08.04.2010, 16:14

Super-Senior-Positionen: Ex-Citigroup-Chef räumt Blauäuigkeit ein

Milliardenverluste auf vermeintlich bombensichere Wertpapiere brachten die einst weltgrößte Bank an den Rand des Ruins. Wie viele andere sah Chuck Prince keine Gefahr - was er heute selbst für "ziemlich unklug" hält. von Christine Mai

Der ehemalige Citigroup Chef Charles "Chuck" Prince hat eingeräumt, über bestimmte Wertpapiere in den Büchern der Bank nicht im Bilde gewesen zu sein. Dies habe sich erst geändert, als die Krise das Institut im Herbst 2007 voll traf. Dabei geht es um vermeintlich risikoarme, mit Top-Ratings versehene Tranchen ("Super-Senior") von verbrieften Forderungen (Collateralized Debt Obligations, CDO). Diese Wertpapiere brockten Citigroup rund 30 Mrd. $ an Verlusten ein - und damit ein größeres Minus als alle anderen Arten von Wertpapieren innerhalb der Bank.

Der ehemalige Citi-Chef Charles Prince räumt "ziemlich unkluges" Verhalten ein

"Jeder, einschließlich unserer Risikomanager, Regulierer, anderer Banken und der Strukturierer von CDO, glaubte, diese Wertpapiere seien praktisch risikofrei", sagte Prince am Donnerstag laut Redetext vor einer Kommission, die für den US-Kongress die Ursachen der Finanzkrise untersucht. "Es fällt mir schwer, den Händlern Fehler vorzuwerfen, die entschieden, diese Positionen auf den Büchern der Bank zu behalten." Heute sehe das damalige Vertrauen der Bank zu den CDO "ziemlich unklug" aus, gab Prince zu.

Citigroup gehört zu den Banken, die von der Krise am härtesten getroffen wurden. Das einst weltgrößte Institut erhielt über 45 Mrd. $ an Steuergeld. Die Regierung hält derzeit noch 27 Prozent an der Bank, will den Anteil aber im Laufe des Jahres verkaufen. Prince trat im November 2007 zurück, nachdem eine erste riesige Welle an Abschreibungen das Geldhaus getroffen hatte.

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Auch Robert Rubin, lange hochrangiger Direktor und Berater bei Citi, wurde erst spät über die CDO-Tranchen informiert. "Ich erinnere mich, im Herbst 2007 erstmals von diesen Super-Senior-Positionen gehört zu haben", sagte der ehemalige US-Finanzminister laut Redetext vor der Kommission. Nach Princes Abgang hatte Rubin den Verwaltungsratsvorsitz übernommen, Anfang 2009 verließ er die Bank.

Die "Financial Crisis Inquiry Commission" untersucht in Anhörungen in diese Woche den Kern der Finanzkrise: Ramschhypotheken (Subprime), der Verbriefung solcher Kredite sowie der Rolle, die etwa die Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac spielten. Das von dem Demokraten Phil Angelides geleitete Gremium wurde nach den Vorbild der sogenannten Pecora-Kommission aus den 1930er-Jahren gebildet, die für spektakuläre Enthüllungen zum großen Wall-Street-Crash von 1929 sorgte.

Prince beteuerte, die Bank habe das Thema Risikomanagement sehr ernst genommen. Er habe nach Amtsübernahme 2003 einen Chief Risk Officer installiert und dafür gesorgt, dass das Risikomanagement unabhängig vom Rest der Bank organisiert wurde. Die Bezahlung der in diesem Segment tätigen Mitarbeiter habe sich weder an Gewinen, Volumen noch Erträgen der anderen Geschäftsbereiche orientiert, womit die Bank den Branchenstandards vorausgewesen sei.