14.04.2010, 12:17

Autozulieferer: Magna läutet Kulturbruch bei Karmann ein

Neuer Besitzer, neue Ausrichtung. Das österreichisch-kanadische Unternehmen strebt eine ganze Reihe von Neuerungen bei dem Cabriodach-Hersteller an. Wahrscheinlich wird der traditionsreiche Markenname Karmann verschwinden. von Margret Hucko, Osnabrück

Der Autozulieferer Magna plant bei Karmann einen Kulturbruch, obwohl die Genehmigung für den Kauf des Cabriodach-Herstellers unsicher ist. Der insolvente Verdeckspezialist solle mit der Magna-Tochter Car Top Systems (CTS) zu einer Firma mit völlig neuem Namen fusioniert werden, heißt es im Magna-Umfeld. Damit würde der traditionsreiche Name Karmann komplett aus der deutschen Wirtschaft verschwinden. Volkswagen hatte ebenfalls einen Teil des Pleite-Unternehmens übernommen, diesen dann aber in VW Osnabrück umgetauft.

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Magna International	46,305 EUR	[-0.035]	-0,08%
1 Tag 5 Tage 3 Monate 1 Jahr 3 Jahre
Volkswagen	70,4 EUR	[0.71]	+1,02%
1 Tag 5 Tage 3 Monate 1 Jahr 3 Jahre

Zudem will Magna die Gehälter der Karmann-Mitarbeiter auf das niedrigere CTS-Niveau senken. Man strebe "neue Tarifstrukturen" an, hieß es. Zwar sei mittelfristig auch eine Beteiligung der alten Karmann-Beschäftigten an der neuen Firma geplant. Insgesamt aber sei das Ziel, Geld zu sparen.

Die konkreten Vorbereitungen belegen, dass Magna weiterhin von einer Genehmigung der Übernahme durch das Kartellamt ausgeht. Die Wettbewerbshüter wollen bis Ende Mai entscheiden, hatten sich zuletzt aber äußerst skeptisch gezeigt.

Eine Fusion von Karmann und CTS würde faktisch ein Duopol auf dem Markt für Cabriodächer schaffen: Die Anbieter Webasto/Edscha und Karmann/CTS würden über 90 Prozent abdecken. Vor der Wirtschaftskrise verkauften die Autobauer weltweit jährlich eine Million Cabrios. 2009 hatte sich der Absatz mehr als halbiert. Karmann kam mit Verdecken in Europa 2009 auf 160 Mio. Euro Umsatz.

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Um Bedenken der Marktwächter auszuräumen, hatte Karmann wichtige Kunden ins Boot geholt. So sprachen sich VW, Daimler und BMW in Schreiben an das Kartellamt für eine Übernahme aus. Alle drei Autobauer lassen derzeit bei Karmann Cabriodächer fertigen - VW für die Luxusmarke Bentley, BMW für den offenen Mini und Daimler für das E-Klasse-Cabrio. Durch eine Fusion mit CTS wäre die Produktion über Jahre gesichert, mindestens aber bis 2014, heißt es aus dem Magna-Umfeld.

Das beträfe nicht nur die Fertigung in Osnabrück, sondern auch im polnischen Zary, einer verlängerten Werkbank des niedersächsischen Karmann-Standorts. Beide Werke sollen unter Magna erhalten bleiben. In Polen arbeiten derzeit 362 Beschäftigte, in Osnabrück 359.

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