FTD.de » Politik » Deutschland » Mit der Gartenschere an den Bundeshaushalt

84 Bewertungen  Schriftgröße: AAA

  17.05.2010, 19:28    

Sparprogramm: Mit der Gartenschere an den Bundeshaushalt

Leitartikel Kaum gibt es ein bisschen Streit um die anstehende Sparrunde, rufen Unionspolitiker nach pauschalen Kürzungen nach der Rasenmähermethode. Das jedoch wäre einer Regierung, die auf sich hält, unwürdig.
Endlich streiten sie über das Richtige. Befreit vom Druck der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen liegen sich die Berliner Koalitionäre in den Haaren, wo genau denn nun das große Sparen beginnen soll. Das war zu erwarten. Und das ist gut so. Deshalb sollten Union und FDP nun nicht versuchen, den Streit im Keim zu ersticken, indem sie pauschale Kürzungen nach der Rasenmähermethode fordern. Damit würde die Koalition sich ein Ohnmachtszeugnis ausstellen.
Wo genau die Milliarden herkommen sollen, um die der Bundeshaushalt gekürzt werden muss, ist eine elementare Frage politischer Gestaltung. Wenn es ein Thema gibt, das eine öffentliche Debatte verdient hat, dann ist es dieses. Ein Staat, der nach der Rasenmähermethode kürzt, beraubt sich seines wichtigsten Gestaltungselements: der zielgerichtete Einsatz der Staatsausgaben.
Auch wenn es einfacher sein mag, mit dem Rasenmäher einmal durch den ganzen Garten zu gehen: Eine Regierung, die etwas auf sich hält, sollte lieber den mühsameren Weg wählen und die Gartenschere da ansetzen, wo es sich am ehesten verschmerzen lässt. Bildung und Kinderbetreuung gehören sicherlich nicht dazu.
Roland Koch hat die Debatte neu angefacht   Roland Koch hat die Debatte neu angefacht
Man muss dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch geradezu dankbar sein, dass er die Debatte in seiner gewohnt schnörkellosen Art erst so richtig angefacht hat. Koch hat erreicht, was viele vor ihm vergeblich versucht haben: Er hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer klaren Stellungnahme getrieben, von der sie so schnell nicht wieder herunterkommt.
Damit ist der Streit nicht beendet, im Gegenteil. Denn wenn die Bildung nicht leiden soll, müssen andere Bereiche umso stärker bluten. Da wird es nicht reichen, die Steinkohlesubventionen zu beschneiden, wie die FDP es unermüdlich - und zu Recht - fordert. Da muss man die Frage beantworten, ob die Arbeitsverwaltung ihre Bildungsangebote wirklich nicht zielgerichteter, effizienter und billiger organisieren kann.
Ob die unbegreifliche Liste der Mehrwertsteuer-ermäßigungen auf alle Zeit von Lobbyinteressen beschützt werden darf oder ob es nötig ist, dass der Staat per Pendlerpauschale Wohnen weit weg vom Arbeitsplatz begünstigt. Und will sich der Staat wirklich noch ein Betreuungsgeld leisten, das jenen 70 Prozent der Eltern zugutekäme, die ohnehin keinen der raren Krippenplätze ergattern können? Wer solche Fragen klären will, muss ein paar Wochen Streit aushalten. Danach muss er die Kraft für ein Machtwort haben und seine Beschlüsse durchziehen.
Die Aufstellung des Haushalts 2011 ist für die schwarz-gelbe Koalition die erste wirkliche Bewährungsprobe. Jetzt kann sie zeigen, ob sie sich doch noch dazu durchringen kann, Regieren als Aufgabe zu verstehen und nicht als Übergangszustand bis zum nächsten Wahlkampf. Schafft sie das nicht, kann sie immer noch vor den Lobbyisten kapitulieren und zur Rasenmähermethode greifen. Dann aber wissen die Wähler wenigstens, woran sie sind.
  • 17.05.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
  • 17.05.2010 23:41:02 Uhr   Jesaja: Point-of-no-return!

    „Deadline“ der natürlichen Begleichung der Staatsschuld ist längst überschritten und Politik weißt das genau!

    1833.Mrd der Staatsschuld entsprechen beim Abstottern über 10.Mrd EUR p.a. der "Schuldenbremse" nur linear berechnet:
    *183.Jahre*!
    Und korrekterweise mit Zinseszins berechnet sicher so um die:
    *1000.Jahre*!

    Die „implizite Schuld“ von *6000.Mrd* der durch den Staat eingegangenen Pensions- und Sozialpflichten gar nicht erwähnt, da diese sowieso weitgehend durch zugrundeliegende Generationsverträge unbezahlbar u.a. wg.:

    1. fortschreitender Deindustialisierung in DE zugunsten der aufstrebenden Entwicklungsstaaten in Asien mit rasanten negativen Transformation unserer noch Steuern einbringenden Vollarbeitsplätze in zuschusspflichtige Prekärjobs (sinkenden Steuereinnahmen, steigende Sozialkosten, steigende Refinanzierungzinsen)!
    Seit 2005 mit Einführung von Hartz-IV sind von 28.Mio. nur 22.Mio. sozialabgabenpflichtige Jobs geblieben!

    2. der zukünftig weltweit nicht mehr geduldeten deutschen Exportexzesse mit Überschusseinnahmen (44% der Exportwertschöpfung bereits im Ausland)!

    3. der immer höheren Renten-Steuerzuschüsse bei nun kollabierenden demographischen Entwicklung (ohne das kommende exponentielle Aufschaukeln wg. Überalterung sind’s nun bereits 80.Mrd von 320.Mrd des Bundeshaushalts, also 25%! Da Bundeshaushalt z.Zt. aber nur durch 218.Mrd gedeckt ist, sind’s reell fast 40%!)

    4. Gesundheitssystem-Kollaps!

    Schulden der 40.Jahre deutscher Dauerverschuldung ab 1969 der "Politik der lockeren Hand" von Willy, & Co. können nie mehr natürlich beglichen werden und Politiker wissen‘s genau!

    Jede weitere Verzögerung der seit Jahren unausweichlichen mutigen Entscheidung der Politik des *radikalen Schuldenschnitts zu Lasten der Banken* ist ein weiterer Sargnagel in die Demokratie und führt unweigerlich bei weiterem Sozialkollaps zu baldigen Unruhen!

    Eine normale Entschuldung des Staates ist weder durch eine "Schuldenbremse", noch durch weitere Entrechtung der komplett unschuldigen Arbeiterschichten (besser: „bösen Personalkostenstellen“) über weitere feucht geistige „Agenda-Ergüsse“ des "GAZPROM-Kanzlers"!

    UND JA(!): Es waren nur exklusiv die heutigen Parteien und ihre machtgeil verblendeten Protagonisten, welche auf Pump alle vier Jahre an den Futtertrog der Macht *um jeden Preis* wollten, obwohl jeder dieser "(Volks)vertreter" den Dreisatz und Zinseszinsrechnung sicher beherrschte und so folgernd anscheinend nur dem eigenen Egoprinzip des goldenen Versorgungsfallschirms samt Credo "nach mir die Sintflut!" frönte!

    An der simplen, wahren Quintessenz kann kein medienwendiger Rhetorikkünstler rütteln!

    Und Merkels beiläufig suggestiven Interview-Anmerkungen über:
    „die *nun* durch Finanzkrise angespannte Haushaltslage“ kann man nur, in offensichtlicher Ermangelung der persönlichen Courage, als nur peinlich und einer Kanzlerin unwürdig empfinden!

Kommentar schreiben Pflichtfelder*




  Bilderserie Kritik an Regierungspolitik Merkels Freunde, Merkels Gegner
  •  
  • blättern
FTD-Wirtschaftswunder
Wirtschaftswunder - Alles über Konjunktur und Economics
Weitere FTD-Blogs

alle FTD-Blogs

  21.05. Politik Cameron bei Merkel
Politik: Cameron bei Merkel (00:01:47)

Der neue britische Premierminister David Cameron ist zum Antrittsbesuch in Berlin. Mit Bundeskanzlerin Merkel tauschte er sich auch über die Arbeitsweisen einer Koalition aus, denn damit kennen die Briten sich nicht sehr gut aus. mehr

 



FTD.de als Startseite

Starten Sie automatisch. Es geht ganz einfach. mehr


Alex - der Comic aus der FTD
Wie angeschlagen ist Angela Merkel?

 

Wie angeschlagen ist Angela Merkel?

Zum Ergebnis Alle Umfragen

Immobilien-Kompass Immobilien-Kompass

Bewertung von Wohnlagen und Immobiliensuche in Deutschland und Europa.  mehr

Who is who

Die umfassende FTD-Personendatenbank mehr

Die FTD-Personendatenbank
Sonderbeilagen Freiburg
Freiburg
  •  
  • blättern
FTD-Mobil

Aktuelle Nachrichten und Börsenkurse rund um die Uhr. mehr FTD-Mobil

Sudoku

Lösen Sie das Zahlenkniffel mehr

leicht mittel schwer

Sudoku - Lösen Sie das Zahlenkniffel
Newsletter

Egal ob Eilmeldung oder Wochenrückblick - bei uns erhalten Sie die Nachrichten, die Sie wünschen, per Mail.

Newsletter abonnieren!
markets - Das Finanzinformationsportal

Kurssuche bei markets

FTD-Podcasts

Der englische Podcast von FTD.de

21.05.   Tip of the week: using "of"

Listen and improve your English skills mehr

Wetter

Das Wetter weltweit

22.05.2010

wolkig 20°C

10°C

20 %

23.05.2010

bedeckt 21°C

12°C

35 %

24.05.2010

Schauer 20°C

12°C

60 %

25.05.2010

Regen 17°C

9°C

65 %

powered by wetter.com

DEUTSCHLAND
  •  
  • blättern
KONJUNKTUR
  •  
  • blättern
EUROPA
  •  
  • blättern
INTERNATIONAL
  •  
  • blättern
 
Home | Unternehmen | Finanzen | Börse | Politik | Management+Karriere | IT+Medien | Wissen | Sport | Auto | Lifestyle | zum Seitenanfang

© 1999 - 2010 Financial Times Deutschland
Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen

Börsen- und Finanzmarktdaten:
Bereitstellung der Kurs- und Marktinformationen erfolgt durch die Interactive Data Managed Solutions AG. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen!

Über FTD.de | Impressum | Datenschutz | Disclaimer | Mediadaten | E-Mail an FTD | Sitemap | Hilfe | Archiv
Mit ICRA gekennzeichnet

VW | Siemens | Apple | Gold | MBA | Business English | IQ-Test | Gehaltsrechner | Festgeld-Vergleich | Erbschaftssteuer
G+J Glossar
Partner-Angebote