St.Gallen: 15. April 2010, 14:40

Cozzio: «Der FC St.Gallen zahlt eher zu wenig»

Nino_Cozzio
Stadtrat Nino Cozzio findet, dass die Sicherheitskosten eher zu tief als zu hoch veranschlagt sind. Bild: Sam Thomas

ST.GALLEN. Der FCSG steht bei der Stadt St.Gallen mit rund einer halben Million Franken in der Kreide. FCSG-Präsident Michael Hüppi gibt der Polizei die Schuld. Diese verrechne zuviel für ihre Einsätze. Stadtrat Nino Cozzio nimmt zu den Vorwürfen Stellung.

Interview: Sandra Schweizer Csillany
Zu hohe Polizeikosten und keine Mitsprache beim Entscheid über Polizeieinsätze rund um die FCSG-Spiele: Das sind gemäss FC St.Gallen-Präsident Michael Hüppi die Ursachen für die Schulden, die der Fussballverein und die Betriebs AG AFG Arena (BAG) bei der Stadt St.Gallen haben. Stadtrat Nino Cozzio, Direktor für Soziales und Sicherheit, ist da anderer Meinung.
Anzeige
 
 

Der FC St.Gallen hat bei Ihnen «rund» eine halbe Million Schulden. Was bedeutet rund? Sind es eher noch mehr?
Cozzio: Die Zahl ist in etwa zutreffend, wenn man die fälligen Beträge zusammen zählt. Allerdings wird sie zusehends grösser, denn die Sicherheitskosten nehmen mit jedem Spiel weiter zu.

Michael Hüppi sagt, dass die Kosten für die Polizeieinsätze mit einer Million pro Jahr «viel zu hoch» veranschlagt würden.
Was sagen Sie dazu?
Cozzio: Dieser hohe Betrag widerspiegelt die enormen Kosten, die von Seiten der Stadtpolizei für die Sicherung im Umfeld der Fussballspiele in der AFG Arena St.Gallen erwachsen. Der Betrag ist nicht zu hoch veranschlagt, sondern eher zu tief. Wenn man wirklich alle Kosten rechnen wollte, also auch beispielsweise bestimmte Investitionen wie die Kameraüberwachung, wäre der Betrag höher.

Wie setzt sich dieser Betrag überhaupt zusammen?

Cozzio: Es sind dies vorab die Kosten für die personellen Aufwendungen, wozu auch die Entschädigungen zu rechnen sind, welche die Stadt den zusätzlichen Kräften anderer Polizeikorps leisten muss, die für bestimmte Spiele beigezogen werden.

Weiter ortet Michael Hüppi ein Hauptproblem darin, dass die Polizei allein über die Grösse eines Einsatzes entscheide. Stimmt das ?
Cozzio: Die Verantwortung für die Sicherheit im öffentlichen Raum liegt bei der Stadtpolizei. Das notwendige Aufgebot an Sicherheitskräften wird im Vorfeld sehr seriös abgeklärt. Ich habe sowohl dem Stadtparlament als auch dem FCSG mehrfach versichert, dass wir kein Interesse an zu hohen Polizeiaufgeboten haben, denn diese belasten sowohl die Korpsmitglieder als auch die Stadtfinanzen enorm. Zwischen Polizei und den privaten Sicherheitskräften gibt es selbstverständlich Absprachen über den Einsatz und die Zusammenarbeit, die im Übrigen sehr gut funktionieren.

Könnte man sich eine Änderung dieser Praxis vorstellen?
Cozzio: Nein. Solange die Verantwortung für die Sicherheit im öffentlichen Raum bei uns liegt, gibt es über diese Frage keine Diskussion. Im Übrigen wird die Risikobeurteilung der Stadtpolizei mit den Sicherheitsverantwortlichen des FCSG und der Betriebs AG AFG Arena (BAG) besprochen, und es hat diesbezüglich noch nie Differenzen gegeben.

Herr Hüppi fordert auch eine Beteiligung der öffentlichen Hand an den anfallenden Kosten rund um die FCSG-Spiele. Ist das gerechtfertigt?

Cozzio: Die öffentliche Hand bezahlt die anfallenden Kosten rund um die FCSG-Spiele ohnehin. Da diese Kosten in den letzten Jahren unverhältnismässig hoch geworden sind, haben wir vereinbart, dass auch die BAG einen Teil dazu beitragen muss, nämlich rund 60 Prozent. Es kann nicht angehen, dass nur die Steuerzahlenden der Stadt St.Gallen zur Kasse gebeten werden. Selbstverständlich zählt ein Teil des Polizeiaufgebotes zum sogenannten Service Public, welchen die Stadt zu erbringen hat, das wären dann die 40 Prozent.

Wie lange kann die Stadt beim Eintreiben der geschuldeten Summe zuwarten?
Cozzio: Wir stehen mit der BAG in Verhandlungen und gehen davon aus, dass nach der Erteilung der Lizenz nun die Finanzierung für das laufende Jahr sicher gestellt ist und die Sicherheitskosten bezahlt werden. Über Rechnungen der Stadt, deren Höhe strittig ist, werden wir mit der BAG noch Gespräche führen.

Was ist der momentane Stand der Dinge in den Gesprächen zwischen der Stadt und dem FC St.Gallen?
Cozzio: Mit dem FCSG führen wir laufend Gespräche, in denen auch der Dachverband 1879 und die BAG einbezogen sind. Da geht es vorab auch um die Sicherheit im Stadion und ausserhalb desselben. Diese Gespräche sind notwendig und sinnvoll. Zudem haben wir uns auch an den Tisch mit dem FCSG gesetzt, als es darum ging, ein unabhängiges sozioprofessionelles Fanprojekt zu lancieren. An diesem wird sich die Stadt St.Gallen finanziell beteiligen, weil wir der Prävention einen ebenso hohen Stellenwert einräumen wie der Repression. Ziel ist es, die Aufwendungen für die Sicherheit in Zukunft zu reduzieren, aber das geht nur, wenn die Gefährdung vorab auch für die ansässige Bevölkerung in Winkeln ausgeschlossen werden kann.

Was sagen Sie zum Vorwurf, die Höhe der Polizeikosten würden den Fussball töten?
Cozzio: Das kann ich nicht beurteilen, gehe aber davon aus, dass allein die Sicherheitskosten nicht zu einem Kollaps führen können. Da gibt es wahrscheinlich auch andere Probleme, wenn die Situation so prekär ist. Und nochmals: Die Stadt hat ein Interesse daran, dass es in der AFG Arena friedliche Spiele gibt und es dem FCSG gut geht. Denn insgesamt halten wir den FCSG – vorab wenn er erfolgreich ist – für einen wichtigen Standortfaktor unserer Stadt.




Share
« zurück
3 Kommentare Beitrag kommentieren
von zehnt8a
15.04.2010 17:36 Uhr

Verursacherprinzip / Sparpotential

Ich finde es beschämend, wenn Herr Hüppi glaubt, die Steuerzahler der Stadt St. Gallen müssten für die vom FCSG verursachten Kosten aufkommen.
Was heisst denn da, die verrechneten Kosten sind viel zu hoch?
Wo sind denn die Kosten beim FCSG zu hoch; insbesondere dann, wenn ab und zu das Lohn / Leistungsverhältnis der Spieler zu beurteilen ist? Herr Hüppi publizieren Sie doch mal die Lohnliste aller im Dienste des FCSG stehenden Personen (Spieler, Funktionäre etc.) Haben Sie denn da wirklich kein Sparpotential?

von avathyl
15.04.2010 18:35 Uhr

Beschämend

Beschämend sind die unglaublichen Polizeiaufgebote, die bei jedem Match in der Arena zu sehen sind. Wir haben halt das Pech, dass mit Keller-Sutter, Valier und Hansjakob schweizweit bekannte Hardliner an den Schaltstellen sitzen. Hüppi hat aber mit seinem unsäglichen Choreoverbot auch viel Unfähigkeit gezeigt. Weshalb wird nicht ein kleiner Teil dieser Summen endlich in professionelle Fanarbeit investiert wie sie in Deutschland nicht mehr wegzudenken ist. In der Schweiz reisen Wochenende für Wochende tausende von Jugendlichen ihren Vereinen nach. In St. Gallen wird auf diese Form einer Jugendkultur nur mit Repression, und Verboten reagiert. Rezepte aus der Steinzeit die uns keinen Schritt weiterbringen.

von Alpenkalb
16.04.2010 12:49 Uhr

Schande und Ärger

Das Fass ist voll! Eine halbe Kiste in der Kreide, obwohl die Stadt schon 40% übernimmt! Der FC St. Gallen ist für uns Steuerzahler seit Jahren ein Dauerärger und eine Belastung. Richtig ist zweifellos, dass der FC zum Image von St. Gallen beiträgt, nämlich zu einem lausigen. Unfähig, sich endlich des dümmsten Teils seiner Fans zu entledigen, welche ja Ursache für die horrenden Sicherheitskosten sind, will er sich erneut bei der Öffentlichen Hand bedienen. Dem Stadtrat sei in Stammbuch geschrieben: Null Toleranz gegenüber dem FC! Der FC hat seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen wie jedermann. Alles andere ist eine Frechheit. Die ewige Vorzugsbehandlung (geschenktes Land etc.) muss endlich aufhören. Andere Vereine zahlen alles selber und richten keinen Schaden an. Jetzt muss endlich Remedur geschaffen werden. Sonst muss ich mir das mit dem Steuern zahlen auch nochmal überlegen.


Um Inhalte kommentieren zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Noch keinen Zugang? Jetzt kostenlos registrieren!
Copyright © St.Galler Tagblatt AG
Alle Rechte vorbehalten. Eine Weiterverarbeitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von www.tagblatt.ch ist nicht gestattet.
Anzeige
Anzeige
Unfälle & Verbrechen
Auto brennt nach Kollision aus

ZUCKENRIET. Ein Auto hat auf der berühmt-berüchtigten Sproochbrugg-Kreuzung nach einer Kollision Feuer gefangen. Die beiden Insassen konnten rechtzeitig aussteigen, verletzt wurde niemand.... »

Gedränge auf der Autobahn

OBERRIET. Am Dienstag haben ein Autofahrer und eine Autofahrerin eine Auseinandersetzung mit ihren Autos auf der Autobahn A13 ausgetragen, wie die Kantonspolizei St.Gallen schreibt.... »

Zwei Führerausweise entzogen

HÄGGENSCHWIL. Die Kantonspolizei St.Gallen hat bei einer Geschwindigkeitskontrolle beim Atzenholzweiher zwei Führerausweise entzogen. ... »

Anzeige
Anzeige

Unfälle & Verbrechen
Bewaffneter Überfall auf Bäckerei

WIL. Zwei bewaffnete und maskierte Männer haben am Donnerstag um 21.30 Uhr eine Bäckerei an der Hubstrasse überfallen. Sie bedrohten den Angestellten mit einer Pistole und forderten Bargeld.... »

Mit Lieferwagen zu nahe an Geleise geraten

FLAWIL. Weil ein verunfallter Lieferwagen Höhe Feldhofstrasse nahe der Geleise zum Stillstand gekommen ist, mussten dort die Züge am Donnerstagnachmittag während zweier Stunden im Schritttempo fahren.... »

Nach Überholmanöver durch Luft katapultiert

ENGENHÜTTEN. Eine junge Frau hat am Donnerstag vier Autos überholt. Danach ist sie mit ihrem Wagen in einer Kurve ins Schleudern geraten. Das Fahrzeug fuhr in eine Böschung und hob für 20 Meter ab. Die Frau blieb unverletzt.... »

Unfall nach unvorsichtigem Spurwechsel

MÖRSCHWIL. Auf der Autobahn A1 in Richtung Meggenhus ist am Donnerstagmorgen ein Lieferwagen ins Schleudern geraten und schliesslich mit der Mittelleitplanke kollidiert. Die Polizei sucht Zeugen.... »

Zwei Verletzte nach Kollision auf der Stadtautobahn

ST.GALLEN. Bei einer Auffahrkollision im Rosenbergtunnel sind am Mittwochnachmittag zwei Autofahrer verletzt worden. Sie mussten ins Spital gebracht werden.... »

Fast die Hälfte war zu schnell

ESCHENBACH. Die Kantonspolizei St.Gallen hat am Dienstagnachmittag bei Eschenbach-Rapperswil Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. 268 Lenker mussten gebüsst werden.... »

Drei Räuber ermittelt

KRIESSERN. Die Kantonspolizei St.Gallen hat drei junge Männer ermittelt, die am frühen Sonntagmorgen einen 23-jährigen Mann verletzt und ausgeraubt haben. Die Täter sitzen in Untersuchungshaft. ... »

32-Jähriger erleidet Verbrennungen im Gesicht

SENNWALD. Ein 32-jähriger Mann hat am Mittwoch kurz nach 12 Uhr bei Starkstromarbeiten schwere Verbrennungen im Gesucht und an der Hand erlitten. Der Verletzte muss mit der Rega ins Spital geflochen werden.... »

Werkzeuge aus Baucontainer gestohlen

GOSSAU. Zwischen Mittwochnachmittag und Donnerstagmorgen sind unbekannte Täter auf einer Baustelle an der Kirchstrasse in einen Baucontainer eingebrochen und haben Bauwerkzeug gestohlen.... »

Kompressor von Baustelle gestohlen

RORSCHACH. Unbekannte Täter habe zwischen Freitagmittag und Mittwochmorgen bei einer Baustelle an der Seebleichestrasse einen grossen Kompressor gestohlen.... »

Archivsuche

Anzeige
Anzeige
Login

Samstag, 17. April 2010, 5.53 Uhr
© St.Galler Tagblatt – Publikation der TAGBLATT MEDIEN