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  13.04.2010, 15:00    

Rückzug aus dem Markt: Leasinganbieter hinterlassen irritierte Kunden

Die Finanzierer können nicht von heute auf morgen aus dem Markt verschwinden. Denn die alten Verträge laufen weiter. Experten warnen: Auf Sonderwünsche der Kunden wie Stundung würden sie kaum eingehen. von Sibylle Schikora
Der amerikanische Mittelstandsfinanzierer CIT Group war im November 2009 zahlungsunfähig. Nach zwei Monaten Blitz-Insolvenzverfahren ordnete das Unternehmen sich Anfang 2010 neu. Laut CIT Europe laufen die Geschäfte in Deutschland weiter wie gehabt. Doch Experten bestätigen, dass die Leasinggesellschaft sich Ende Januar aus dem deutschen Markt zurückgezogen hat. Übrig geblieben seien etwa zehn Mitarbeiter, die sich um alte Verträge kümmern. In zwei bis zweieinhalb Jahren müssten die Altverträge ausgelaufen sein. Dann wird die Leasinggesellschaft CIT aus Deutschland verschwunden sein.
Sie ist nicht der erste Anbieter, der sich aus der Branche zurückzieht. Universal Leasing etwa gab Anfang 2009 das Leasinggeschäft auf und konzentrierte sich aufs Factoring. Ein Leasinganbieter kann wegen laufender Verträge nicht von heute auf morgen vom Markt verschwinden - es sei denn, das Unternehmen verkauft sein Vertragsportfolio an einen Konkurrenten, so wie Universal Leasing an AAB Leasing. Ansonsten bleibt nur eine Möglichkeit: Das Neugeschäft einstellen und die Altverträge, die noch Monate oder gar Jahre laufen, weiterführen.
Leasing   Leasing
"Die Verträge gelten für die vorgesehene Laufzeit", sagt Horst Fittler, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL): "Die Konditionen sind bis zum Ende der Vertragslaufzeit verhandelt." Und sie ändern sich nicht, auch wenn der Rückzug aus dem Markt ansteht. Kunden entsteht in einer solchen Situation nach Fittlers Einschätzung kein Schaden: "Es gibt eine Bestandsverwaltung, die wie im laufenden Geschäft für die Kunden sorgt."
Udo Dewein, Leasingberater und Partner der Frankfurter Rating- und Finanzberatung (FRF), zeigt sich hingegen überzeugt, dass das scheinbar unkomplizierte Weiterführen der Altverträge nicht immer problemlos verläuft. "Die größten Verlierer sind die Mitarbeiter, weil sie ihren Job verlieren", sagt Dewein: "Doch auch für Kunden ist der Rückzug aus dem Markt mitunter bitter." Das größte Problem: Die Anschlussfinanzierung ist nicht mehr gesichert. Stammkunden müssen sich nach Jahren oder gar Jahrzehnten einen neuen Anbieter suchen. Hilfreich für die Kunden sei mitunter, dass Vertriebsleute der vorherigen Gesellschaft zur Konkurrenz gehen - und sich dort weiter um sie kümmern. Dennoch: "Die Kunden fangen in Verhandlungen bei null an."
Deutsche Autobanken dominieren den Markt   Deutsche Autobanken dominieren den Markt
Heikel werde es aber auch bei bestehenden Verträgen, vor allem wenn Kunden diese verändern und zum Beispiel Ratenzahlungen aussetzen wollen. "Leasinganbieter, die sich zurückziehen, werden ihren Kunden gegenüber einen harten Kurs fahren", warnt Dewein: "Sie müssen ihre Kunden fortan nicht mehr bei der Stange halten und werden zum Beispiel Anträge auf eine Stundung ablehnen."
Ein weiterer Haken: Will der Kunde vorzeitig aus dem Vertrag, muss er üblicherweise eine Auslöse zahlen. "Leasinggesellschaften haben diese immer mit dem Neugeschäft verrechnet", sagt Dewein: "Dieses Konzept funktioniert nicht mehr, wenn ein Folgevertrag nicht in Frage kommt." Ein Anbieter werde also den höchsten Abnahmebetrag ansetzen. Sein Rat: "Den Vertrag bis zum Ende durchziehen, wenn das geht."
Um das Ausfallrisiko zu mindern, fordern Leasinggeber zudem oft Sicherheiten, etwa eine firmeneigene Maschine. Das werde für viele Unternehmen beim Rückzug des Leasinganbieters zum Problem, sagt Dewein: "Die Gesellschaft hat weder den Zwang noch das Interesse, ihre Sicherheit abzugeben." Die Maschine bleibt für die gesamte Laufzeit an den Vertrag gekoppelt. Stehen neue Investitionen an, muss sich das Unternehmen an einen neuen Anbieter wenden und kann die Maschine nicht erneut als Sicherheit anbieten. "Daran könnten Neuinvestitionen scheitern", sagt Leasingexperte Dewein.
Solche Komplikationen betreffen aber nur die aktuellen Kunden. Denn ein Rückzug wie von der relativ kleinen CIT werde keinerlei Folgen für den Markt haben. "Solange die großen Gesellschaften stehen, ändern sich die gängigen Vertragsbedingungen und Preise nicht", sagt Dewein. Die Konsolidierung am Markt sieht er jedoch noch nicht abgeschlossen: "Es werden weitere Anbieter verschwinden."
  • 13.04.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
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