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  18.05.2010, 21:51    

Kolumne: Wolfgang Münchau - Pseudoproblem Spekulanten

Die Transaktionssteuer ist ein populistisches Feigenblatt, um gegen die Akteure an internationalen Finanzmärkten vorzugehen. Denn das Instrument erfüllt seinen Zweck nicht. von Wolfgang Münchau 
Sie treffen sich geheim in einem Hotel, um zu beraten, wie man den Euro  aushebelt und unsere Sozialordnung zerstört. Sie sprechen Englisch, haben krumme Nasen, und wenn sie zur Attacke blasen, dann fallen sie über uns herein wie Heuschrecken, die alles abgrasen. Sie benutzen moderne Derivate, um ihr übles Spiel zu treiben, und wie auch immer ihr Spiel ausgeht, sie gewinnen. Die Zeche bezahlt der ahnungslose deutsche Steuerzahler - wie immer. Ein Glück, dass es bald die Finanztransaktionssteuer gibt.
Vielleicht ist diese Karikatur der deutschen politischen Debatte übertrieben. Aber der Grund, warum ich in der Bewertung der Euro-Krise in den letzten Wochen zunehmend pessimistisch wurde, ist ein allgemeiner Ausbruch an dummem und gefährlichem Populismus. Anstatt die Krise der Euro-Zone zu bewältigen, echauffiert man sich über Pleite-Griechen und Spekulanten. Anstatt einen vernünftigen Plan vorzulegen, wie man die gemeinsame Währung effektiv managt, begibt man sich auf Nebenschauplätze, um politisch zu punkten. Kurz: Anstatt das Problem zu lösen, sucht man nach Schuldigen. Und wer ist da besser geeignet als eine Gruppe von Menschen, von der man in Deutschland am wenigsten weiß - die Akteure an den internationalen Finanzmärkten, die man gemeinhin als Spekulanten bezeichnet.
Brauchen wir eine Finanztransaktionssteuer?

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Verluste unausweichlich
Es hat sicherlich Spekulationen gegeben, aber die extremen Schwankungen an den europäischen Kapitalmärkten haben nichts, aber auch gar nichts mit Spekulation zu tun. Die Ursache für die steigenden Marktzinsen in Griechenland und später in Portugal und Spanien sind Verkäufe echter Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen. Vielleicht war es ein irrationaler Herdentrieb, der sie dazu brachte.
Ich persönlich halte den Anstieg der Marktzinsen für rational. Vor ein paar Wochen habe ich an dieser Stelle dargelegt, warum die Wahrscheinlichkeit einer griechischen Zahlungsunfähigkeit selbst bei einem gelungenem Sparprogramm extrem hoch ist. Was auch immer Josef Ackermann , den Chef der Deutschen Bank , dazu getrieben haben mag, eben das im Fernsehen herauszuposaunen - es ändert nichts daran, dass er in der Sache recht hat. Inhaber griechischer Anleihen werden über kurz oder lang einen Verlust hinnehmen müssen.
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Die Sorgen über die hohe Verschuldung des Privatsektors in Portugal und Spanien sind ebenfalls gerechtfertigt, da für diese Schulden die Banken aufkommen und diese wiederum Staatsgarantien genießen. Vor der Krise wertete man das Kreditausfallrisiko Spaniens und Portugals als gleich null. Heute übertreibt man vielleicht etwas in die andere Richtung. Aber das hat nichts mit Spekulation zu tun. Die Markteinschätzungen haben sich der Realität genähert.
Es heißt, dass jetzt mittlerweile auch asiatische Reserve-Manager in das Lager der Skeptiker übertreten. Sie schauen sich das Chaos in der europäischen Wirtschaftspolitik an und beschließen, dass sie hier ihre Positionen herunterfahren wollen. Sie waren es, die den Euro als Währung in den letzten elf Jahren verstärkt in ihr Portfolio aufgenommen haben. Einige Kommentatoren glaubten sogar, dass der Euro den Dollar  als Weltreservewährung ablösen könne. Mehr als 25 Prozent der internationalen Währungsreserven wurden in Euro investiert. Der gesamte Zuwachs, den der Euro-Raum in den vergangenen elf Jahren erzielen konnte, droht zu zerschmelzen.

Teil 2: Anleihebesitzer am Risiko beteiligen

  • 18.05.2010
    © 2010 Financial Times Deutschland
Kommentare
  • 20.05.2010 12:23:21 Uhr   fokus: @Volkswirt

    Dann sind Sie doch sicher auch der Meinung, dass Deutschland weit über seine Verhältnisse gelebt hat.

    Ich bin mal gespannt, ob Sie Staatsverschuldung und Auslandsverschuldung auseinander halten können.

    Frage: Haben wir über unsere Verhältnisse gelebt?

  • 20.05.2010 12:12:57 Uhr   H-J.Papier: Legitimationkrise der (Volks)vertreter
  • 20.05.2010 08:38:00 Uhr   Volkswirt: @fokus
  • 19.05.2010 18:48:31 Uhr   fokus: @volkswirt
  • 19.05.2010 14:42:58 Uhr   Y.A: Die Schnelligkeit der Märkte
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