Kopf des Tages: Bronislaw Komorowski, Polens Präsident in der Not
Bronislaw Komorowski übernimmt als polnischer Parlamentschef nach dem Tod von Lech Kaczynski die Aufgaben des Präsidenten. Vieles spricht dafür, dass er dieses Amt auch weiterhin ausfüllen wird.
von Nils Kreimeier
Als sich am Samstagabend Tausende trauernder Polen in der Warschauer Innenstadt versammelten, da schlug die Stunde von Bronislaw Komorowski. Der Vorsitzende des polnischen Parlaments brachte Ruhe in das Chaos, das der Flugzeugabsturz von Smolensk mit sich gebracht hatte. Er sprach zu den Menschen auf der Straße, sang Trauerlieder mit. Und später skizzierte er dem Volk, was laut der Verfassung nach einer solchen Tragödie die nächsten politischen Schritte sind.
Bronislaw Komorowski übernimmt die Aufgaben des verunglückten polnischen Präsidenten Kaczynski
Kurzum: Komorowski verhielt sich wie ein Präsident - was nicht nur daran lag, dass er dieses Amt seit dem Tod von Lech Kaczynski auch kommissarisch innehat. Der 57-Jährige ist der Kandidat der regierenden Bürgerplattform (PO) für den Posten des Staatschefs, über den in diesem Jahr auch ohne die Katastrophe neu abgestimmt worden wäre.
Die Ausgangslage für den Kandidaten aber hat sich infolge des Absturzes fundamental geändert. In dem verunglückten Flugzeug saß nicht nur Kaczynski und damit Komorowskis stärkster Gegner. Auch das postsozialistische Bündnis der Demokratischen Linken (SLD) verlor bei der Katastrophe seinen Präsidentschaftsbewerber, den Vize-Parlamentschef Jerzy Szmajdzinski. Komorowski wird es nun also mit völlig neuen Gegnern zu tun bekommen - und das aufgrund der vorgezogenen Wahl deutlich früher als erwartet.
In den kommenden Wochen wird der PO-Kandidat den Eindruck vermeiden müssen, er habe von der nationalen Tragödie profitiert. In seinen ersten Auftritten nach dem Unglück nutzte Komorowski daher auch jede Gelegenheit, um an das Zusammengehörigkeitsgefühl der Polen zu appellieren. "Heute gibt es keine Teilung in links oder rechts", sagte er in einer Fernsehansprache. "Heute stehen wir zusammen, im Angesicht eines großen Dramas und des Todes vieler Menschen."
Der eher unscheinbar wirkende Komorowski kann aufgrund seiner Vita glaubwürdig versichern, dass er mit Krisen umgehen kann. Als Aktivist der Untergrundgewerkschaft Solidarnosc saß er in den 70er-Jahren im Gefängnis und spielte später eine wichtige Rolle beim Übergang zur Demokratie.
Wenn es Komorowski gelingt, sich als Fels in der Brandung zu präsentieren, dürfte ihm der Sieg bei der Wahl kaum zu nehmen sein. In den vergangenen Monaten war der Politiker stetig aufgestiegen. Zunächst hatte Komorowski davon profitiert, dass Polens Premier Donald Tusk auf eine Kandidatur verzichtete. Dann setzte er sich in der erstmals abgehaltenen parteiinternen Vorwahl gegen den schillernden Außenminister Radoslaw Sikorski durch. Und schließlich erlangte er einen ordentlichen Umfragevorsprung vor seinem nun verstorbenen Gegner Kaczynski.
Die Polen dürften also bald feststellen, dass es im ranghöchsten Amt des Landes nicht einmal kurzfristig ein Vakuum gibt. Am Tag, an dem der Präsident starb, haben sie vermutlich bereits den neuen Präsidenten gesehen.
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