26.04.2010, 14:34
VW und GM in China: Das große Duell um die Volkswagen-Republik
VW und GM balgen sich um den chinesischen Markt. Ob Taxi oder Elektroauto, kaum ein Segment bleibt von dem Konkurrenzkampf verschont - während beide Konzerne beständig Marktanteile verlieren. Nun pumpen die Wolfsburger weitere Milliarden in den Markt.
von Christiane Kühl
Wang Xiaodong ist stolz auf seinen nagelneuen, leuchtend weißen VW Touran. "Das ist das beste Auto das ich bisher gefahren habe", sagt der Schanghaier Taxifahrer und lächelt. "Aber noch lieber hätte ich einen Buick abbekommen."
Dass für Wang eine andere Marke zur Debatte steht, ist ein Novum. Seit Jahrzehnten dominiert Volkswagen den chinesischen Taximarkt, erst jetzt drängt General Motors (GM) nach. 350 Hybrid-Buicks rollen für Wangs Arbeitgeber, den Taxiruf Dazhong, über Schanghais Straßen. "Natürlich möchten wir auf diesem Markt mitspielen", sagt Tim Lee, Präsident von GMs Auslandszweig GMIO, der von Schanghai aus alle Aktivitäten außerhalb Nordamerikas und Europas koordiniert.
Beim VW-Händler in Peking: Viele Chinesen entscheiden sich auch für Konkurrenzmodelle von GM
Der Taximarkt mag ein Nebenschauplatz sein. Doch er macht die wachsende Konkurrenz zwischen den beiden großen ausländischen Autoherstellern in China sichtbar. Dank des frühen Markteinstiegs war
VW hier lange unangefochten. Seither rücken andere den Deutschen auf den Pelz, allen voran GM.
China ist sowohl für GM als auch für VW immens wichtig. Als "zweiten Heimatmarkt" bezeichnet VW China seit 2009, noch in diesem Jahr werden die Wolfsburger hier mehr Autos verkaufen als irgendwo sonst. GM ist bereits so weit. Beide haben mehrere Joint-Venture-Partner. Einen teilen sie sich: den chinesischen Marktführer Shanghai Automotive Industry (SAIC).
Und beide Autokonzerne gaben für das erste Quartal 2010 Rekordabsätze in China und Hongkong bekannt: VW verkaufte hier einschließlich Audi und anderer Konzernmarken 457.259 Autos, gut 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
GM steigerte die Verkäufe sogar um 71 Prozent und kam zwischen Januar und März auf 623.546 verkaufte Wagen in China. Zählt man nur die Pkw, liegt VW vorn. GM dagegen macht seit Monaten ein glänzendes Geschäft mit preiswerten Minivans aus seinem Joint-Venture mit Wuling, die in Statistiken in eine andere Kategorie fallen.
Die Investmentbank Morgan Stanley wiederum sieht GM bei den Pkw-Verkäufen vorn. Sie berechnet die Absätze der beiden Joint-Ventures, die GM und VW mit SAIC unterhalten, auf Basis von Händlerdaten und offiziellen Statistiken. Hongkong lässt sie dabei aus. Demnach lag Shanghai GM mit seinen Buicks und Chevrolets im ersten Quartal 2010 erstmals vor Shanghai VW, das unter anderem den Polo, den Touran und die Chinaversion des Passat namens "New Lingyu" produziert.
Beide Konzerne geben sich hinsichtlich ihres Chinageschäfts äußerst optimistisch. Was sie nicht sagen: Ihre Marktanteile drohen zu sinken, denn der Wettbewerb untereinander und mit der lokalen Konkurrenz wird härter. Der Gesamtmarkt wuchs mit 72 Prozent sogar noch schneller als die beiden Großen. Da konzentrieren sich VW und GM lieber auf absolute Zahlen. Und erhöhen die Prognosen.
Teil 2: VW investiert 6 Mrd. Euro in China
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26.04.2010
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