26.04.2010, 19:37

Sicherheitsbedenken: IT-Umstellung macht HVB krank

Exklusiv Die Münchner HypoVereinsbank (HVB) zieht bei der Einführung einer neuen Banksoftware erneut die Reißleine: Nur eine Woche vor dem für Anfang Mai terminierten Start der neuen Software Eurosig wird das Mammutprojekt aus Sicherheitsbedenken abermals verschoben. von Gerhard Hegmann München

Bei Testläufen am Wochenende ergaben sich noch immer Probleme. Daher beschloss der Vorstand auf seiner Sitzung am Montag einstimmig, den Start am kommenden Wochenende abzublasen. Insgesamt handelt es sich um die vierte Verzögerung der 2006 angekündigten Umstellung. Intern wird Eurosig bereits "Euro-Sick" (sick; engl: krank) ) bezeichnet.

Hat Probleme mit der IT, wahrscheinlich aber bald auch eine neue Bank: HVB-Chef Theodor Weimer

Der für das Projekt verantwortliche Vorstand Heinz Laber wollte am Montag keinen neuen Zeitpunkt für einen erneuten Versuch nennen. "Wir können nur umstellen, wenn ein Wochenende auf ein Monatsende fällt." Nach dem Kalender wäre dies also Ende Juli - oder sogar erst Ende Oktober. Als Einführungstermine waren bereits Oktober 2009, Anfang 2010 und zuletzt Anfang Mai fest verkündet worden.

Für die in Unicredit Bank umgetaufte HVB entwickelt sich die Eurosig-Einführung damit zu einem Dauerproblem mit enormen internen Auswirkungen. Rund 2000 Mitarbeiter sind mit dem Eurosig-Projekt befasst. Von der Umstellung betroffen sind etwa 17.000 Mitarbeiter, die dann mit neuen Benutzeroberflächen und Eingabemasken in den Filialen arbeiten müssen. In den vergangenen Monaten hatte es bereits umfangreiche Schulungen für die Beschäftigten gegeben - doch "Euro-Sick" läuft noch immer nicht.

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Wie es heißt, hat der scheidende HVB-Finanzvorstand Rolf Friedhofen große Bedenken gegen die jetzige Eurosig-Einführung geäußert. Er stimmte zusammen mit den anderen Vorständen am Montag gegen die aktuelle Umsetzung.

Wie HVB-Vorstand Laber sagte "waren wir auf der Kundenseite startklar, aber nicht in allen Teilen der Prozesskette." Es wäre anderenfalls zu wochenlangen manuellen Nacharbeiten gekommen.

Nach FTD-Informationen hätte die Finanzaufsichtsbehörde Bafin eine schriftliche Zusage über den reibungslosen Eurosig-Ablauf von allen Vorständen gefordert. Dies war den Vorständen allerdings zu riskant. Deshalb entschieden sie einstimmig gegen den Start Anfang Mai. HVB-Vorstandschef Theodor Weimer hatte wiederholt erklärt, dass er notfalls das Projekt nochmals verzögert, sofern nicht alles reibungslos läuft.

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HVB-Vorstand Laber wies Spekulationen zurück, er könne die Bank wegen der anhaltenden Eurosig-Probleme verlassen. Der 56-jährige: "Ich gehe nicht von Bord und ziehe das Projekt bis zum erfolgreichen Abschluss durch."

Mit Eurosig will die italienische Unicredit-Gruppe schrittweise ihre großen Tochterbanken in Deutschland, Österreich und Polen an die Kernbanksoftware der Muttergesellschaft anbinden. Etwa 60.000 Beschäftigte könnten dann mit einer gemeinsamen IT-Plattform arbeiten.

Ersetzt werden sollen die unterschiedlichen nationalen Einzellösungen. Unicredit hat die Umstellungskosten und die erhofften Synergien nie öffentlich beziffert. Durch Eurosig würden "die Strukturen weniger komplex, günstiger und effizienter", hieß es allgemein.

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