Zwar gebe das soziale Umfeld in der Regel vor, ob junge Menschen den Weg zum Raucher einschlagen - mit Beginn des Nikotinkonsums beeinflussten aber die Gene, ob Jugendliche etwa zu Gelegenheitsrauchern oder Kettenrauchern mit besonders hohem Suchtpotenzial würden, sagte Grabe.
Nikotin entfalte im Gehirn innerhalb kürzester Zeit seine stimulierenden Effekte wie Erhöhung von Aufmerksamkeit, Konzentration und kreativem Denken bei gleichzeitiger Beruhigung und Steigerung des Wohlbefindens über die Aktivierung von so genannten Nikotinrezeptoren. Diese befänden sich im Gehirn, nähmen die Suchtstoffe unmittelbar auf und setzten anschließend zügig Glückshormone wie die Neurobotenstoffe Dopamin und Serotonin frei.
Medikamente könnte an Rezeptoren andocken
Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass das Suchtverhalten durch einen unterschiedlichen Abbau von Nikotin durch Enzyme in der Leber beeinflusst werde. Die Erbgut-Studie konnte jedoch nachweisen, dass die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten durch bestimmte Variationen in den Genen der Nikotinrezeptoren beeinflusst wird.
Die Forschungsergebnisse können nach Ansicht Grabes dazu beitragen, schneller Medikamente zu entwickeln, die gezielt diese Wirkmechanismen direkt an den Rezeptoren im Gehirn aufgriffen und die Suchtanfälligkeit verminderten.
Für die Studie unter Koordination von Wissenschaftlern der Oxford University wurden weltweit 41.150 Menschen aus 20 Bevölkerungsgruppen untersucht. Darunter befanden sich auch 4000 Probanden aus der Greifswalder SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) des Forschungsverbundes Community Medicine.