Wenn Fluggäste in der Luft hängen

Wegen der über Island hängenden Aschewolke werden laufend Flüge ab Zürich-Kloten, Genf und Basel gestrichen. Reisende sitzen im Ausland fest. Wer demnächst ins Flugzeug steigen soll, fragt sich, was passiert, wenn die Fluggesellschaft auch seinen Kurs streicht.

Sandra Schweizer Csillany

Die Reisebranche hat die Hände voll zu tun. Das Telefon klingelt bei Fluggesellschaften, Reisebüros und Versichern. Wer soll die Kosten der ausgesetzten Flüge übernehmen?

 

Airlines können nichts für Asche
Für die Asche-Partikel in der Luft, die dem Luftverkehr Probleme bereiten, können die Fluggesellschaften nichts. Die Swiss schreibt dann auch auf ihrer Seite, wenn äussere Einflüsse sie zum Aussetzen der Flüge zwinge, befreie sie das von der «Verpflichtung zur Beförderung und von der Zahlung von Schadenersatz». Sonja Ptassek, Mediensprecherin der Swiss, präzisiert: «Gäste von Flügen, die zwischen dem 15. und dem 19. April gestrichen werden, können vom Vertrag zurücktreten. Aus Gründen der Kulanz haben sie ausserdem die Möglichkeit, ihren Flug kostenlos umzubuchen.»

Die Airlines sind also erste Anlaufstelle für Fluggäste, deren Kurs gestrichen wurde. Dabei empfiehlt es sich, möglichst frühzeitig im Reisebüro oder bei der betreffenden Fluggesellschaft vorstellig zu werden.

Versicherung nicht gleich Versicherung
Wenn Reisende irgendwo festsitzen, können Mehrkosten entstehen, etwa wenn eine zusätzliche Nacht überbrückt werden muss. Eine Vielzahl von Reiseversicherungen versprechen weiterzuhelfen, wenn der Reisende nicht von alleine weiterkommt. Ob das auch im Fall der Aschewolke über Island gilt, ist unterschiedlich. Manche Reiseversicherungen decken nur einen einzelnen Flug ab, während andere Versicherungsschutz rund ums Jahr versprechen. «Rundumschutz» nennen die Versicherungsgesellschaften das. Reiseversicherung ist also nicht gleich Reiseversicherung.

Vulkanausbrüche inklusive
«Natürlich kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten, wenn es darum geht, wer zahlen soll», sagt Pascal Hollenstein. Der Mediensprecher der Axa-Winterthur stellt Hilfe in Aussicht. Bedingung ist dabei natürlich, eine sogenannte «Intertour»-Reiseversicherung abgeschlossen zu haben. «<Vulkanische Eruption> ist bei der <Intertour> explizit mitversichert. Die sind in den Allgemeinen Vertragsbedingungen ebenso aufgeführt wie Meteorit-Einschläge.»

Mit Nerven am Ende
Stefan Vierling, CCO Sales & Marketing der Reisversicherung «Mondial Assistance» der Elvia, sagt: «Je nachdem, wie die Allgemeinen Vertragsbedingungen der Versicherung lauten, kann ein Versicherungsnehmer gegen Flugausfälle wie die derzeit stattfindenden Annullierungen versichert sein oder nicht.» Im Allgemeinfall schliesse eine Reiseversicherungspolice jedoch solche Ausfälle nicht mit ein. «In der Realität sieht es aber so aus, dass wir die Leute nicht einfach hängen lassen können, auch wenn ihre Police den momentanen Fall nicht zu hundert Prozent abdeckt», sagt Vierling. «In einem Fall wie diesem rufen viele aus dem Ausland an und sind mit den Nerven am Ende. Da sind wir kulant und leisten Hilfe, indem wir zusätzlich anfallende Kosten wie eine Hotelübernachtung oder ein Mietauto übernehmen.»





« zurück