27.04.2010, 10:40
Hoher Gewinn: Investmentbanking der Deutschen Bank boomt
Josef Ackermanns Quartalsbilanz kann sich sehen lassen: Das Investmentbanking spielt eine Rekordsumme ein, die Eigenkapitalrendite liegt deutlich über 25 Prozent. Der Ausblick ist jedoch alles andere als euphorisch, die Aktie sackt ab und zieht den Dax mit.
von Joachim Dreykluft
und Christine Mai
Die
Deutsche Bank hat dank eines Rekordergebnisses in der Investmentsparte im ersten Quartal 2010 1,8 Mrd. Euro nach Steuern verdient. Analysten waren im Vorfeld von lediglich 1,4 Mrd. Euro ausgegangen. Die Eigenkapitalrendite des Instituts betrug nach eigenen Angaben 30 Prozent und liegt damit deutlich über dem selbgesteckten Ziel von Vorstandschef
Josef Ackermann von 25 Prozent. Vor Steuern beträgt der Gewinn laut Mitteilung der Bank 2,8 Mrd. Euro. Dies sei, gemessen an dieser Kennziffer, das zweitbeste Quartalsergebnis in der Geschichte des Geldhauses.
Vom Datendienstleister Bloomberg befragte Analysten hatten im Durchschnitt einen Vorsteuergewinn von knapp über 2 Mrd. Euro erwartet. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres war ein Vorsteuergewinn von 756 Mio. Euro angefallen, unter dem Strich standen 1,3 Mrd. Euro. Vor Jahresfrist erwirtschaftete die Bank ein Vorsteuerergebnis von 1,8 Mrd. Euro, der Überschuss belief sich damals auf 1,2 Mrd. Euro.
Anleger reagierten trotz der Rekordzahlen enttäuscht: Die Aktie drehte nach anfänglichen Gewinnen mehr als zwei Prozent ins Minus und zog auch den Dax mit, der 0,3 Prozent verlor. Sorgen machte den Investoren offenbar vor allem der nach wie vor fehlende Ausblick für das laufende Jahr. Finanzchef Stefan Krause sagte bei einer Telefonkonferenz auf Nachfrage lediglich, die Bank sei im laufenden Quartal "positiv".
Laut Ackermann war vor allem das Investmentbanking für den hohen Gewinn im Auftaktquaeral verantwortlich. Die Sparte mit der internen Bezeichnung CIB (Corporate and Investment Banking) habe einen Vorsteuergewinn von 2,7 Mrd. Euro erzielt, so viel wie nie zuvor in einem Quartal. Dies sei umso bemerkenswerter, sagte Ackermann laut Mitteilung, als die Bank ihre Risikopositionen deutlich reduziert und den Eigenhandel auf ein sehr geringes Niveau zurückgefahren habe.
Zudem bekräftigte Ackermann das Ziel der Bank, bis 2011 ein Ergebnis vor Steuern von 10 Mrd. Euro zu erreichen. Viele Analysten hatten vor Bekanntgabe der Zahlen bezweifelt, dass dies zu erreichen sei. Ackermann blieb in seinem Ausblick für das laufende Jahr vorsichtig und gab weiterhin kein konkretes Gewinnziel an: Die Lage habe sich noch nicht vollkommen entspannt, heißt es. "Im ersten Quartal 2010 hat sich die Weltwirtschaft spürbar stabilisiert, auch wenn noch einige Risiken verbleiben", sagte er. Die wirtschaftlichen Aussichten seien weiterhin durch ein hohes Maß an Unsicherheit geprägt. Außerdem rücke der Ausstieg aus der aktuell sehr expansiven Geld- und Zinspolitik sowie anderen staatlichen Stützungsprogrammen näher. Das Ertragsniveau in den meisten Geschäftsfeldern der Bank werde deshalb 2010 niedriger als im Vorjahr liegen.
Das Ausfallrisiko durch faule Kredite sieht die Bank inzwischen deutlich geringer als noch vor Jahresfrist. Die Risikovorsorge für die gesamte Bank liegt mit 262 Mio. Euro nur noch halb so hoch. In der Investmentsparte beträgt sie mit 90 Mio. Euro nur noch ein Viertel des Wertes im ersten Quartal 2009. Die Vorsorge für Ausfälle bei Privat- und Firmenkunden liegt mit 173 Mio. Euro allerdings sogar etwas über Vorjahresniveau. Auch andere internationale Großbanken hatten für das abgelaufene Quartal berichtet, dass sie die Risikovorsorge zurückgefahren haben.
Kursinformationen und Charts
Zuvor hatten bereits Konkurrenten wie
JP Morgan Chase ,
Goldman Sachs und
Credit Suisse Milliardengewinne vermeldet. Sie alle profitieren davon, dass das Kapitalmarktgeschäft nach einer saisonal bedingten Flaute im Schlussquartal 2009 wieder angezogen hat. Vor allem das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren läuft wieder gut - hier ist die Deutsche Bank besonders stark.
Die Personalausgaben der Deutschen Bank im Quartal betrugen 3,6 Mrd. Euro nach 3,0 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Ein Grund sei die britische Bonussteuer, die mit 120 Mio. Euro zu Buche geschlagen hatte. Banken müssen im Vereinigten Königreich 50 Prozent Steuern auf Prämien über 25.000
Pfund zahlen. Dazu kamen zusätzliche Personalausgaben von 90 Mio. Euro im Zusammenhang mit dem Kauf der ehemaligen Privatbank Sal. Oppenheim.
Teil 2: Das Geldhaus zählt zu den Gewinnern der Krise
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27.04.2010
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