Das Werbefilmchen auf Goldeuropa.de ist unterlegt mit schaurig-pompösen Orchesterklängen, man sieht die Zentrale der Hypo Real Estate, dann kommen brennende Dollar-Noten ins Bild, schließlich das Filmplakat von "Der Untergang" - ohne Hitler, dafür mit Steinbrück, Merkel, Ackermann. Und für alle, die die Botschaft noch immer nicht verstanden haben, poppen jetzt in fetten Lettern gespenstische Stichwörter auf: "Bankenkrise ... Dollar-Crash ... Zerfall der Euro Währungs Union ..." Nun endlich folgt die Conclusio: "Die Zeit der weltweit ungedeckten Papierwährungen läuft ab" - doch gottlob naht Rettung: Gold.
Man könnte den Clip und die Website (Betreiber ist eine in Bratislava ansässige Firma namens Get Rich Team) als den üblichen unseriösen Klamauk im Internet abtun - würde es sich bei den neuen Goldaposteln um Einzelfälle handeln. Doch das Phänomen greift um sich. Anbieter von sogenannten Goldsparplänen oder Minigoldbarren überschwemmen mit ihren Internetshops und Verkaufsseminaren das Land. Offenbar treffen sie in Zeiten schwächelnder Währungen und drohender Inflation auf entsprechende Nachfrage.
Ihr Geld verdienen die Initiatoren der neuartigen Goldprojekte in vielen Fällen mit einem Strukturvertrieb, der sich als eine Art Pyramide darstellen lässt. Wer an der Spitze steht, hat die größten Verdienstchancen. Damit das so bleibt, muss die Basis an Goldverkäufern immer breiter werden. Wer neue Goldsparer anschleppt, erhält dafür eine Abschlussprovision, und wer neue Vertriebsleute akquiriert, bekommt eine hübsche Einmalzahlung. Diese wiederum muss ein neuer Goldverkäufer - freier Berater genannt - berappen, wenn er in den Strukturvertrieb einsteigt. Kosten von 1000 Euro für Seminare und Verkaufstipps sind durchaus üblich.