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  14.04.2010, 08:30    

Agenda: Die Händler vom Hindukusch

Vor einem Jahr verkündete Safi Airways einen kühnen Plan: Eine Direktverbindung von Kabul nach Frankfurt. Hinter der Fluggesellschaft steht einer der mächtigsten afghanischen Clans. Die Safis machten immer ihre Geschäfte - unter dem König, den Kommunisten und den Taliban. von Andrzej Rybak  Kabul
Wenn Rahim Safi in den Zeitungen blättert, kann er seinen Stolz kaum verbergen. Überall Anzeigen für die Flüge seiner Airline nach Frankfurt. "Zum ersten Mal seit 37 Jahren fliegt eine afghanische Gesellschaft wieder Europa an", sagt Safi, und seine braunen Augen funkeln. Er sitzt hinter einem massiven Schreibtisch im dritten Stock des familieneigenen Safi Landmark Hotels in Kabul, ein kleingewachsener Mann, der tief Luft holt und verkündet: "Das ist erst der Anfang."
Am 15. Juni 2009 landet der erste Safi-Flieger in Frankfurt. ...   Am 15. Juni 2009 landet der erste Safi-Flieger in Frankfurt. Airline-Präsident Rahim Safi (2. v. r.) schneidet die Begrüßungstorte an
Rahim Safi ist keiner, der mit Reichtum protzt. Das Büro ist schlicht, sein hellrosa Hemd könnte aus einem Supermarkt stammen. Aber er ist eitel, Triumphe kostet er gern aus. Am 15. Juni vergangenen Jahres etwa, als der weiß-blaue Flieger mit dem roten Schriftzug "Safi Airways" zum ersten Mal in Frankfurt landete. Der afghanische Transportminister und der deutsche Afghanistanbotschafter waren mit an Bord, der Flughafenbetreiber Fraport  spendierte eine große Torte mit einem Safi-Flieger aus Schokolade obendrauf. Rahim Safi schnitt sie an, und die Menschen um ihn herum jubelten. "Eine Fluggesellschaft, das ist mehr als nur Handelsgeschäft", sagt Safi. "Eine Fluggesellschaft, das ist Ansehen."
Die Airbusse und Boeings tragen den Namen der Familie in eine Welt, in der Afghanistan meist nur als chaotisches Land gesehen wird, in dem ein endloser Bürgerkrieg jegliche Entwicklung lähmt. Ein Land, grau und öd und staubig, in dem die Menschen von ihren Ziegenherden leben oder ihren Klatschmohnfeldern. Was die meisten übersehen: In Afghanistan bildet sich gerade eine Elite heraus, die sich anschickt, das Sagen in der Wirtschaft zu übernehmen. Ein wichtiger Pfeiler dieser neuen Elite ist die Familie Safi.
Am Hindukusch ist der Clan so berühmt, wie es hierzulande die Flicks oder die Quandts sind. Die Safis zählen zu den mächtigsten und reichsten Familien Afghanistans. Die Geschichte ihres Aufstiegs von einem Melonenkernhandel zu einem Wirtschaftsimperium ist sagenhaft, und Rahim Safi weiß sie spannend zu erzählen. Es ist die Geschichte eines Aufstiegs, den weder Krieg noch Terror stoppen konnten. Sowjets, Taliban, Amerikaner - egal wer in Kabul das politische Sagen hatte, die Safis machten ihren Weg.
Es gibt Dutzende Familienclans in Afghanistan, die sie sich mit wechselnden Machthabern arrangierten. Sie halten sich von der Politik fern, befolgen die Regeln der Herrscher, dafür können sie sich ungestört dem Handel widmen. Sie kontrollieren einen Großteil der afghanischen Wirtschaft und treiben mit ihren Investitionen den Wiederaufbau Afghanistans voran. So hat zum Beispiel Habib Gulsar für 25 Mio. $ in Kabul eine Fabrik zur Herstellung von Coca-Cola  und anderen Softdrinks errichtet; Najib Sarab ist zum größten privaten Immobilienentwickler des Landes aufgestiegen, er baut Moscheen und Krankenhäuser, Stadien und Schulen; Mirwais Asisi gehören große Benzin- und Diesellager und eine moderne Bank. Alles Konglomerate mit mehrstelligen Millionenumsätzen.
Das Safi-Imperium jedoch gilt als das mächtigste. Die Familie besitzt Ländereien und Immobilien, Hotels und Einkaufszentren, Warenhäuser und Industriebetriebe. Sie kontrolliert etwa 40 Prozent des Baustahlhandels und ist wichtiger Importeur von Zement und Öl. Und nun die Krönung: die eigene Airline.

Teil 2: Vom Heuhaufen ins King-Size-Bett

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