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  25.03.2010, 17:42    

Korruption: Daimlers Bewährungshelfer vom FBI

Ausgerechnet Louis Freeh soll den deutschen Autobauer im Auftrag der US-Justiz überwachen und neue Bestechungsfälle verhindern. Der frühere FBI-Chef ist in Amerika seit der Untersuchung der Lewinsky-Affäre umstritten - und auch in Stuttgart kein Unbekannter. von Matthias Ruch
Wer ihn als "bunten Hund" bezeichnet, tut Louis Freeh sicher kein Unrecht. Der frühere Chef der amerikanischen Bundespolizei FBI ist für einen Behördenleiter ungewöhnlich prominent. Im Guten wie im Schlechten. Vor zwölf Jahren leitete der Jurist die Ermittlungen gegen den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton in der Lewinsky-Affäre. Jetzt wechselt er wieder einmal die Seite und wird vom Ankläger zum Bewährungshelfer: für den deutschen Autobauer Daimler.
Der frühere FBI-Direktor Louis Freeh vor dem Untersuchungsausschuss   Der frühere FBI-Direktor Louis Freeh vor dem Untersuchungsausschuss
Im Auftrag der amerikanischen Justiz soll der 60-Jährige sicherstellen, dass die Stuttgarter künftig mit aller Härte gegen Bestechung und Korruption vorgehen. Nur wenn er dem Autobauer am Ende ein gutes Zeugnis ausstellt, werden die Börsenaufsicht SEC und das Justizministerium in Washington ihre Vorwürfe endgültig fallen lassen.
Dass ausgerechnet Louis Freeh die Überwachung übernimmt, ist brisant. Seine fachliche Qualifikation für den Job ist dabei evident. Schließlich verfügt der Jurist als früherer Staatsanwalt und Richter über reichlich Erfahrung. Und als ehemaliger FBI-Chef dürfte er sich auch die Kunst der Überwachung eingiermaßen beherrschen. Dass Freeh in den USA zudem als Experte für Industriespionage gilt, trifft sich weniger gut. Immerhin wird er bei Daimler über Jahre Zugang zu internen Dokumenten haben. Und so etwas sieht man in Industrieunternehmen gar nicht gern.
Immerhin ist Freeh für den Autobauer kein Unbekannter. Ende 2006 hatte der Konzern den US-Juristen bereits als externen Berater verpflichtet, um die Schmiergeld-Affäre aufzuklären. Darauf, dass Freeh aus alter Verbundenheit in den kommenden Jahren als Bewährungshelfer ein paar Augen zudrücken wird, sollten sich die Stuttgarter aber nicht verlassen. Denn wo die Arbeit beginnt, hört für Freeh die Freundschaft auf.
Das bekam auch Bill Clinton zu spüren, der den früheren Freund selbst zum FBI-Chef befördert hatte. Ungeachtet dessen brachte Freeh wenig später eine ganze Reihe unangenehmer Details über die sexuellen Spielchen des Präsidenten mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky ans Licht. Die Freundschaft zerbrach und Clinton, der Freeh bei dessen Berufung noch als "Legende der Strafverfolgung" gelobt hatte, soll ihn fortan lieber als "fucking Freeh" bezeichnet haben.
Mit der schonungslosen Aufklärung in der Lewinsky-Affäre machte sich Freeh in der breiten Öffentlichkeit einen Namen und handelte sich neben harter Kritik auch eine Menge Applaus ein. Zum echten Buhmann wurde er erst nach dem 11. September 2001. Wenige Wochen vor den Anschlägen war Freeh als Chef des FBI zurückgetreten. Die Versäumnisse der Behörde im Kampf gegen den Terrorismus gingen damit voll auf sein Konto.
In seinem Buch "My FBI" präsentiert er Jahre später seine Sicht der Dinge. Dass die Bundespoliziei einige Fehler gemacht hat, räumt er offen ein. Für seinen alten Freund Bill Clinton aber findet Freeh auch zwölf Jahre später noch kein gutes Wort.
  • FTD.de, 25.03.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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