29.03.2010, 08:37
Verbriefungsmarkt: Ende des Schreckens
Der Markt für forderungsbesicherte Anleihen beruhigt sich. Das Vertrauen der Anleger kehrt aber nur langsam zurück. Investoren sind bei der Auswahl von ABS-Produkten heute ausgesprochen vorsichtig.
von Christoph Hus
Brian McCarthy hat schlimme Jahre hinter sich. Sein Fonds, der Deka Euroflex Plus, investiert in forderungsbesicherte Anleihen, sogenannte Asset-Backed Securities (ABS). Diese Papiere verbriefen Forderungen zum Beispiel aus Hypotheken, Konsumenten- oder Autokrediten. Und sie gelten als einer der Auslöser der Finanzkrise. Im Jahr 2008 flüchteten Anleger geradezu panisch aus ABS und ABS-Fonds, als sie bemerkten, welche Risiken in vielen Papieren steckten. Die Deka stattete ihren ABS-Fonds sogar vorübergehend mit einer Kapitalerhaltsgarantie aus, um ihre Kunden zu beruhigen.
Doch inzwischen gibt sich Fondsmanager McCarthy wieder verhalten optimistisch: "Das Kaufinteresse sogar für ABS mit spekulativem Investmentgrade ist deutlich gestiegen." Und die Anbieter haben reagiert. "Im Jahr 2010 sind in Europa bereits ABS im Volumen von 3,5 Mrd. Euro bei Investoren platziert worden", schätzt McCarthy. So hat zum Beispiel die Leasingtochter des Autobauers BMW im Januar eine ABS-Anleihe in Höhe von 742 Mio. Euro begeben. Für das gesamte Jahr rechnet der Deka-Manager mit einem Emissionsvolumen von bis zu 50 Mrd. Euro.
Der Sturm am ABS-Markt hat sich gelegt. "Der Markt funktioniert gut", betont auch Matthew Kraeger, Portfoliomanager des US Government Mortgage Fund von Blackrock. "Die Renditeabstände zwischen Papieren mit verschiedenen Risiken haben sich zuletzt wieder deutlich angenähert." Investoren fürchten sich also auch bei risikoreicheren Verbriefungen weniger als noch vor einigen Monaten vor Herabstufungen durch Ratingagenturen und den damit verbundenen Wertberichtigungen.
Kraegers Fonds investiert zum größten Teil in Mortgage-Backed Securities (MBS), die mit Forderungen aus privaten Hypothekendarlehen besichert sind. Dieser Markt habe seinen Schrecken verloren, so Kraeger, nachdem die US-Zentralbank Fed ein Programm namens TALF gestartet hat, um das Vertrauen in den ABS-Markt zu stärken. Immerhin hat der Blackrock-Fonds seit Jahresbeginn ein Plus von rund 7,5 Prozent erwirtschaftet.
Ausgewählte ABS-Fonds
Solche Zahlen dürften viele Privatanleger allerdings kaum versöhnen. Denn im Krisenjahr 2008 hatten manche ABS-Fonds mehr als die Hälfte des verwalteten Vermögens vernichtet. Aus dem ABS-Produkt der Deutsche-Bank-Tochter DWS zogen Anleger so viel Geld ab, dass die Gesellschaft ihren Fonds im Frühjahr vergangenen Jahres mit einem Geldmarktfonds verschmelzen musste. Mehrere andere Anbieter wie Union Investment und HSBC Trinkaus schlossen ihre ABS-Fonds vorübergehend mit der Folge, dass Anleger nicht mehr an ihr Geld kamen.
Teil 2: Risiken einer Verbriefung
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Aus der FTD vom 29.03.2010
© 2010 Financial Times Deutschland