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  22.04.2010, 11:58    

Vorwürfe gegen US-Bank: Jerry Markham - Was für Goldman spricht

Kommentar Die Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen Goldman Sachs steht auf wackeligen Füßen. Die Bank hat sich als ganz normaler Mittler zwischen zwei Parteien mit unterschiedlichen Strategien verhalten. von Jerry Markham
Jerry Markham ist Professor für Recht an der Florida International University in Miami.
Die Vorwürfe der US-Börsenaufsicht SEC gegen Goldman Sachs  haben weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Goldman versichert, dass die Vorwürfe grundlos seien und einer rechtlichen Grundlage entbehrten. Eine Prüfung der SEC-Klageschrift und der Begleitumstände deutet darauf hin, dass Goldman womöglich nicht ganz unrecht hat.
Die SEC wirft der Investmentbank Goldman Sachs Betrug vor   Die SEC wirft der Investmentbank Goldman Sachs Betrug vor
Die SEC wirft der Bank vor, auf betrügerische Weise synthetische Collateralized Debt Obligations (CDOs) zusammengestellt zu haben, die an die deutsche Bank IKB  verkauft wurden. Die SEC behauptet, Goldman habe der IKB nicht mitgeteilt, dass die den CDOs zugrunde liegenden Subprime-Hypotheken vom Hedge-Fonds-Manager John Paulson  ausgewählt wurden. Paulson war damit berühmt geworden, dass er zwischen 2007 und 2008 mit Wetten gegen Subprime-Hypotheken 5,7 Mrd. $ verdient hat. Die SEC misst dem eine große Bedeutung zu, denn Paulson wettete mit Credit Default Swaps (CDS) von Goldman auf einen Wertverlust dieser CDOs, nahm also eine Short-Position ein.
Obwohl Goldman nach eigenen Angaben bei der Transaktion 90 Mio. $ verloren hat, wirft SEC der Bank Betrug vor, weil sie die Rolle Paulsons nicht offengelegt hatte. In den Vorwürfen der SEC laufen drei Stränge zusammen. Erstens wirft die Behörde Goldman vor, die Bank habe die Vermögensverwaltung ACA Management getäuscht, die bei der Auswahl der im CDO beinhalteten Hypotheken im Auftrag der IKB agierte. Die SEC sagt, ACA habe zwar Paulsons Empfehlungen für die enthaltenen Hypotheken angenommen, doch Goldman habe ACA verschwiegen, dass Paulson durch CDS eine Short-Position auf dasselbe Hypothekenportfolio eingegangen war. In der SEC-Klageschrift heißt es weiter, Goldman habe ACA irregeführt, indem es das Unternehmen glauben ließ, Paulson habe in Wirklichkeit auf einen Wertzuwachs der Hypotheken gewettet.
Dieser Vorwurf erscheint ein bisschen albern, zumal in vielen Medien darüber berichtet wurde, dass Paulson geraume Zeit vor der fraglichen Transaktion eine 1 Mrd. $ schwere Wette gegen Subprime-Hypotheken eingegangen war. Paulson sagte sogar öffentlich, er habe den Betrag dadurch verdoppelt, dass er gegen den Subprime-Hypothekenmarkt gewettet habe. Angesichts dieser öffentlichen Bekundungen konnte ein erfahrener CDO-Manager wie ACA nicht ernsthaft glauben, dass Paulson auf eine Wertsteigerung der Hypotheken setzen würde, die er ACA empfohlen hatte.
Der zweite Strang an Vorwürfen dreht sich um die Behauptung, Goldman habe die IKB nicht direkt darüber informiert, dass Paulson die von Goldman angebotenen CDOs ausgewählt und auf ihren Wertverfall gewettet habe. ACA agierte aber im Auftrag der IKB. Rechtlich betrachtet ging damit das Wissen von ACA um Paulsons Beteiligung und Handelsposition auf die IKB über. Zudem agierte Goldman wie jeder Swap-Händler als Mittler zwischen zwei versierten Parteien mit unterschiedlichem Investmentansatz. Goldman versuchte, die Positionen dieser Parteien durch strukturierte Trades anzunähern, die die Ziele beider Händler erfüllen. Zumindest bis zu diesem Fall hatte solch ein Händler nicht die Pflicht, die Parteien über die Investitionen des jeweils anderen in Kenntnis zu setzen, ganz zu schweigen von dessen Identität.

Teil 2: Jeder Spekulant ging ein Risiko ein

  • 22.04.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
  • 24.04.2010 02:20:54 Uhr   Franz: Etwas offener darf's schon sein!

    Die Brüder von GS reißen mit wenigen anderen "systemisch" Großen sehenden Auges die Welt in den Abgrund und sorgen seit Jahren mit abgekartetem Spiel bei Öl, Edelmetallen, Nahrungsmitteln, Währungen, Staatsanleihen und vor allem den 600 Bill. (!) CDS für einen baldigen finalen Weltcrash mit dem Niedergang des Aberndlandes.
    Und das einzige womit die Aufsicht und die Politik nach Jahren kontert sind nun solche Pseudospiele wie bei Al Capone der am Ende nach Jahren gerade wegen Steuerbetrug eingesperrt wurde.
    Für den Plebs gibt's gleich bei Bagattellen die schwedischen Gardinen, für die apokalyptischen Reiter der Finanzbranche gibt's einen Schulterklopfer und die Schlüssel zum Kanzelamt für Privatpartys.
    Aber wer aus seiner Truppe die US-Finanzminister stellt und dann ähnlich wie in Deutschland vom Bock zum rettenden Gärtner von der Politik sicher uneigennützig geschlagen wird, der hat im Nachgang die exklusive Deutungshochheit der Ereignisse - und der Steuerzahler mit seinen Kindern und Enkeln kann dann halt etwas flotter fürs "Gott, Volk und Vaterland" werden.

    Etwas mehr investigativen Journalismus und die offene Benennung "des Kaisers neuer Kleider" anstatt einer unterwürfigen Hofberichterstattung würde der ftd öfters zu Gesicht stehen.

  • 23.04.2010 09:57:07 Uhr   C. Volcker: Falsche Argumentation zurecht gelegt
  • 22.04.2010 15:15:47 Uhr   Wilhelm C. Kast : Jerry Markham - Was für Goldman spricht
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