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  11.04.2010, 20:18    

Maybach, Lamborghini & Co.: Der tiefe Fall der Nobelmarken

Vor zehn Jahren stürzten sich BMW, VW und Mercedes auf Super-Nobelmarken. Doch statt immerwährender Toprenditen droht jetzt eine lange Durststrecke. von Margret Hucko und Matthias Ruch 
Den einzigen Höhenflug erlebte Maybach bei der Markteinführung vor acht Jahren. Am Haken eines Hubschraubers schwebte das Luxusauto über den Dächern von New York. Als der Helikopter den Wagen in Manhattan erdete, war auch die Daimler-Marke auf dem Boden der Tatsachen angelangt: über 702 verkaufte Autos pro Jahr kam Maybach nie hinaus. Und seitdem kennen die Verkaufszahlen der wiederbelebten Traditionsmarke nur eine Richtung: abwärts.
Ein Bentley Mulsanne auf der 2010 Detroit Auto Show   Ein Bentley Mulsanne auf der 2010 Detroit Auto Show
Spätestens seit vergangenem Jahr besitzt aber nicht nur Mercedes ein Luxusproblem. Auch die erfolgreicheren Konkurrenten von Volkswagen , die Marke Bentley (minus 48 Prozent ), sowie BMWs  Nobeltochter Rolls-Royce (minus 17 Prozent) melden rückläufige Absatzzahlen.
Das einstige Mantra der Autobauer - "Luxus läuft immer" - ist plötzlich verstummt. Stattdessen gibt es aufrüttelnde Worte: "Bentley und Lamborghini werden 2010 auch weiterhin Verluste schreiben", kündigte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch auf bei der Bilanzvorlage in Wolfsburg an.
"Jahrelang haben wir weltweit ein Wachstum des Luxussegments gesehen", blickt Berater Ulrich Eggert zurück, der eine Studie dazu erstellt hat. Und jetzt? "Die Finanzkrise hat alle Märkte getroffen", sagt er.
Kursinformationen und Charts
  Volkswagen 67,97 EUR  [0.47 +0,70%
  BMW 35,15 EUR  [-0.2 -0,57%
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Die VW-Töchter Bentley und Lamborghini machten im Krisenjahr 2009 beispielsweise 228 Mio. Euro Verlust. Im Jahr davor waren es noch Gewinne.
"Trotz derzeitiger Rückschläge halte ich die Luxusstrategie bei Autos aber nicht für verfehlt", sagt Unternehmensberater Eggert. Auch die Marktforschungsgesellschaft GfK glaubt an eine Rückkehr der Nobelmarken. Wichtige Voraussetzung dafür: Die Reichen müssen wieder reicher werden.
Im jüngsten "World Wealth Report 2009" des Kreditinstituts Merrill Lynch war die Zahl der Dollar-Millionäre um 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Ab 2012, so glaubt wenigstens die GfK, könnte sich dieser Trend wieder drehen.
Die Hersteller von Nobelkarossen setzen derweil verstärkt auf kleinere Modelle, auch wenn das natürlich relativ ist. Bentley verkauft seit einiger Zeit den Continental, Lamborghini den Gallardo - und Rolls-Royce seit Anfang des Jahres den Ghost. "Wir sind mit dem neuen Ghost sehr gut in dieses Jahr gestartet. Wenn das so weitergeht, werden wir 2010 den Absatz vom Vorjahr verdoppeln", sagt Ian Robertson in Washington voraus. Als Brite fühlt sich Robertson schon aus Tradition eng mit Rolls-Royce verbunden.
Vor seiner Berufung zum Vorstand für Vertrieb und Marketing bei BMW hat er die Nobelmarke selbst geführt. Rolls-Royce hatte selbst im Krisenjahr 2009 immerhin noch 1002 Autos verkauft - etwa fünfmal so viele wie Maybach. Der neue Hoffnungsträger Ghost kostet mit 250.000 Euro etwa 140.000 Euro weniger als das Aushängeschild Phantom. Branchenkenner erwarten für die Briten einen gewaltigen Schub und bestätigen, dass die Prognose der BMW-Luxustochter kein Hirngespinst ist. Denn kleinere Nobelmodelle verkaufen sich mittlerweile deutlich besser.
Bei Bentley macht die Einstiegsversion über 90 Prozent der Verkäufe aus. Für Rolls-Royce zeichnen sich ähnliche Tendenzen ab. "80 Prozent der Ghost-Kunden besitzen bislang noch keinen Rolls-Royce", sagt ein Sprecher der Marke. Und was viele Massenhersteller mit ihren Motoren betreiben - "Downsizing", verkleinern - dass tun manche Kunden gleich mit ihrem ganzen Auto. Auch im Luxussegment.
"In diesen Zeiten ist es eben nicht schick, zu dick aufzutragen", bestätigt Michael Schmid, Manager Automotive Research bei der GfK. "Luxus in Askese", nennt das Berater Eggert.
Er sieht darin auch einen Grund für den Misserfolg von Daimlers Nobelmarke Maybach. Mit Preisen ab 390.000 Euro besitzen die Stuttgarter kein Basismodell und liegen deutlich über den Angeboten der Konkurrenz.
Die Zukunft der Industrie, darin sind sich die Branchenkenner einig, ist grün. Selbst edle Sportwagen von Porsche  und Ferrari werden künftig mit einer Start-Stopp-Automatik und mit Hybridantrieb auf den Markt kommen. Seinen rund 110.000 Euro teuren Rennwagen R8 hat Audi  bereits mit Elektromotor präsentiert. Wer sich so ein Auto leisten kann, wird auch den Aufpreis für die teure Batterie verkraften können.
14:31:51 Kursinformationen und Charts
Name aktuell  absolut  
Volkswagen 67,97 EUR   +0,70%  0.47
BMW 35,15 EUR   -0,57%  -0.2
Porsche 46,38 EUR   +1,47%  0.67
  • 11.04.2010
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