Das Schreiben wurde von 62 zumeist demokratischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses unterzeichnet. Darunter ist auch der Vorsitzende des Justizausschusses der Kammer, John Conyers von den regierenden Demokraten.
Zuvor hatte Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein in einem harten Schlagabtausch im US-Senat die umstrittenen Geschäftspraktiken seiner Bank verteidigt. Die Investmentbank habe ihre Kunden während der Finanzmarktkrise nicht getäuscht, sagte Blankfein am Dienstag in einer Anhörung vor einem Sonderausschuss des Senats. Die Anleger wie die deutsche
IKB Bank hätten Risiken gesucht, "und das ist es, was sie bekommen haben". Mehrere Senatoren warfen dem Bankenchef indes "zügellose Gier" vor.
"Ich würde Blankfein nicht trauen"
Der Ausschussvorsitzende Carl Levin von den Demokraten hielt Blankfein vor, seine Bank habe Anlegern riskante Wertpapiere verkauft und gleichzeitig auf deren Kursverlust gewettet. "Und da wollen Sie, dass die Leute Ihnen vertrauen? Ich würde Ihnen nicht trauen", sagte Levin.
Goldman Sachs hatte seinen Kunden sogenannte CDOs verkauft, komplexe Kreditderivate, die auf mehrfach verbrieften Immobilienhypotheken beruhten. Zugleich wettete ein Goldman-Großkunde, der Hedge-Fonds Paulson, auf den Ausfall eben dieser Hypotheken - mit Erfolg. Während sich Paulson eine goldene Nase verdiente, machten die Käufer der CDOs massive Verluste. Allein die IKB musste laut US-Börsenaufsicht SEC 150 Mio. $ abschreiben.
Blankfein wies den Vorwurf zurück, Goldman Sachs habe bewusst einen Interessenkonflikt in Kauf genommen, indem das Institut Wertpapiere verkauft habe, auf deren Kursverlust es zugleich spekuliert habe. "Wir wickeln Hunderttausende, wenn nicht Millionen Transaktionen am Tag ab", sagte der Vorstandschef. Bei jeder Transaktion gebe es Käufer und Verkäufer und damit potenzielle Gewinner und Verlierer.
Goldmans Frankenstein-Produkte
Blankfein war der letzte Zeuge, der am Dienstag gehört wurde. Zuvor hatten auch fünf gegenwärtige und zwei ehemalige Manager von Goldman Sachs das Verhalten des Finanzkonzerns in der Krise verteidigt, darunter der von der SEC namentlich beschuldigte Händler Fabrice Tourre. "Ich weise die Anschuldigungen der SEC kategorisch zurück", sagte der 31-Jährige, von dem in den vergangenen Tagen mehrere für Goldman Sachs peinliche E-Mails veröffentlicht wurden. In einer davon räumte Tourre ein, die von ihm kreierten Finanzprodukte seien ihm selbst nicht geheuer. Er verglich sie mit dem "Frankenstein-Monster, das sich gegen seinen Erfinder wendet".
Die Hoffnung der US-Demokraten, die Empörung über Goldman könnte ihren Plänen für eine Reform der Finanzaufsicht neuen Schwung verleihen, wurde enttäuscht. Die Republikaner im US-Senat stimmten am Dienstag erneut gegen die Aufnahme einer Debatte über die Reformpläne, weil sie Änderungen an dem von den Demokraten präsentierten Gesetzentwurf wünschen.