretation von "Leutnant Gustl" oder von "Halbzwei" (mit Vilma Degischer) sind auf Schallplatte festgehalten. Er hat ungezählte Fotos gemacht, darunter eine der hinreißendsten Serien, die es von Arthur Schnitzler gibt, nämlich 1931, zusammen mit Elisabeth Bergner, im Garten des Hauses in der Sternwartestraße.

In der Konversation nahm er durch Charme und Witz gefangen. Seine Wortspiele und Kalauer waren berühmt. 1928 machte ein Buch von Siegfried Kracauer Furore: "Ginster. Von ihm selbst geschrieben." Zu dieser Zeit bat Arthur Schnitzler um Titelvorschläge für seine letzte große Novelle (die dann "Flucht in die Finsternis" heißen sollte). Heinrich riet zu: Finster. Von ihm selbst geschrieben.

Vor 20 Jahren, am 14. Juli 1982, ist Heinrich Schnitzler in Wien gestorben.

Freitag, 09. August 2002 00:00:00
Update: Dienstag, 01. März 2005 14:47:00

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