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  28.04.2010, 12:24    

Arbeitsschutz: Großraumbüros machen krank

Was Betroffene immer schon wussten, haben Schweizer Forscher nun nachgewiesen: Open Offices gehören abgeschafft. von Heinz-Roger Dohms
Dieser Artikel entsteht unter katastrophalen Bedingungen. Links vom Autor, keinen halben Meter entfernt, diskutieren die Onlineredakteure gerade über Risikoaufschläge portugiesischer Staatsanleihen. Von rechts eilt nun der befreundete Kollege vom Layout heran: "Sag mal, hast du eine Ahnung, ob das Bayern-Spiel heut Abend live im Free-TV übertragen wird?" Und da, das hat gerade noch gefehlt. Die Chefin vom Dienst, ganz aufgeregt winkt sie herüber: "Wann wird denn die Großraumgeschichte endlich fertig? Die hätte vor einer halben Stunde ins Korrektorat gemusst. Beeil dich bitte!"
"Ja, ja, ein paar Minuten noch, wirklich nur ein paar Minuten." (Wenn sie nicht dauernd nachfragen würde, wären wir lange durch mit dem Text.)
Auch was die alltäglichen Bürowehwehchen betrifft, ist der ...   Auch was die alltäglichen Bürowehwehchen betrifft, ist der Großraum von Nachteil
Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, beim Thema Großraumbüros. Was wir Open-Office-Geschädigten immer schon ahnten, haben Schweizer Forscher nun erstmals auf breiter wissenschaftlicher Basis nachgewiesen: Großraum hat keinen Sinn. Zumindest für diejenigen, die im Großraum arbeiten müssen. Mag sein, dass die Chefs in ihren schnieken Einzelbüros da anderer Meinung sind.
Gut 1200 Beschäftigte aus unterschiedlichsten Berufen hat das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft in Kooperation mit der Hochschule Luzern befragt. Die Ergebnisse der Erhebung sind eindeutig. Beispiel Lärm: In Büros mit mehr als 16 Mitarbeitern fühlen sich 80 Prozent der Befragten regelmäßig durch Gespräche oder Telefonate gestört - in Zweierbüros sind es nicht mal 30 Prozent. Dementsprechend steigt mit der Zahl der Bürokollegen die Zahl der Arbeitsunterbrechungen.
Auch was die alltäglichen Bürowehwehchen betrifft, ist der Großraum von Nachteil. Einerlei, wonach die Forscher nun fragten, ob nach Müdigkeit, Schweregefühl im Kopf, juckenden Augen oder verstopfter Nase - immer litten die Open-Officer am stärksten (was vermutlich daran liegt, dass sich im Großraum immer ein Kollege findet, der sich dagegen wehrt, ein Fenster aufzumachen). Wundert da, dass vier von zehn Großraumbeschäftigten mit ihrer "Bürosituation im Allgemeinen" sehr oder gar außerordentlich unzufrieden sind? Zum Vergleich: Acht von zehn Arbeitnehmern mit Einzelbüro geben an, sie seien ziemlich, sehr oder - fast 50 Prozent - außerordentlich zufrieden.
"Einzelbüros für alle" müsste die Losung lauten, doch der Trend geht in die andere Richtung. "Offene Raumstrukturen nehmen zu", sagt Matthias Pietzcker von der Consultingfirma Quickborner Team, die Großunternehmen bei der Planung neuer Bürogebäude berät. Kritiker dieser Entwicklung sehen dahinter den Sparwahn von Arbeitgebern, "die Mieten und Heizkosten niedrig halten wollen", wie Michael Kastner, Leiter des Instituts für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke, sagt. Büroplaner Pietzcker meint hingegen, dass "die Anforderungen der modernen Arbeitswelt so komplex sind, dass es anders nicht mehr geht". Zudem seien heutige Großraumbüros dank Rückzugsflächen oder Lärmabsorbern ruhiger als herkömmliche Viermannbüros.
Die Arbeitnehmer selbst sehen das anders - und zumindest ein Argument dürfte auch die Arbeitgeber interessieren: Der Schweizer Studie zufolge ist die Zahl der Krankheitstage bei Großraumbeschäftigten deutlich höher als bei anderen.
Wir für unseren Teil können das gut nachempfinden. Die Luft steht, der Kopf schmerzt - und die Chefin vom Dienst winkt schon wieder.
  • 28.04.2010
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