26.03.2010, 08:42
Zweikampf um Arriva: Deutsche Bahn düpiert SNCF
Die Deutsche Bahn dreht dem französischen Konkurrenten eine Nase: Ausgerechnet im schwierigen Frachtgeschäft jenseits des Rheins weist Konzernchef Grube schwarze Zahlen aus - eine Kampfansage im Ringen um die Übernahme des britischen Transportkonzerns Arriva.
von Leo Klimm Frankfurt
Im schärfer werdenden Wettkampf um die Vormachtstellung in Europa düpiert die Deutsche Bahn (DB) ihren größten Rivalen SNCF: Bahn-Chef Rüdiger Grube kündigte am Donnerstag an, sein Konzern werde 2010 auf dem Heimatmarkt der französischen Staatsbahn im schwierigen Geschäft mit Schienenfracht profitabel sein. Die Bahn-Tochter ECR, die im französischen Schienengüterverkehr der härteste Rivale von SNCF ist, werde ihren Marktanteil von rund 15 Prozent weiter ausbauen.
Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube im FTD-Interview
Die Ankündigung, ECR werde Gewinne einfahren, kontrastiert mit hohen Verlusten von SNCF im Schienengüterverkehr. Der größte Teil des Nettoverlusts von 980 Mio. Euro, den der Konzern 2009 erlitten hat, geht auf die Schienenfracht zurück - obwohl diese nur marginal zum Umsatz beiträgt. Auch 2010 dürfte es für SNCF kaum zu schaffen sein, in dem Segment Geld zu verdienen. Aber auch die DB hat in ihrem Heimatmarkt zu kämpfen und schrieb im Schienengüterverkehr einen im Vergleich zu SNCF moderaten Verlust von 189 Mio. Euro.
Zugleich prangerte Grube mit Blick auf Frankreich "eklatante Wettbewerbsverstöße" an. Er machte klar, dass er in einem möglichen Bieterstreit um den britischen Verkehrskonzern Arriva einen Erfolg von SNCF unbedingt verhindern will.
"Wir lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen", sagte Grube zur Konkurrenz um Arriva. Der Bahn-Chef sprach bereits von "Verhandlungen" mit der Arriva-Führung, in denen der geforderte Preis das größte Hindernis sei. Arriva ist zurzeit mit Schulden rund 2,6 Mrd. Euro wert. Der Ausgang der Gespräche sei offen, so Grube. Die Regierungen in Berlin und Paris haben ihren Bahnen Unterstützung für eine Arriva-Übernahme signalisiert.
Um sein Ziel zu erreichen, am Verkehr durch den Kanaltunnel zu verdienen, hat Grube die Option einer Beteiligung am Tunnelzug Eurostar offenbar aufgegeben. Mehrheitseigner am Eurostar ist SNCF. Er setzt nun darauf, dass die Bestimmungen für die Fahrt durch den Eurotunnel demnächst so verändert werden, dass deutsche ICEs bis nach London fahren können.
Teil 2: Mehr Personal für Qualität in Deutschland
-
Aus der FTD vom 26.03.2010
© 2010 Financial Times Deutschland