26.03.2010, 12:05
Rohstoffmarkt: Wie K+S in die Zange genommen wird
Der Salzproduzent droht den Anschluss im Kaligeschäft zu verpassen. International formieren sich starke Wettbewerber - und das Geld für eigene Zukäufe fehlt. Der Dax-Konzern könnte seine Unabhängigkeit verlieren.
von Annette Rueß
und Klaus Max Smolka
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Achtzig Sekunden dauert die Reise in die Unterwelt. Der Aufzug rast den Schacht hinunter, Fahrtwind bläst ins Gesicht, der Druck auf die Ohren zwingt zum Schlucken. 754 Meter unter der Erde ist Endstation - in einem Gewirr unterirdischer Straßen und Stollen. Ein Labyrinth von 400 Quadratkilometern, größer als München.
Mit dem Geländewagen geht es tiefer in den Berg hinein. Dies ist die Welt von Thomas Mohr, Gewinnungsleiter des Großreviers 3 in der hessischen Mine Hattdorf. Mit Tempo 50 jagt er den Landrover über die holprige Piste und stoppt vor einem hell erleuchteten Tunnel. Auf der Schaufel eines tonnenschweren Radladers schimmern weiße Steinbrocken. Mohr nimmt einen auf und fährt mit der Zunge über den Stein: "Je bitterer der Geschmack", erklärt der Bergbauingenieur, "desto reichhaltiger das Kalisalz."
Fusionspläne in der Düngemittelbranche
Was da so bitter schmeckt, bringt richtig viel Geld. Hier mitten in Deutschland holt der Salz- und Düngemittelhersteller K+S den wertvollen Rohstoff Kali aus dem Boden. Er ist die Basis für Dünger, den die Landwirte auf ihre Felder fahren. Endverbrauchern ist der Dax-Konzern mit seinen 15.000 Mitarbeitern allenfalls über die Gartendüngermarke Compo ein Begriff. Den überwiegenden Teil des Umsatzes von knapp 3,6 Mrd. Euro macht das Kasseler Unternehmen im Industriegeschäft mit Auftausalzen, Stickstoff- und Kaliprodukten.
Das Geschäft mit dem bitteren Mineral ist dabei der wichtigste Wachstumsträger, die Kalisparte schafft über 60 Prozent des Konzerngewinns heran. Doch ausgerechnet hier droht
K+S ins Hintertreffen zu geraten. Bergbaugiganten wie der anglo-australische Konzern BHP Billiton oder der weltgrößte Eisenerzproduzent Vale aus Brasilien - beide um ein Vielfaches größer als K+S - drängen mit Macht in den Düngemittelmarkt. Die Claims für das weiße Gold werden neu abgesteckt.
Die Deutschen müssen höllisch aufpassen, bei dieser Bonanza nicht abgehängt zu werden. Zwar ist K+S derzeit noch der viertgrößte Kaliproduzent der Welt. Experten zweifeln indes, ob der Konzern auf Dauer stark genug ist, allein zu überleben.
Teil 2: Warum K+S eine Übernahmekandidat ist
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FTD.de, 26.03.2010
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