Zum 10. Geburtstag lässt die Financial Times Deutschland tief blicken. Sie erhalten - selbstironisch und unterhaltsam - einen außergewöhnlichen Blick hinter die Kulissen des jungen Jubilars.
Uns bewegt, was Menschen und Märkte bewegt. Und manchmal ist es umgekehrt. Eine Auswahl von FTD-Geschichten, ohne die wohl die Zeitläufte eine andere Spur genommen hätten.
Das ist passiert: Die Geschichte wirkt wie ein Vorbote für das Missmanagement in deutschen Landesbanken. Im Frühjahr 2003 wundert sich die FTD-Redaktion, warum die WestLB ihre Jahrespressekonferenz verschoben hat. Schnell sammeln sich Hinweise auf größere Verwerfungen an: Die Landesbank soll ihrer Londoner Investmentbankerin Robin Saunders weitgehende Freiheiten für riskante Geschäfte eingeräumt haben.
Das wurde daraus: Am 12. Mai 2003 enthüllt die FTD: Saunders hat Boxclever finanziert, einen britischen Vermieter von TV-Geräten, und damit ein Klumpenrisiko aufgebaut. Als Boxclever fällt, muss die WestLB einen dreistelligen Millionenbetrag abschreiben. Die einstmals stolze Landesbank rutscht tief in die Verlustzone, die riskanten Geschäfte fliegen auf, mit denen die WestLB ihre Rendite aufpeppen wollte. Zwar wird in der Folge fast der gesamte Vorstand ausgewechselt. Doch schon vier Jahre später erschüttert die Bank der nächste Skandal.
Das ist passiert: Die Pleite von Lehman Brothers ist gerade 14 Tage alt, und die Finanzkrise scheint noch ein US-Phänomen zu sein. Doch vage Andeutungen über eine Krisensitzung in Frankfurt lassen FTD-Redakteure bei Gesprächen am Sonntag misstrauisch werden. Sofort wird ein Rechercheteam zusammengestellt, das Quellen in Regierung und Finanzwirtschaft abtelefoniert. Schnell ist klar: Eine relevante deutsche Bank steht vor dem Aus - nur welche? Die Redakteure gehen nach dem Ausschlussprinzip vor. Als ein hochrangiger Gesprächspartner bei Nennung der Hypo Real Estate am anderen Ende der Telefonleitung schweigt, ist der Problemfall gefunden.
Das wurde daraus: Als der Redaktionsschluss die Recherchen beendet, ist noch nicht abzusehen, wie dramatisch die Rettungsaktion tatsächlich ablaufen und welche Wucht der Fall HRE noch entfalten würde. Klar ist, dass es ein Problem geben wird: Die FTD meldet am 29. September 2008 exklusiv den drohenden Kollaps der einstigen Vorzeigebank HRE.
Das ist passiert: Zu den wichtigsten Aufgaben eines Aufsichtsratschefs gehört es, für einen reibungslosen Wechsel an der Vorstandsspitze zu sorgen. Eigentlich hatte Josef Ackermann aufhören wollen, Ende April 2009 verlängert die Deutsche Bank überraschend seinen Vertrag. FTD-Redakteure haken nach und recherchieren den Grund für die Kehrtwende: Aufsichtsratschef Clemens Börsig wollte Ackermann beerben, löste damit einen internen Machtkampf aus - und scheiterte in einem achtstündigen Sitzungsmarathon am Widerstand des Kontrollgremiums.
Das wurde daraus: Die FTD berichtet am 30. April 2009 über den Eklat. Börsig gilt zunächst als angeschlagen, bleibt jedoch weiterhin Aufsichtsratschef. Der Vorstandsvorsitzende Ackermann ist nach der Vertragsverlängerung unangefochtener denn je.
Das ist passiert: Jahrelang erhöht Porsche seinen Anteil an VW und will die Kontrolle übernehmen. Wirtschaftskrise und Schulden erschweren den Plan aber zusehends. 2009 verdichten sich Hinweise, dass der finanziell gesunde VW-Konzern zum Gegenangriff übergehen könnte. Schließlich bestätigen zwei Quellen der FTD die These: VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch rechnet die Gegenoffensive durch.
Das wurde daraus: Volkswagen dreht den Spieß um - Porsche wird vom Jäger zum Gejagten. So lautet die Kurzform der FTD-Exklusivgeschichte vom 23. April 2009 über Volkswagens Pläne. Die werden bald Wirklichkeit. Wiedeking muss gehen, Porsche verliert seine Selbstständigkeit. 2011 soll das Unternehmen im Wolfsburger Konzern aufgegangen sein.
Das ist passiert: Die WestLB bestreitet bis zuletzt den Wahrheitsgehalt der FTD-Informationen, nach denen Händler der Bank jahrelang Aktienkurse von VW, Metro und BMW manipuliert und damit einen Schaden von mehreren Hundert Millionen Euro verursacht haben. Schließlich schlägt das Unternehmen ein Treffen von FTD-Redakteuren mit hochrangigen Managern und dem Justiziar vor, um alles klarzustellen. Der erste Satz des WestLB-Sprechers beim Treffen: "Wir haben Strafanzeige gegen Aktienhändler aus unserem Haus gestellt."
Das wurde daraus: Der am 11. April 2007 in der FTD aufgedeckte Eigenhandelsskandal trägt zum Fall von WestLB-Vorstandschef Thomas Fischer und weiterer Vorstände bei.
Das ist passiert: 3 Mrd. Euro will die Post 2004 beim geplanten Börsengang der Tochter Postbank haben - für 50 Prozent der Anteile. Mit-Konsortialführer ist damals die Deutsche Bank. Kurz vor dem Gang aufs Parkett kommt heraus, dass die Deutsche die Postbank am liebsten selbst gekauft hätte. Und dann trifft ein Fax in der Frankfurter FTD-Redaktion ein: ein Flyer der Deutschen Bank für mögliche Käufer von Postbank-Aktien. Brisanter Inhalt: Die Postbank sei insgesamt höchstens 5,3 Mrd. Euro wert.
Das wurde daraus: Am 28. Mai 2004 berichtet die FTD über den Anleger-Flyer. Die Post-Spitze ist stinksauer auf die Deutsche Bank und verschiebt den Börsengang um zwei Tage nach hinten, damit sich die aufgeschaukelte Stimmung wieder beruhigen kann. Bei der Party anlässlich der Börsenpremiere grüßt ein Deutschbanker einen Postbanker mit den Worten "Schönes Wetter heute."
Die trockene Antwort: "Wenigstens dafür seid ihr Investmentbanker nicht verantwortlich." Heute ist die Postbank an der Börse 4,8 Mrd. Euro wert und gehört zu 25 Prozent zur Deutschen Bank.
Das ist passiert: Insgeheim bereitet das Softwareunternehmen SAP 2002 einen Führungswechsel vor. Firmengründer Hasso Plattner ist amtsmüde und will in den Aufsichtsrat wechseln. Als sich die FTD in einem New Yorker Restaurant mit dem eher verschlossenen Co-Vorstandssprecher Henning Kagermann trifft, offenbart der plötzlich seine private Seite, outet sich als "Deep Purple"-Fan und spricht offen über Managementmethoden. In dem vierstündigen Gespräch bestätigen sich Hinweise aus der Firma, dass Kagermann alleiniger Chef werden soll. Léo Apotheker ist damals als Vertriebs- und Shai Agassi als Technikchef vorgesehen.
Das wurde daraus: Als die Geschichte am 9. August 2002 in der FTD steht, wird alles dementiert. Erst im März 2003 folgt die Bestätigung: Kurz darauf übernimmt Kagermann die Führung bei SAP. Sein Nachfolger Apotheker wird im Februar 2010 geschasst.
Das ist passiert: 2008 wird bekannt, dass die Telekom in den Jahren 2005 und 2006 Mitarbeiter und Journalisten ausspioniert hat. Doch wie lange der Konzern schon spitzelte, zeigt der Fall eines FTD-Reporters, der bereits im Jahr 2000 von einem Team aus Ex-Stasi-Offizieren auf Schritt und Tritt verfolgt wurde. Selbst vor dessen Familie machten die Schnüffler des rosa Riesen nicht halt. Ihr Auftrag: Einen Informanten in der Telekom-Spitze enttarnen und herausfinden, ob der Reporter bestechlich ist. Doch die Observation verlief dilettantisch - und ergebnislos.
Das wurde daraus: Als die FTD am 29. Mai 2008 diesen neuen Bespitzelungsfall enthüllt, wird aus dem biederen Ex-Staatskonzern über Nacht die "Stasikom". Der Fall zeigt: Das Ausspionieren hatte bei der Telekom und ihrer undurchsichtigen Konzernsicherheit seit Jahren Methode. Bis heute ermittelt die Staatsanwaltschaft in dem Fall.
Der Fall der Twin-Towers, die Finanzkrise, der erste schwarze US-Präsident: Die FTD hat das Weltgeschehen der vergangenen zehn Jahre begleitet, kommentiert und analysiert. Wie gut kennen Sie die FTD?
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