In Philadelphias Vorort Somerton ist die Welt auf den ersten Blick noch in Ordnung. Ein Sonntagmorgen, Familien auf dem Weg in den Gottesdienst, die Väter im Anzug, die Mütter in langen Röcken. Doch die Idylle wird von den grellen "For Sale"-Schildern in den Vorgärten gestört.
Oft schon seit Monaten stehen die Häuser leer. Die verwinkelte Villa in der Moyer Street etwa, ein Schmuckstück: Wintergarten, Veranda, Turmzimmer, Platz für drei Autos vor dem Haus. Achtlose Zeitungsjungen werfen immer noch Werbeprospekte in die Einfahrt. Die einstigen Bewohner sind lange weg. Im Oktober mussten Techniker vorbeikommen, um das Haus winterfest zu machen. Für den heutigen Tag ist im Internet ein Besichtigungstermin angekündigt, aber der Makler ist nicht erschienen. Es seien einfach zu viele Häuser zu betreuen, lautet die Entschuldigung am Telefon.
Vom Balkon des zweistöckigen Backsteinhäuschens in der Lambert Street, wenige Meilen südlich des Zentrums von Philadelphia, ist die Skyline zu sehen. Im Erdgeschoss hängt noch ein Kronleuchter, sonst haben die einstigen Bewohner alles mitgenommen. Hier ist der Makler erschienen. Bruce Stranix nimmt seinen Job ernst: "Eine sehr gute Wohngegend, viele Berufstätige, das Haus ist ein Schnäppchen." Später räumt er ein, dass den ganzen Tag nur gelangweilte Nachbarn vorbeigeschaut haben - und Investoren, die günstig kaufen und weiterverscherbeln wollen.