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  enable2start-Gründertagebuch: Silbertool FTD-Serie: Gerollt, nicht geschnitten

Maschinenteile mit Gewinde sind schwer zu beschaffen, wenn sie kaputt gegangen sind. Die Idee von Silbertool ist, mit einem speziellen Werkzeug kaputte Außengewinde wieder in Form zu rollen - und so jede Menge Kosten zu sparen.

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  02.03.2010, 09:00    

enable2start Gründertagebuch: Rolle vorwärts - die 1. Silbertool-Quartalsreportage

02.03.2010 - Silbertool: Die Gründer geben Gas. Erste Benutzer ihres Gewinderollers sind begeistert. Fehlt nur noch der Rest der Welt. Aber sie arbeiten daran von Claus Hornung
Fasziniert blickt Christian Korth auf den Kasten mit den vielen pappeartigen bunten Streifen auf dem Tisch vor ihm. Er greift ­einen grünen Streifen und lässt ihn durch seine Finger gleiten. So also fühlt sich Korkgummi an. "Daraus macht man die Griffe an Trekking­stöcken", sagt Designer Reiner Wallbaum und fügt hinzu: "Den Härtegrad kann man natürlich noch mit Technogel bestimmen." Korth nickt und schaut zu Philipp Silberkuhl hinüber, seinem Mitgründer. Auch der scheint von der Auswahl erschlagen. So viele Formen, so viele Farben.
Sie sind in Düsseldorf bei den Uniteddesignworkers, einer Agentur für Industriedesign. Hier soll das Produkt ihres Startups Silbertool eine neue Form erhalten. Ein Werkzeug, mit dem man Gewinde von Hand rollen kann.
Der Vermarkter: Silbertool-Gründer Christian Korth   Der Vermarkter: Silbertool-Gründer Christian Korth
Seit Stunden diskutieren die beiden mit Agenturchef Wallbaum darüber, aus welchem Material der Griff bestehen soll. Ob man das Gerät besser mit einem Hebel oder einer Rolle arretiert. Ob es eine zirkelähnliche Form erhält oder eine ringförmige. Ob der Markenname aufgeklebt oder eingefräst wird. Und darüber, wie das Werkzeug eigentlich heißen soll. Sie müssen sich entscheiden. Und zwar schnell.
Die Zeit drängt. In wenigen Wochen beginnt die Eisenwarenmesse in Köln - die wichtigste weltweit für die Werkzeugbranche. Dort soll sich nicht wiederholen, was auf der Messe in Frankfurt vergangenen Dezember passierte, sagt Korth. "Die Leute gingen an unserem Stand vorbei und sagten: "Aha, ein Rohrschneider."
Wären sie stehen geblieben, hätten sie gelernt: Das Silbertool-Gerät ist etwas völlig Neues. Mit dem Gewinderoller können selbst Laien von Hand ein Gewinde in Metallstäbe hineindrücken, etwa bei Kurbelwellen von Motoren. Anders als bei Gewindeschneidern wird dabei kein Material abgetragen - so bleibt das Gewinde stabil.
Der Clou dabei: Für den Rollvorgang muss viel Druck auf einen kleinen Punkt übertragen werden. Das konnten bislang nur Maschinen. Boots- und Autobesitzern, Werkstättenbetreibern oder Inhabern von Druckereien blieb darum nichts anderes übrig, als kaputte Rollgewinde ein­zuschicken, manchmal mitsamt dem kompletten Motorblock.
Das Gerät, mit dem dies von Hand funktioniert, entwickelte Philipp Silberkuhl während seines Produktionstechnikstudiums. Er ließ es patentieren und gründete mit Christian Korth Silbertool. Seitdem geht es Schlag auf Schlag. "Ich hätte damals nicht gedacht, dass wir jetzt schon so weit sind", sagt Silberkuhl.
Der Erfinder: Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl   Der Erfinder: Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl
Sie haben Hilfe. Zwei große Player in der Branche sehen in den Gründern keine Konkurrenten, sondern förderungswürdigen Nachwuchs. Bei der Produktion der ersten Kleinserie unterstützt sie der Werkzeughersteller Rothenberger. Die Silbertool-Macher dürfen dafür sogar Teile eines Rothenberger-Rohrschneiders verwenden - kann ja niemand ahnen, dass das auf einer Messe zu Irritationen führen kann.
Dafür, dass viele Handwerker erfahren, wozu das neue Werkzeug zu gebrauchen ist, sorgt ein weiterer Unterstützer. Der Schraubenhersteller Reyher packt im Dezember 2009 30 Vertriebsleuten die Silbertool-Werkzeuge in ihre Musterkoffer.
Korth und Silberkuhl erklären den Reyher-Leuten persönlich, wie ihr Gerät funktioniert. Verlangt habe das keiner, sagt Korth: "Aber wenn jemand anders Kunden von unserem Produkt überzeugen soll, dann müssen wir doch erst mal ihn davon überzeugen." Keine drei Tage später erhält er die erste Mail von der Front: "Produkt kommt super an. Könnte direkt mehrere Bestellungen aufnehmen."
Die Silbertool-Werkzeuge ermöglichen erstmals, Gewinde ohne ...   Die Silbertool-Werkzeuge ermöglichen erstmals, Gewinde ohne Einsatz von Maschinen zu rollen
Begeistert ist auch der Vater einer Büronachbarin, der einen Lkw zum Wohnmobil umbaut. Er bekam einen Gewinderoller zu Weihnachten. "Jetzt wollen alle Freunde, die mitbauen, auch einen", sagt Korth.
Noch sind es kleine Erfolge, das weiß er: "Aber wir wissen, dass es Menschen gibt, die unser Produkt gut finden. Und das ist das einzige Feedback, nach dem man als Selbstständiger beurteilen kann, ob man richtig handelt."
Sogar aus England gibt es erste Rückmeldungen. Dort marschiert Silberkuhl im Januar in einen Werkzeug-Fachhandel und gibt sich als Kunde aus, der ein kaputtes Gewinde reparieren will. Allerdings ohne Gewindeschneider: "Der schwächt doch das Material." Das sei richtig, ent­gegnet der Verkäufer: "Aber ich habe noch keine bessere Lösung gesehen." Silberkuhl grinst und holt sein Werkzeug heraus. Zwei Stunden später hat er einen Termin mit dem Geschäftsführer - der ihm wiederum einen Termin beim größten Werkzeughersteller Großbritanniens vermitteln will. Ein wichtiger Markt. Mehr als 90 Prozent aller in Deutschland gefertigten Werkzeuge gehen in den Export.
Silbertool bringt zwei Geräte auf den Markt. Eines zum Herstellen ...   Silbertool bringt zwei Geräte auf den Markt. Eines zum Herstellen von Gewinden (dunkel) und eines zum Reparieren (rot)
Aber vor England kommt Köln. Messe, Messe, Messe - so hämmert es in den Köpfen der Gründer. Dort soll ihr Werkzeug seinen Durchbruch schaffen. In neuem Design, versteht sich. Nach fünf Stunden bei den Industriedesignern in Düsseldorf haben sich die Gründer entschieden und geben einen Prototyp in Auftrag. In Anthrazit, mit aufgeklebtem Firmen­namen. Und bitte schnell. Schließlich muss anschließend noch jemand nach den 3-D-Zeichnungen der Designer echte Werkzeuge herstellen.
Ach ja, Flyer mit Bildern vom neuen Werkzeug brauchen sie auch noch. Und ein Video. Und ein Roll-up - eines von diesen ausfahrbaren Postern, die man auf Messen gern ausstellt. Designer Wallbaum hat auch noch eine Frage. Bislang sei das Silbertool-Werkzeug doch für Gewinde bis zu 55 Millimetern Umfang einsetzbar. "Was ist, wenn jemand etwas Größeres reparieren will?" Korth schluckt, überlegt kurz und sagt dann: "Darum kümmern wir uns, wenn das je­mand haben will."
Christian Korth zählt die Stunden schon gar nicht mehr, die er nachts schläft. "Ich fange einfach morgens an und arbeite, bis ich irgendwann schlafen gehe", sagt der Silbertool-Gründer. Egal. Die Uhr tickt: an diesem Wochenende beginnt in Köln die Eisenwarenmesse.
Immerhin, an diesem Donnerstag soll das Gehäuse für den neu designten Prototyp des Silbertool-Gewinderollers fertig werden. Nach längerem Überlegen über das Herstellungsverfahren. Letztlich entschieden sich Korth und sein Mitgründer Philipp Silberkuhl für Lasersintern. Die Alternative wäre Gießen gewesen. Das wäre nicht teurer geworden, hätte aber anderthalb Wochen gedauert, weil nacheinander mehrere Formen hergestellt werden müssen. Zum Lasern hingegen brauchte die ausführende Firma aus Hessen nur einen Tag. Zwei Gehäuse für insgesamt 900 Euro hat Korth dort bestellt.
Steht vor der Messe unter Druck: Silbertool-Gründer Christian Korth   Steht vor der Messe unter Druck: Silbertool-Gründer Christian Korth
Und damit ist in Sachen Prototyp alles erledigt? "Schön wär's", sagt Korth mit seufzendem Unterton. Anschließend muss das Werkzeug ja noch lackiert werden - um dann noch das Silbertool-Logo hinein zu lasern.
Aber für eine Messe braucht man noch mehr als das eigene Produkt. Etwa einen Flyer. Besser gesagt: vier verschiedene Flyer: Denn Korth lässt sowohl für das Werkzeug zum Neurollen von Gewinden als auch für das Reparaturwerkzeug jeweils einen Flyer auf Englisch und einen auf Deutsch gestalten. Ein Roll-up braucht er auch noch - so nennt man die großen ausziehbaren Poster, die auf Messeständen so beliebt sind. Und dafür wiederum braucht Korth wiederum ein gerendertes. Bild, damit das Silbertool-Werkzeug einen dreidimensionalen Eindruck macht.
Klappt das alles noch bis zum Wochenende? "Joaaah", sagt Korth: "Bislang sieht's ganz gut aus." Und eine positive Seite sieht er auch: "So eine harte Deadline hilft, Vorgänge zu beschleunigen", sagt er: "Wäre jetzt nicht die Messe, hätten wir für Design und Prototypenbau bestimmt doppelt so viel Zeit aufgewendet."
Wenn Christian Korth in diesen Tagen über die Designer von United Design Workers spricht, dann schwingt in seiner Stimme Begeisterung mit. Mehr noch: Respekt.
Denn Korth und sein Silbertool-Mitgründer Philipp Silberkuhl haben sie in den vergangenen Wochen ziemlich unter Druck gesetzt. Zeitlich, zumindest. Ende Februar ist die Eisenwarenmesse in Köln, auf die Silbertool große Hoffnungen setzt.
Das Reparaturwerkzeug von Silbertool, wie es derzeit aussieht...   Das Reparaturwerkzeug von Silbertool, wie es derzeit aussieht...
Und vor nicht mal vier Wochen erteilten Korth und Silberkuhl den Designern den Auftrag, dafür ein neues Reparaturwerkzeug zu entwickeln. Keine Woche später hatten die die ersten Entwürfe als Skizzen. Die Gründer entschieden sich für eine bestimmte technische Variante - und bekamen eine Woche später mehrere Kunststoffmodelle präsentiert. Vier statt der vereinbarten drei.
Beim Anfassen allerdings kamen den Gründern Bedenken. Denn der geplante Feststellhebel war zwar geeignet, um das Werkzeug mit einer Hand an einem Gewinde zu arretieren. Aber reichte er auch, um das Werkzeug so einzustellen, dass beim Rollen der Gewinde der Druck ausreicht, um es ordentlich zu rollen? Korth und Silberkuhl grübelten: Vielleicht sollte man doch etwas ganz anderes ausprobieren?
...und wie es einmal aussehen soll   ...und wie es einmal aussehen soll
Also: nächster Entwurf. Diesmal mit einer Drehrolle anstelle des Feststellhebels. Wieder innerhalb weniger Tage. "Unglaublich", sagt Korth: "Die mussten ja nochmal von vorn anfangen." Vom jetzigen Entwurf ist er "ganz begeistert".
Jetzt müssen aufgrund dieser Vorlage nur noch zwei Prototypen gefertigt werden. Dafür ständen dann drei Techniken zur Wahl: Gießen, Fräsen und Lasersintern. Noch sind die Gründer nicht sicher, welche davon sie bevorzugen. Ach ja, Einzelteile wie Metallfedern und Rollen müssen sie ja auch noch anfertigen lassen. Aber es sind ja noch fast zwei Wochen. In der Zeit geht noch einiges.
Gut sahen sie ja alle aus. Aber es kann ja nur ein neues Design für das Gewindereparatur-Werkzeug von Silbertool geben. Und wie das aussehen soll, haben Christian Korth und sein Mitgründer Phillip Silberkuhl jetzt entschieden.
Gut vier Stunden saßen sie mit den Chefs von United Design Workers zusammen und schauten sich deren Vorschläge an. Manche Skizzen erinnerten an Zirkel, manche waren komplett rund. Letztlich entschieden sich die Gründer für eine Lösung, die mit einer Hand an einem Gewinde angesetzt werden kann - wichtig etwa bei Arbeiten, bei denen Handwerker in Motorblöcke hineingreifen müssen - und einem Exzenter, mit dem man das Gerät arretieren kann.
Jetzt müssen die Designer die gewünschten technischen Voraussetzungen noch mit einem attraktiven Design verbinden. Dazu gehört auch eine Oberfläche, die gleichermaßen glatt wie robust ist, sagt Korth: "Die muss auch mal einen Schlag abbekommen können." Dafür hat Korth ihnen noch ein Musterstück geschickt, dass er in einer Gießerei galvanisieren ließ. Die Zeit drängt, denn Ende Februar ist bereits Eisenwarenmesse in Köln.
Geht's noch einfacher? Das neue Silbertool-Werkzeug soll ...   Geht's noch einfacher? Das neue Silbertool-Werkzeug soll einhändig zu bedienen sein
Unterdessen haben Silberkuhl und Korth erstmals ein Werkzeug über ihren Online-Shop verkauft. Wieder ein kleines Erfolgserlebnis, meint Korth: "Wir waren gespannt, ob das so klappt." Natürlich hätten die beiden selbst testweise ein Gerät in ihrem Shop gekauft - allerdings nur bis zur Bezahlung per Paypal. "Wir hätten sonst nicht richtig gewusst, wie wir das verbuchen sollten", sagt Korth und lacht.
Und noch ein technisches Problem ist gelöst. Die Gründer können jetzt auch außerhalb ihrer Büros problemlos auf ihre Unternehmensdaten zugreifen. Statt eines eigenen Netzwerks entschieden sich die beiden, ihre Daten auf Dropbox zu legen - eine Art ausgelagertes Netzwerk. "Das hat gerade mal fünf Minuten gedauert", sagt Korth begeistert. Obendrein sei die Sache bis zu einer Auslastung von zwei Gigabyte kostenlos. "Dafür sind es natürlich nicht die eigenen Server", fügt Korth noch hinzu: "Höchstvertrauliche Sachen packen wir dort nicht drauf."
Was war der größte Erfolg im Januar?
Ganz klar die positiven Rückmeldungen, die Anwender des Silbertool-Reparaturwerkzeugs uns gegeben haben. Als Selbstständiger ist das Feedback, welches man bekommt, das einzige auf dessen Basis man sein Handeln bewerten kann. Man kann selbst von seiner Idee noch so überzeugt sein, das alles enscheidende Glied ist der Kunde.
Kaum auf dem Markt, denken Sie bereits über eine Expansion ins Ausland nach. Was genau ist dort geplant?
Um genau zu sein, handelt es sich dabei nicht um eine Expansion, sondern um eine logische Kosequenz. Diese resultiert daraus, dass nur etwa acht Prozent des in Deutschland hergestellten Werkzeugs im Inland abgesetzt wird. Wenn ein Werkzeug erfolgreich sein soll, geht es nur gesamtheitlich. Das soll nicht heißen, dass wir alles zeitgleich im Ausland aufbauen werden, aber strecken unsere Fühler aus und tasten uns parallel langsam heran.
Die Silbertool-Gründer Christian Korth und Philipp Silberkuhl (v.l.)   Die Silbertool-Gründer Christian Korth und Philipp Silberkuhl (v.l.)
Wir müssen auch die Menschen im Ausland dafür sensibilisieren, dass man defekte Gewinde umformtechnisch reparieren kann. Geplant sind Gespräche und eine Vorführung vor Händlern und Ingenieuren in England. Dies sind alles alte Bekannte und Freunde, da ich in England aufgewachsen bin.
Was war die größte Überraschung?
Ganz klar, dass die Zugriffe auf unsere weiter verbesserte Homepage sich derart vervielfacht haben. Das gibt uns Rückenwind.
Was lief nicht gut?
Leider brauchen einige Dinge immer noch zu lang. Wenn ich beispielsweise unterwegs bin, kann ich nicht zu jeder Zeit auf unseren Datenfundus zugreifen. Die Uni Hannover hat uns hierfür Unterstützung zugesagt. In den kommenden Wochen sollen wir von Experten hinsichtlich Aufbau und Sicherheit eines allzeit zugriffsfähigen sicheren Netzwerkes geschult werden. Wir hoffen darüber hinaus, auch beim Aufbau eines solchen Netzwerks Unterstützung durch die Uni zu erhalten.
Was ist die größte Herausforderung für den nächsten Monat?
Wir wollen der Welt Ende Februar unser Werkzeug auf der bedeutendsten Messe für Handwerkzeuge, der Eisenwarenmesse in Köln, in einem neuen Design präsentieren. Da sämtliche Vorbereitungen parallel laufen, erfordert das nicht nur von uns großen Einsatz, sondern auch von dem Designer, mit dem wir zusammenarbeiten. Fehler können wir uns dabei nicht erlauben.
Die Fragen beantwortete Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl
Philipp Silberkuhl kann kaum verbergen, wie diebisch er sich über seinen Marketing-Coup freut. Bei einem Aufenthalt in England, wo er aufgewachsen ist, wechselte er die Rollen. Statt als Firmengründer gab er sich dort in einem Werkzeuggeschäft als Kunde aus.
Dort klagte er, dass ihm ein Gewinde in einer Antriebswelle kaputt gegangen sei. Der Verkäufer gab ihm einen Gewindeschneider. "Aber beim Schneiden wird doch Material abgetragen", entgegnete Silberkuhl, "das schwächt doch das Gewinde." "Stimmt", entgegnete der Verkäufer, "aber eine besser Lösung habe er in 35 Berufsjahren noch nicht gesehen."
Have you ever seen something like this? Gründer Philipp Silberkuhl ...   Have you ever seen something like this? Gründer Philipp Silberkuhl mit einem Gewinderoller
"Gibt es doch", sagt Silberkuhl - und holte sein Silbertool-Werkzeug aus der Tasche. "Der Verkäufer probierte es gleich aus und war begeistert", sagt Silberkuhl. Noch am gleichen Nachmittag hatte er ein Gespräch mit dem Ladeninhaber. Obendrein will der ihm einen Termin beim Unternehmen Sealey verschaffen. "Das ist sozusagen der Würth von England", sagt Silberkuhl.
Während Silberkuhls Undercover-Aktion in England besuchte sein Mitgründer Christian Korth die Euroguss-Messe in Nürnberg. Dort sprach er mit Gießereien, die das Gehäuse des Silbertool-Gewinderollers herstellen könnten, wenn dieser in Serie geht. Vorher muss natürlich feststehen, wie das Werkzeug aussieht.
An der Arbeit sitzt nun die Düsseldorfer Industriedesign-Agentur, die Philipp Silberkuhl vor zehn Tagen besuchte. Die Silbertool-Gründer haben ihr jetzt offiziell den Auftrag dafür erteilt. Wegen des guten Eindrucks, den sie vom Team hatten. Und wegen des guten Preisvorschlags. Der liegt mit rund 10.000 Euro deutlich niedriger als das, was eine andere Agentur veranschlagt hatte. "Das ist ein echter Glücksfall für uns", sagt Korth. Und fügt hinzu: "Große Firmen würden mehr bezahlen. Das ist ein Einstiegspreis für Gründer - mit Blick auf weitere Geschäfte in der Zukunft."
Philipp Silberkuhl klingt hellauf begeistert, als er von seinem Gespräch bei den United Design Workers erzählt. Mit ihnen sprach er über die Neugestaltung des Silbertool-Werkzeugs zum Reparieren von Gewinden. Denn nach dem ersten, fünfstelligen Preisvorschlag einer Agentur aus Münster wollte er Alternativen sehen.
Und er fand sie. Allein schon, weil die beiden Geschäftsführer vor ihrem Designstudium Werkzeugmacher und Schlosser gelernt hatten. Ein Pluspunkt für Silberkuhl, selbst studierter Produktionstechniker. "Die hatten schon mehrere Jahre lang einen Blaumann an", sagt er: "Bei Designern ist es schwer jemanden zu finden, der weiß, wie es in einer Werkstatt zugeht. Aber die wussten gleich, worum es sich dreht."
Soll ein neues Design erhalten: Der Gewinderoller von Silbertool   Soll ein neues Design erhalten: Der Gewinderoller von Silbertool
Stellt sich noch die Frage nach dem Preis. Anfang kommender Woche soll ein Angebot vorliegen. Die Zeit drängt. Zum einen beginnt Ende Februar in Köln die Eisenwarenmesse - die größte ihrer Art weltweit. Dort wollen Silberkuhl und sein Mitgründer Christian Korth etwas zum Vorzeigen haben.
Zum anderen drängt es auch bei der Finanzierung. Die, so hoffen die Gründer, könnte über die N-Bank gefördert werden. "Dort sagte man mir: Im Augenblick sind alle Töpfe leer, aber im Februar werden sie wieder aufgefüllt", sagt Silberkuhl: "Wenn dann alle Unterlagen vorlägen, könnte innerhalb von zwei Wochen Geld ausgeschüttet werden." Das würde gerade reichen für Köln.
Die Messe dort könnte auch der erste Schritt Richtung Internationalisierung sein. Wichtig für Werkzeugmacher: Nur acht Prozent der einheimischen Produktion werde im Inland abgesetzt, sagt Silberkuhl. Darum ist er auch dieses Wochenende nach England geflogen, wo er sich mit mehreren Händlern treffen wird: "Dort schätzt man deutsches Werkzeug."
Schön, wenn Weihnachtsgeschenke gut ankommen. Wie sich das anfühlt, weiß jetzt Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl. Dabei hat er sogar noch an dem Geschenk verdient. Denn die Geberin war eine Mitarbeiterin des Gründungszentrums Unitransfer, in dessen Räumen Silbertool sein Büro hat. Sie kaufte zu Weihnachten einen Gewinderoller für ihren Vater, der gerade mit Freunden einen Lkw zum Wohnmobil umbaut. "Papa ist begeistert", berichtete die Bürokollegin schon in der ersten Januarwoche. Und, dass auch die Bastlerkollegen jetzt ein Werkzeug bestellen wollten.
Hinzu kommen mehrere Firmen, die Testgeräte bestellten, sowie die Hamburger Fernhochschule. Deren Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen will seinen Studenten damit erstmals im Hörsaal zeigen, wie man Gewinde rollt. Nicht nur mit dem Werkzeug von Silbertool, sondern auch mit zwei Filmen die das Start-up gedreht hat (zu sehen auf der Silbertool-Homepage). "Das ist als praktisches Beispiel ideal", sagt Silberkuhl. Denn Firmen, die ihre Gewinderollmaschinen dafür zur Verfügung stellten, gäbe es faktisch nicht.
Hat nichts zu verschenken: Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl   Hat nichts zu verschenken: Silbertool-Gründer Philipp Silberkuhl
Feedback gibt es inzwischen auch von der Agentur Oco-Design, die das Werkzeug optisch umgestalten und verkleinern sollen. Neben einer Auflistung von notwendigen Arbeitsschritten schrieben die Industriedesigner auch die geschätzten Kosten auf: ein fünfstelliger Betrag. "Da bin ich erstmal in die Knie gegangen", sagt Silberkuhl.
Nachdem er wieder aufgestanden war, suchte er nach Alternativen. Und fand sie in Form der N-Bank. Ähnlich wie die Kfw auf Bundesebene, fördert diese Bank in Niedersachsen Projekte. Auch solche aus dem Bereich Design. Das könnte einen Teil der Kosten abdecken, sagt Silberkuhl. Möglich wäre auch, Designstudenten der Fachhochschule Hannover den Auftrag zu geben. Vielleicht als Studienarbeit, meint Silberkuhl, oder in Form eines Preisausschreibens. "Mal sehen, was geht."
Was war der größte Erfolg für Silbertool im Dezember?
Dass wir den ersten Umsatz generieren konnten. Am Ende eines Auftritts auf der Messe Euromold in Frankfurt kaufte ein Interessent uns unser Ausstellungswerkzeug gleich ab und zahlte bar. Erst kurz vorher hatten wir überhaupt Preise für unsere Produkte festgelegt.
Was war die größte Überraschung?
Dass wir bei dem Gründerwettbewerb Promotion Nordhessen in Kassel den dritten Platz belegt haben, obwohl wir gar nicht aus der Region Nordhessen kommen, sondern in Niedersachsen gegründet haben. In der Vergangenheit wurden die ersten Plätze immer lokal vergeben.
Will den Vertrieb ausbauen: Silbertool-Gründer Christian Korth   Will den Vertrieb ausbauen: Silbertool-Gründer Christian Korth
Gab es auch Niederlagen?
Obwohl wir immer wieder Anfragen über unsere Webseite bekommen, konnten wir bisher daraus keine Umsätze generieren. Weil es ein Werkzeug wie unseres noch nicht gab, sind potenzielle Kunden erst nach einer Vorführung oder einem Test davon überzeugt, dass es tatsächlich so gut funktioniert. Daher verkauft sich das Werkzeug am besten, wenn die Kunden es ausprobieren können - das ist online natürlich nicht so einfach.
Was ist die größte Herausforderung im kommenden Monat?
Die größte Herausforderung wird es sein, neue Kunden zu finden. Dazu werden wir selbst potenzielle Kunden wie Autowerkstätten besuchen, unser Werkzeug vorführen und alles daran setzen, nicht nur Interessenten zu gewinnen, sondern auch Käufer.
Die Antworten gab Silbertool-Gründer Christian Korth
Hannover oder in Kassel? Die Frage stellt sich Silbertool-Gründer Christian Korth. Derzeit befindet sich der Firmensitz in dem Räumen von Unitransfer, einer Stelle der Uni Hannover, die Kontakte zwischen Gründern und Wirtschaft vermittelt. Die Büromiete ist durch ein Exist-Stipendium abgedeckt. Jetzt aber hat Silbertool bei der Promotion Nordhessen in Kassel den dritten Platz belegt. Das bedeutet 5000 Euro Preisgeld. Oder 10.000 Euro - denn der Preis soll die Wirtschaft in der Region Kassel zu fördern. Darum wird das Preisgeld verdoppelt, wenn sich ein Unternehmen bereit erklärt, seinen Firmensitz dorthin zu verlegen.
Weiß noch nicht, ob er umziehen soll: Silbertool-Gründer ...   Weiß noch nicht, ob er umziehen soll: Silbertool-Gründer Christian Korth
"Das überlegen wir uns", sagt Korth. Ende April 2010 läuft das Exist-Stipendium aus. Dann gäbe es aus finanzieller Sicht keine Gründe mehr, in Hannover zu bleiben. Aus emotionaler Sicht sähe es anders aus, sagt Korth: "Außerdem unterstützt uns die Uni Hannover schon sehr."
Noch hat er Zeit zu überlegen. Eine andere Aufgabe will Korth hingegen sehr bald gelöst haben: Sein Werkzeug braucht einen neuen Look. Bislang gibt es davon zwei Varianten: einen selbst gebauten Prototypen, mit dem man Gewinde reparieren und neu herstellen kann. Und es gibt ein reines Reparatur-Werkzeug. Dafür hat Korths Mitgründer Philipp Silberkuhl einen Gewindeschneider der Firma Rothenberger umgebaut. Dessen Chef, Helmut Rothenberger, ist ein Mentor von Silbertool.
Der Umbau funktioniert, bringt aber ein Problem mit sich. "Die Leute sehen unser Werkzeug und sagen: Aha, ein Rohrschneider", sagt Korth: "deswegen brauchen wir ein Design, das sich optisch komplett davon abhebt." Die Funktionalität muss natürlich erhalten bleiben. Ein Fall für Profis. Darum hat Korth den Industriedesign-Spezialisten Oco-Design in Münster um Vorschläge für ein neues Design gebeten.
Was so etwas kostet? "Das weiß ich auch noch nicht", sagt Korth lachend. Ende dieser Woche soll ein Angebot vorliegen. Dabei hofft Korth auf einen Gründer-Rabatt. Und zur Not gäbe es da ja noch ein paar tausend Euro Reserve. In Kassel.
Die Nikolaus-Geschenke kamen diesmal einen Tag früher. Für Christian Korth und Philipp Silberkuhl war bereits am 5. Dezember Bescherung. Da machte ihr Start-up Silbertool den allerersten Umsatz. Auf der Messe Euromold in Frankfurt verkauften die Gründer ein erstes Set ihres Werkzeugs an ein Schweizer Unternehmen.
Dabei war Verkaufen auf der Euromold gar nicht das Ziel. Die adressiere vor allem Unternehmen aus der Formbau-Branche, sagt Korth: "Eigentlich gehören da gar nicht hin." Aber man weiß ja nie, wen man trifft. Auf der Hannover Messe im April etwa hatte Korth einen Vertreter von Reyher kennen gelernt, einem Spezialisten für Schrauben und Verbindungstechnik - mit dem Ergebnis, dass 30 Vertriebsmitarbeiter von Reyher seit Anfang Dezember bei Kundenfahrten auch Silbertool-Gewinderoller im Gepäck haben.
Weiß jetzt, was sein Produkt wert ist: Silbertool-Gründer ...   Weiß jetzt, was sein Produkt wert ist: Silbertool-Gründer Christian Korth
Auch in Frankfurt traf er auf einen neuen Vertriebspartner. Der beliefert den österreichischen und Schweizer Markt mit Gewinderollköpfen. Mit denen kann man Drehmaschinen so aufrüsten, dass sie Gewinde rollen können. Eben das, kann Korths Werkzeug auch - nur günstiger.
Interessiert zeigte sich auch ein Hersteller von Gewinde-Elektroden. Denn die sind aus Kupfer. Das lässt sich zum einen schlecht rollen, weil das weiche Material leicht die Form verändert. Zum anderen ist es teuer. Das macht die Alternative zum Rollen unattraktiv, das Schneiden. Ob das Rollen mit dem Silbertool-Werkzeug klappt? Der Unternehmen will Silbertool jedenfalls ein paar Musterelektroden schicken, sagt Korth: "Mal schauen, ob wir das hinkriegen."
Ja, und dann war da eben noch der Maschinenhersteller aus der Schweiz, der den ersten Set kaufte. Für 249,90 Euro. Die Preise hatte Korth gerade mal eine Woche früher nach langem Planen festgelegt. ""Jetzt können wir erstmals die Frage beantworten: Was kostet das denn?", sagt er und grinst: "Das ist für uns ein ganz neues Gefühl."
  • FTD.de, 02.03.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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