29.03.2010, 11:45
Neuer Abwicklungsanbieter: Frankreich versetzt Finanzzentrum London einen Hieb
Die City beansprucht den Spitzenplatz in Europa für sich, auch im Geschäft mit außerbörslich gehandelten Derivaten. In Frankreich geht nun ein neuer Konkurrent an den Start - der ausgerechnet zu einem in London ansässigen Abwicklungshaus gehört.
von Jeremy Grant, London
Der französische Arm des größten unabhängigen europäischen Clearinghauses LCH Clearnet beginnt am Montag damit, Kreditderivate (Credit Default Swaps, CDS) abzuwickeln. Der Schritt ist ein Erfolg für Frankreich, das sich darum bemüht, die Bearbeitung solcher außerbörslich gehandelten Kontrakte nach Paris zu holen.
Für den Finanzplatz London hingegen ist die Entwicklung in den Augen von Skeptikern ein Rückschlag. Die britische Hauptstadt dominiert den Markt für außerbörslich gehandelte Derivate wie CDS seit langem. Das Pikante dabei: LCH Clearnet ist in London angesiedelt.
Das Finanzzentrum La Défense in Paris soll nach dem Willen der Regierung größere Marktanteile gewinnen
Paris verfolgt seit längerer Zeit das Ziel, seinen Anteil am europäischen Finanzdienstleistungsektor auszubauen. Die Kreditkrise hat den Ambitionen neuen Schwung verliehen, vor allem, was das Geschäft mit in Euro denominierten Anleihen angeht. Dabei profitiert Frankreich auch davon, dass es im Gegensatz zu Großbritannien Euro-Mitglied ist.
Andere potenzielle Konkurrenten Londons tun sich schwerer. Die Bemühungen, die Abwicklung von CDS in Frankfurt zu etablieren, stocken. Eurex Clearing, das zur
Deutschen Börse gehört, hat nach Monaten immer noch lediglich zwei Mitglieder: Die italienische Bank
Unicredit und das japanische Geldhaus
Nomura .
Die neue Tochter von LCH Clearnet wird in Euro denominierte CDS auf Unternehmensindizes abwickeln. Partner sind vier französische Institute:
BNP Paribas ,
Société Générale , Natixis und Crédit Agricole.
Teil 2: Lobbyerfolg für Frankreich
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The Financial Times, 29.03.2010
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